Wovor die Städte in Deutschland seit Wochen warnen, tritt jetzt ein: Die Energieknappheit infolge des Ukrainekrieges schlägt auf die Strompreise und damit auf die kommunalen Stadtwerke durch, meldet die Stadt Leipzig. Der Strompreis an der Börse erreicht täglich neue Spitzen, der Markt ist in extremer Unruhe. An den europäischen Strombörsen müssen die Handelsteilnehmer daher bereits zur Sicherung der künftigen Energieversorgung getätigte Geschäfte mit Ausfallsicherheiten in Millionenhöhe unterlegen.
Darlehen soll Strombeschaffung in der Krise absichern
Dies betrifft derzeit viele Stromerzeuger und kann selbst grundsolide Unternehmen in kurzfristige Turbulenzen bringen.
Für die Leipziger Stadtwerke als Gestalter der Energiewende vor Ort sollen solche Risiken durch starke kurzzeitige Marktverzerrungen vermieden werden. Die Stadt Leipzig spannt daher vorsorglich ein Sicherheitsnetz für Liquiditätshinterlegungen an den Börsen und stellt über die LVV ihren Stadtwerken kurzfristig ein Gesellschafterdarlehen von bis zu 150 Millionen Euro zur Verfügung.
Das gibt den Leipziger Stadtwerken die Möglichkeit, auch bei weiterhin starken Börsenpreisbewegungen eine verlässliche Energiebeschaffung und Energieversorgung zu sichern.
OBM Jung sieht den Bund in der Pflicht
Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) erneuerte am Mittwoch, dem 31. August, seine Forderung nach schneller Hilfe des Bundes für kommunale Stadtwerke: „Der Bund muss auch die Stadtwerke unter den Schutzschirm holen. Es kann nicht sein, dass große Energiehandelskonzerne mit Milliarden gestützt werden, die kommunalen Stadtwerke aber leer ausgehen. Das können wir auf kommunaler Ebene nicht allein abfedern. Hier muss der Bund nachbessern. Schließlich sind es die Stadtwerke vor Ort, die Menschen und Unternehmen versorgen. Stadtwerke genießen bei den Menschen einen hohen Vertrauensvorschuss, der nicht gefährdet werden darf.“
LVV- und Stadtwerke-Geschäftsführer Karsten Rogall sagte dazu: „Die unglaublichen Preissteigerungen der letzten Tage mit Strompreisen von 1.000 Euro und mehr je Megawattstunde für 2023 haben einige Energieversorger ins Schwitzen gebracht. Die hohen Liquiditätsanforderungen hindern Stromerzeuger an der Vermarktung des künftig erzeugten Stroms, verknappen das Stromangebot und treiben Preise weiter nach oben. Das Sicherheitsnetz der Stadt Leipzig für die Leipziger Stadtwerke muss also auch ein Signal für politische Aktivitäten auf Bundesebene sein, um eine grundsätzliche Lösung für diese systembedingte Belastung der Stromerzeuger am Energiemarkt zu erreichen.“
Wartungen und Trockenheit: Knapper Strom bei Deutschlands Nachbarn
Der Grund für die Turbulenzen: Auf dem europäischen Strommarkt übersteigt die Nachfrage zurzeit das Angebot. Einer der großen Player auf dem Markt, Frankreich, ist innerhalb weniger Wochen vom Strom-Exporteur zum -Importeur geworden.
Aufgrund der Trockenheit und wegen zahlreicher Wartungsarbeiten fallen in dem Nachbarland Atomkraftwerke aus. Auch Österreich produziert aufgrund der Trockenheit in seinen Wasserkraftwerken zurzeit deutlich weniger Strom als gewöhnlich.
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