Am heutigen Mittwoch, 13. Juli, wird in der Ratsversammlung auch das Schicksal der Leipziger Messe Thema. Denn zu den Branchen, die in der Corona-Zeit am heftigsten gebeutelt wurden, gehört nun einmal auch die Messebranche. Und in frischer Erinnerung ist ja auch noch die inzwischen dritte Absage der Leipziger Buchmesse im Februar. Wie also weiter? Das war die Frage der Linksfraktion. Wirklich belastbare Antworten gibt es erst im September.

Die Corona-Pandemie beherrscht jetzt bereits seit über zwei Jahren vielerorts das Geschehen. Auch, wenn derzeit viele Lockerungen und ein nahezu „normaler“ Betrieb in der Messe- und Veranstaltungsbranche möglich sind, sind die Nachwirkungen der pandemiebedingten Schließungen noch nicht überwunden.

Gebeutelt durch die Corona-Pandemie

„Viele Bürgerinnen und Bürger, aber auch viele Mitglieder des Stadtrates zu Leipzig sind über die Situation und die weitere Entwicklung der Buchmesse und der Leipziger Messe Gesellschaft im Allgemeinen tief besorgt“, formuliert die Linksfraktion ihre Besorgnis um die Zukunft der Leipziger Messe.

„Die pandemiebedingten Einnahmeausfälle der vergangenen zwei Jahre haben offenbar die Leistungsfähigkeit der Leipziger Messe Gesellschaft so beeinflusst, dass der wirtschaftliche Betrieb und die Messe- und Veranstaltungsakquise sowie der entsprechende Betrieb nur unter Aufwendung zusätzlicher finanzieller Mittel gesichert werden können.“

Was nicht ganz neu ist. Denn schon 2020 hat der Leipziger Stadtrat einen Finanzrahmen definiert, innerhalb dessen die Stadt Leipzig der Messegesellschaft unter die Arme greifen kann: 30 Millionen Euro, die nach Auskunft der Verwaltungsspitze auch noch nicht aufgebraucht sind.

Linksfraktion besorgt um die Leipziger Messe

Aber Marianne Küng-Vildebrand, Sprecherin für Wirtschaft und Beschäftigung der Linksfraktion, beruhigt die Auskunft auf den Antrag der Linksfraktion hin nicht.

„Die Messe ist ein zentrales Aushängeschild und wichtiger Wirtschaftsfaktor für Leipzig“, sagt sie.

„Die Stadt muss der Situation ins Auge sehen: Es ist dringend geboten, die aktuelle geschäftliche und wirtschaftliche Situation der Leipziger Messe Gesellschaft realgetreu zu erfassen. Basierend auf diesen Informationen soll ein Konzept erarbeitet werden für die Absicherung der Leipziger Messe auch in Zukunft. Unsere Fraktion hat einen entsprechenden Antrag eingereicht, der in der Ratsversammlung am 13. Juli behandelt wird. Schon einmal, nach der Wiedervereinigung Deutschlands, musste sich die Leipziger Messe neu erfinden – jetzt ist es wieder an der Zeit.“

Stadt Leipzig beschwichtigt

So dramatisch aber schätzt Leipzigs Stadtverwaltung die Lage noch nicht ein. Was auch damit zu tun hat, dass es vonseiten der Messe noch gar keine belastbaren Zahlen für 2022 gibt. Weshalb die Ratsversammlung diese Zahlen auch noch nicht am heutigen 13. Juli bekommen wird, sondern erst nach der Sommerpause.

Fest steht nur, dass die Planungen, welche die Messegesellschaft 2021 vorgelegt hat, mit der Absage der Buchmesse und dem Ausbruch des Ukraine-Krieges erst einmal Makulatur sind.

„Auf Basis der vorgenannten Prämissen ging die Leipziger Messe Unternehmensgruppe in ihren Planungen für das Geschäftsjahr 2022 von Konzernumsätzen in Höhe von rund 73,5 Millionen Euro aus, woraus sich für das Planjahr 2022 ein aus der operativen Geschäftstätigkeit der Gesellschaft resultierender Finanzbedarf in Höhe von 16,8 Millionen Euro ermittelte“, fasst die Stellungnahme aus dem Geschäftsbereich des OBM die Lage zusammen.

„In der Konsequenz des im 4. Quartal 2021 gestiegenen Infektionsgeschehens und hieraus resultierender neuerlicher behördlicher Veranstaltungsverbote – in Sachsen mit Wirkung ab 22.11.2021 – wurden die zentralen Planprämissen verletzt und es zeichnete sich schnell ab, dass das Veranstaltungs- und Dienstleistungsgeschäft der Leipziger Messe Unternehmensgruppe, zumindest für das erste Quartal 2022 und ggf. darüber hinaus, erneut ganz erheblich und damit über dem der Planerstellung zugrunde gelegten Ausmaß hinaus beeinträchtigt sein wird.“

Vorerst reicht das Geld

Reicht dann aber das Geld, mit dem Leipzig das Messegeschäft stützt?

Bislang ja, heißt es aus dem OBM-Geschäftsbereich: „Zum Ausgleich pandemiebedingter finanzieller Schäden zur Sicherstellung der finanziellen Leistungs- und Investitionsfähigkeit, hatte die Ratsversammlung 2020 auf Grundlage entsprechender Basisdaten einen Grundsatzbeschluss gefasst, der einen Ausgleichsrahmen von bis zu 30 Millionen Euro für die Jahre 2020-2022 vorsieht (s. VII-DS-01538-NF-02).

Über die seitdem pandemiebedingten finanziellen Folgen auf die Geschäftstätigkeit der Leipziger Messe wurde und wird regelmäßig im Rahmen von Finanzberichterstattungen zum jeweiligen Haushaltsvollzug, sowie im Zuge der bbvl-Berichterstattung in Form der Management-, Jahresabschluss- und Wirtschaftsplanreports an den Verwaltungsausschuss informiert. Der beschlossene Finanzrahmen reicht nach gegenwärtigem Prognosestand auch für 2022 noch aus.“

Aber die Verwaltung gesteht der Linksfraktion durchaus zu, dass die Ratsversammlung ein Recht darauf hat, zeitnah über die wirtschaftliche Lage der Messe informiert zu werden. Das wird aber erst im September möglich sein.

„Belastbare aktuellere Finanzdaten für 2022 und darauf aufbauende Planungsprämissen für 2023 liegen erst im Rahmen der nächsten diesbezüglichen Berichterstattung an die Gremien bis zum 30.09.2022 vor“, heißt es in der Stellungnahme der Stadt.

„Bis zu diesem Zeitpunkt ist auch belastbarere Abstimmung der Gesellschafter auf Basis aktuellerer Prognosen der Leipziger Messe zum Finanzbedarf 2022 und im Zusammenhang mit der anstehenden Unternehmenswirtschaftsplanung 2023 zu erwarten. Entsprechend darauf basierende Planungsgrößen finden sodann Eingang in die Haushaltsplanentwürfe von Freistaat und Stadt Leipzig.“

Aber diese Zahlen werde es nicht in der Ratsversammlung geben, betont die Verwaltung: „Aufgrund damit verbundener wettbewerbsrelevanter Aspekte können bestimmte Informationen jedoch nur in nicht-öffentlicher Sitzung erfolgen. Daher ist hierzu derzeit eine gesonderte Berichterstattung im Verwaltungsausschuss geplant.“

2023 soll es wieder eine Buchmesse geben

Richtig Schlagzeilen produzierte die Leipziger Messe ja, als im Februar – im Grunde unter dem Druck zahlreicher Absagen der ausstellenden Verlage – die Leipziger Buchmesse zum dritten Mal hintereinander abgesagt werden musste. Dabei ist sie längst eines der wichtigsten Aushängeschilder der Leipziger Messe, hinter den Kulissen wird also schon daran gearbeitet, sie 2023 unbedingt stattfinden zu lassen.

„Das im Antrag angeführte ‚Zukunftsgespräch zur Leipziger Buchmesse’ am 31.3.2022 fand mit der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Frau Staatsministerin Claudia Roth, dem Beauftragten der Bundesregierung für Ostdeutschland, Herrn Staatsminister Carsten Schneider, Herrn Ministerpräsident Michael Kretschmer, Herrn Staatsminister Martin Dulig, Herrn Oberbürgermeister Burkhard Jung, dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels, Vertreter/-innen wichtiger Verlagsgruppen, dem Schriftstellerverband und der Leipziger Messe statt“, fasst die Verwaltung den Stand der Dinge zusammen.

„Im Ergebnis des Gespräches waren sich alle Teilnehmer einig, dass im Frühjahr 2023 eine Leipziger Buchmesse, als unverzichtbares Frühjahrsfestival des Lesens und der gesellschaftspolitischen Debatten, stattfinden muss. Das zeigen auch die engagierten Diskussionen und die breite Unterstützung seitens der Buchbranche und der medialen Öffentlichkeit. Zur Erhöhung der Wahrscheinlichkeit einer Durchführung der Buchmesse in Pandemiezeiten wurde, unter Auswertung bisheriger Erkenntnisse zu Pandemieverläufen 2021 und 2022 und daraus jeweils resultierender Einschränkungen, der bisherige übliche Termin der Leipziger Buchmesse vom März auf den 27.-30.04.2023 verlegt.“

Antwort der Verlage wohl erst im November

Aber spielen dann die Verlage auch wieder mit? Das war ja die entscheidende Frage. Doch wirkliche Klarheit darüber ist erst im November 2022 zu erwarten.

„Die Planung und Weiterentwicklung der Leipziger Buchmesse vollzieht sich im Dialog mit der Buchbranche, dem Buchhandel, den Medien und den Autoren. Zum dann aktuellen Sachstand würde entsprechend des Antrages bis zum 30.11.2022 informiert“, teilt die Verwaltung mit.

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Keine Kommentare bisher

In meiner Wahrnehmung findet die Leipziger Messe, bedingt durch die wiederholte Absage der Buchmesse, gar nicht mehr statt. Wenn man keine Messen veranstaltet, kann man auch nicht mehr Verluste einfahren, als durch das Vorhalten des Messegeländes eintreten. Von daher mag der Finanzrahmen noch passen. Ob aber die Buchmesse in 2023 stattfinden wird, bleibt abzuwarten. Die Pandemie ist *nicht* vorbei und vielleicht haben wir im Frühjahr nächsten Jahres eine neue Welle… Wie lange kann ein Konzept wie die Buchmesse ohne reale Durchführung des Events überleben? Gewöhnen sich nicht irgendwann alle daran, dass es auch ohne geht? Und welches Konzept hat die Messegesellschaft außer der Buchmesse? Das wird hier nicht ersichtlich…

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