Es gibt keinen anderen Staatsbetrieb in Sachsen, der derart intransparent geführt wird wie der Flughafen Leipzig/Halle. Von Steuergeldern errichtet, hat er sich zum Profitcenter für ein ganzes Dutzend privater Frachtflugunternehmen entwickelt. Und seit 2020 steht auch das Gespenst eines Logistikzentrums für das Betreiben einer Flotte von 44 bis 60 Militärgroßhubschraubern der Bundeswehr im Raum.
Die entsprechende Ausschreibung der Bundeswehr wurde zwar im September erst einmal gestoppt, weil die Angebote der unterschiedlichen Rüstungskonsortien das geplante Budget der Bundeswehr bei weitem überstiegen. Aber mittlerweile ist der Druck hoch, denn die alten Großtransporthubschrauber der Bundeswehr sind überaltert, immer störanfälliger und damit kaum noch Rückgrat für belastbare Einsätze.Wobei die Rüstungskonzerne Rheinmetall und Lockheed Martin/Sikorsky mit ihrem Angebot durchaus nahe dran waren, für den Auftrag infrage zu kommen. Denn die erprobten Sikorsky-Hubschrauber stünden praktisch bereit, wie der MDR im September berichtete.
Nur haben diese Hubschrauber noch keine eigene Logistikbasis in der Bundesrepublik, anders als die Mitbewerber, die auf eigene Standorte zurückgreifen können. Deshalb hatte das deutsch-amerikanische Bewerbergespann den Aufbau eines eigenen Logistikzentrums am Flughafen Leipzig/Halle ins Auge gefasst. Das würde bedeuten, dass die Flughafenanwohner zum Lärm des Frachtflugbetriebs auch noch den Lärm startender Militärhubschrauber bekämen.
Und direkt vor den Toren Leipzigs würde ein militärischer Stützpunkt entstehen, der dem friedlichen Geist der Stadt so völlig widerspricht. Das nimmt die hier abgebildete Karikatur von Gerhard Mester, einem der profiliertesten Karikaturisten Deutschlands, aufs Korn. Er hat die Karikatur extra für den Verein „Leipzig bleibt friedlich!“ gezeichnet, der sich auch mit einer Petition dafür engagiert, dass alle Pläne, den Flughafen Leipzig/Halle militärisch zu nutzen, gestoppt werden. Die Petition hat mittlerweile über 2.000 Unterstützer gefunden.
Und weitere Karikaturen werden folgen, kündigt Initiator Lutz Mükke an. In der Petition formuliert der Verein seine Sorge um die schleichende Militarisierung des Flughafens: „Wir wollen nicht, dass der Rüstungskonzern Rheinmetall seine Tochterfirma Aviation Systems in die Region Leipzig/Halle verlegt und hier ein neuer Standort für Luftwaffentechnik etabliert wird. Wir nehmen mit zunehmender Sorge wahr, wie der zivile Flughafen Leipzig/Halle schleichend und ohne einen gesellschaftlichen Diskurs darüber zu einem immer größer werdenden internationalen Militärdrehkreuz ausgebaut wird. Selbst ausländische Armeen transportierten von hier aus Militärtechnik und hunderttausende Soldaten unter anderem in Kriegsgebiete nach Afghanistan oder in den Irak. Diese Entwicklung passt weder zur Historie unserer Stadt noch zu unserem heutigen Selbstverständnis.“
Womit man wieder bei der Frage ist, wer eigentlich die Entwicklung an diesem Flughafen verantwortet und wer sie eigentlich kontrolliert. Denn auch die parallele Diskussion um den 500 Millionen Euro teuren Ausbau des Frachtflugbetriebs erzählt von Intransparenz und völlig wirkungslos gemachten demokratischen Verfahren.
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Nachts stinkt es manchmal im Leipziger Zentrum nach Treibstoff, obwohl weit und breit kein Auto zu sehen ist. Aber man hört Flugzeuge! Ob die wohl Kerosin über Leipzig ablassen?