Die Einführung der Grundsteuer C in Leipzig, wie sie von der Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen vorgeschlagen wird, stößt bei den Stadtgestaltern Leipzig, einer Interessenvertretung von Projektentwicklern und Bauträgern, auf deutliche Kritik. Die Steuer, die auf unbebaute, baureife Grundstücke abzielt, soll deren Bebauung beschleunigen und Spekulation verhindern. Doch nach Ansicht der Stadtgestalter würde sie das Gegenteil bewirken.

„Aktuell scheitern die meisten Bauprojekte an den enorm gestiegenen Kosten. Eine zusätzliche Abgabe würde diese weiter erhöhen und das Bauen noch unattraktiver machen“, erklärt Dr. Ingo Seidemann von S&G Development, Sprecher der Stadtgestalter Leipzig.

„Bauträger müssen aus Planbarkeitsgründen Grundstücke bevorraten. Die zusätzlichen Kosten für die Grundsteuer C würden letztlich auf die Mieten umgelegt. Viele Grundstücke können zudem nicht bebaut werden, weil sich Planungs- und Genehmigungsprozesse in die Länge ziehen. So dauert ein durchschnittlicher Bebauungsplan in Leipzig mittlerweile 10 bis 11 Jahre. Wir brauchen eine andere Herangehensweise. Die Stadtgestalter setzen auf eine Ermöglichungskultur, stehen jederzeit mit Vorschlägen für Gespräche bereit.“

Es brauche eine konstruktive und zukunftsorientierte Wohnungspolitik, die auf schnelle und planbare Baurechtschaffung setzt und die Hürden für Wohnungsbauprojekte entfernt.

Leipzig und der Wohnungsmarkt

Leipzig braucht dringend zwischen 4.000 und 5.000 neue Wohnungen pro Jahr, um dem Bedarf gerecht zu werden. Diese Zahlen werden jedoch seit Jahren nicht erreicht – und die Perspektiven sind düster. Immer mehr Projektentwickler weichen in andere Städte wie Chemnitz aus, wo Baurecht schneller und planbarer geschaffen wird.

Allein aus den Reihen der Stadtgestalter wurden in anderen Städten 600 Wohnungen gebaut, die auch in Leipzig hätten entstehen können. Das Ergebnis: steigende Mieten und ein verschärfter Wohnungsmangel in der Messestadt.

Vor diesem Hintergrund fordern die Stadtgestalter Leipzig einen Neustart in der Wohnungspolitik. „Die Rahmenbedingungen für den Wohnungsbau haben sich grundlegend geändert. Die Immobilienbranche, Stadtverwaltung und Stadtrat müssen gemeinsam an einem Strang ziehen“, so Dr. Ingo Seidemann.

Die Stadtgestalter Leipzig in Kooperation mit dem BFW Landesverband Mitteldeutschland e.V. sind eine Initiative großer, in Leipzig bauender Immobilienentwickler. Sie planen und realisieren mit aktuell rund 7.500 Wohnungen (davon mehr als 1.000 Sozialwohnungen) den Großteil des Leipziger Wohnungsbaus sowie das Gros der Gewerbegebäude in Leipzig.

Zu den Stadtgestaltern gehören in alphabetischer Reihenfolge u. a.: AOC | Die Stadtentwickler GmbH, Baywobau Baubetreuung GmbH, NL Leipzig, BPD Immobilienentwicklung GmbH, NL Leipzig, CG Elementum AG, GRK Immobilien GmbH, Hildebrand & Partner GmbH, KSW Leipzig GmbH, LEWO AG, S&G Development GmbH, Wincon Immobilien GmbH, QUARTERBACK Immobilien AG und weitere große Marktteilnehmer.

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Keine Kommentare bisher

Die Spekulanten könnten einem schon leidtun.
Da sollen Projekte an hohen Baupreisen scheitern (in der PM wird nur vorn “Kosten” gesprochen, Grundstückspreise sind ja aber auch Kosten) aber ein beschleunigter Genehmigungsprozess würde da sicher helfen.
Aber das beste: “Bauträger müssen aus Planbarkeitsgründen Grundstücke bevorraten.” Dann müsst ihr eben schneller planen, dann wirds nicht ganz so teuer.
Wie viele der 10.000 baugenehmigten Wohnungen in Leipzig sind denn in Großprojekten der hier aufgezählten Spekulanten drin. Oder reden wir beim überwiegenden Teil nicht doch von der einfachen Baulücke oder dem Komplettsanierungsfall im Blockrand?

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