Während die Bauern landesweit für billigen Sprit demonstrieren und Straßen blockieren, bleiben die eigentlichen Probleme ihres Handwerks ungelöst – die Klimaschädlichkeit der industriellen Produktion, der ökologische Unfug der Massentierhaltung, die Belastung des Grundwassers durch Stickstoffe, Dünger und Pestizide, die Gefährdung der Böden usw. Längst müsste die deutsche Landwirtschaft auf schonende Methoden umgestellt werden. Und längst müsste es auch einen organisierten Markt für Produkte der ökologischen Landwirtschaft geben. Eine Markthalle zum Beispiel.

Über die wird in Leipzig seit über zehn Jahren diskutiert. Zeitweilig zweifelte die Stadtverwaltung den Nutzen einer Markthalle sogar massiv an. Nun soll sie zwar gebaut werden – aber vor 2030 wird der Baukomplex mit Musikschule, Volkshochschule und Markthalle auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz nicht fertig. Ein Tempo, das geradezu deutlich macht, wie wurstegal politischen Entscheidern eine naturverträgliche Landwirtschaft ist.

Die Grünen machen jetzt deshalb den Vorschlag für eine Übergangslösung.

Der Antrag der Grünen für einen Hofladen in der City

Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen in Leipziger Stadtrat bringt jetzt einen Antrag zur Etablierung eines Hofladens in der Leipziger Innenstadt ins Gespräch. Mit dem Hofladen soll die Möglichkeit für regionale Landwirt/-innen und Betriebe geschaffen werden, ihre Produkte direkt anzubieten. Gleichzeitig werde damit auch ein Beitrag zur Belebung der Innenstadt geleistet und die Direktvermarktung in und um Leipzig herum produzierter Lebensmittel gestärkt, so die Grünen.

Es geht um regionale Wertschöpfung

„Mit dem Antrag greifen wir die bereits bestehenden Diskussionen zur Stärkung regionaler Wertschöpfungsketten und Direktvermarktung im Bereich der Landwirtschaft auf und unterbreiten einen schnell umsetzbaren Vorschlag zur Stärkung der regionalen Landwirtschaft“, erläutert Jürgen Kasek, landwirtschaftspolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion, den Sinn des Antrags.

„Dabei geht es auch darum, dass ein Hofladen das Bewusstsein für regionale Produkte schärfen und stärken kann. Da die Bearbeitung der weiteren Teile des Gesamtkonzepts Landwirtschaft aufgrund der Komplexität der Themen noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird, ist es sinnvoll, diesen Teilaspekt herauszulösen und schnellstmöglich die Direktvermarktung für Leipziger und regionale Landwirt/-innen zu stärken.“

Im Oktober 2023 beschloss die Ratsversammlung als ersten Schritt das neue Vergabekonzept für das Landwirtschaftskonzept, in dem vor allem ökologische Kriterien festgelegt wurden, nach denen städtische Flächen künftig verpachtet werden sollen.

Aber natürlich müssen nicht nur Landwirte auf städtischen Flächen ihre Produktion umweltfreundlicher gestalten. Das müssen auch alle anderen Landwirtschaftsbetriebe auf dem Gebiet der Stadt. Und wenn sie ihre Produktion umstellen, brauchen sie Abnehmer oder eine funktionierende Marktstruktur, die sie in direkten Kontakt mit interessierten Kunden bringt. Also so etwas wie die Markthalle.

Denn ihre Produkte werden sie in den auf Billigproduktion getrimmten Bezugsketten der großen Einzelhandelskonzerne dann nicht mehr los. Ketten, die vor allem auf billige Produktion in großen Mengen setzen, aber nicht auf schonende und nachhaltige Landwirtschaft.

Das Beharrungsvermögen der alten Agrarlobby

Im Antrag heißt es dazu: „In den Gesprächen mit Landwirt/-innen zeigte sich, dass die Idee eines gemeinsamen Hofladens allgemein begrüßt wird. Die meisten lokalen Erzeuger*innen (Ausnahme: der Hofladen der Agrargenossenschaft Kitzen) haben allein nicht die Kapazität, eigene Verkaufsräumlichkeiten zu betreiben.

Ein gemeinsamer Hofladen kann dazu beitragen, regionale Produkte und Produktionskreisläufe zu stärken und hier produzierte Produkte im Zentrum der Stadt direkt zu vermarkten. Dies steht auch nicht in Konkurrenz zum Geschäft der Markthändler, wie die Machbarkeitsstudie zur Markthalle nahelegt.“

Die zitierte Machbarkeitsstudie, die sich die Stadtverwaltung zur Markthalle bestellt hatte, zielte fast ausschließlich auf die Markthändler von Leipzigs Frischemärkten ab, die aus guten Gründen keinen Anlass sehen, dauerhaft in die Markthalle umzuziehen, finden die Frischemärkte doch direkt in den diversen Ortsteilen statt. Und sie sind eben nicht mit den Landwirten identisch, die umweltschonend produzierte Produkte an die Kundschaft bringen möchten und müssen.

Die Diskussion im Stadtrat machte schon deutlich, dass es dafür ein großes Gesamtkonzept braucht, das die Landwirte mitnimmt hin zu einer stabilen und zukunftsfähigen Nahrungsmittelproduktion. Ein Konzept, über das zwar auch im Bundeskabinett immer wieder geredet wird. Aber es wird auf Bundesebene einfach nicht umgesetzt, weil insbesondere die großen Agrarkonzerne diese Umstellung der Landwirtschaft blockieren.

Denn sie generieren ihre Profite mit dem alten, auf Ressourcenverschleiß aufgebauten System und in riesigen Monokulturen in einer Landschaft, in der das Artensterben längst in Vollzug ist, der Wasserverlust System hat und Bodenverluste zum Acker-Alltag gehören.

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Es gibt 2 Kommentare

So schön wie der Antrag sicher gemeint ist, zeigt dieser allerdings dass wohl die Antragsteller sich noch NIE direkt / aktiv mit der Vermarktung von BIO-Produkten beschäftigt haben. Sie sollten vielmehr sich für ein geändertes Konzept der Leipziger Markttage einsetzen.

Also ich kaufe regelmäßig auf dem Wochenmarkt ein. Dort gibt es alles was das Herz begehrt von vielen regionalen Anbietern. Für Hr.Kasek wird bestimmt auch was dabei sein. Markthalle ist natürlich eine ganz andere Liga, aber Hofladen. Na ja klingt nach Nebelkerze. Gibt ja auch noch diverse Bio und selbst die Edeka Märkte haben viele regionale Produkte. Dann eher Vollgas bei der Markthalle geben.

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