Da musste tatsächlich erst Corona kommen, damit die großen deutschen Städte entdecken, wie wichtig ihre Innenstädte sind. Nicht nur zur Identifikation. Nichts ist so trostlos wie eine menschenleere City. Und dabei lebt Leipzig vom Ruf seiner lebendigen City. Entsprechend hat der Stadtrat im April auch ein Programm zur Unterstützung der Gewerbetreibenden beschlossen, um in City und Magistralen schnell wieder für Belebung zu sorgen.
Mit neuen Ideen sowie einem Budget von einer Million Euro für die Jahre 2021 und 2022 will die Stadt Leipzig ihre Zentren durch Einzelmaßnahmen wieder beleben, für neue Zielgruppen attraktiver machen, traditionelle Konsum-Angebote um neue Schwerpunkte wie Kultur oder Kommunikation ergänzen. Das kündigte Clemens Schülke, Kommissarischer Leiter des Dezernats Wirtschaft, Arbeit und Digitales, am Donnerstag, 1. Juli, an.Der alarmierende Hintergrund: Für die Zeit nach Corona prognostizierte das Institut für Handelsforschung (IFH Köln) eine Verringerung um 20 bis 35 Prozent aller Einzelhandelsbetriebe – ausgenommen Lebensmittel (Quelle: IFH Köln, „Handel in Coronazeiten“, 2021). Deutschlandweit stehen den Kommunen damit gravierende Veränderungen in ihren Innenstädten, Stadtteilzentren und Magistralen bevor – stark beschleunigt durch den massiv gewachsenen Onlinehandel.
Wobei das IFH nicht Corona selbst als Ursache angibt, sondern vor allem die veränderten Kaufgewohnheiten. Je mehr Menschen ihre Bestellungen online abwickeln, um so reicher werden die Online-Händler und je weniger können sich Läden in den Geschäftsstraßen halten.
Die Stadt tut also gut daran, mit den Partnern vor Ort gemeinsam dafür zu sorgen, dass die Innenstädte und Magistralen attraktiv bleiben.
Und da geht es nicht nur um Märkte, Feste und Werbeaktionen, auch wenn sie zentraler Teil des Konzepts sind.
Umgesetzt wird das Konzept zur Zentrenbelebung von der Stadtverwaltung Leipzig gemeinsam mit der IHK zu Leipzig und dem City Leipzig Marketing e. V. Diese haben eine gemeinsame Studie zur Zukunft der Innenstadt erstellt und daraus die nachstehenden Maßnahmen abgeleitet, welche 2021 und 2022 in Federführung der Stadt umgesetzt werden sollen. Die Informationsvorlage für den Stadtrat findet man hier.
Verschiedene Konzeptbausteine für eine attraktive City
Ein „Familiensommer Burgplatz“ ist als Freiluft-Fest für Familien, junge Menschen und Kreative gedacht. Geplant sind eine Bühne für verschiedene Kulturprogramme, Mitmach-Aktionen sowie sommerliche Erholungsbereiche. Derzeit laufen Detailabsprachen mit dem Veranstalter kmr Eventagentur und der Schaubühne Lindenfels, voraussichtliche Eröffnung ist am 15. Juli 2021. Die Veranstaltung wird so konzipiert, dass flexibel Rücksicht genommen werden kann auf die jeweils gültigen Corona-Regeln.
Vom Marktamt der Stadt Leipzig werden im Zuge des Konzepts neue Veranstaltungsformate geplant. Ein erstes Ergebnis ist die Verlängerung des aktuellen Weinfestes um eine Woche. Hinzu kommen ein erweitertes Künstlerprogramm zu den Leipziger Markttagen und die verstärkte Bewerbung aller Wochenmärkte.
Letztere sollen weiter aufgewertet werden z. B. durch Bühnen- oder Nachhaltigkeitsaktionen, Vorstellung regionaler Erzeuger und Händler sowie abgestimmte Aktionen gemeinsam mit Partnern wie der L-Gruppe, der Stadtreinigung oder der LWB.
Einstellung eines Citymanagers bei der Leipziger Tourismus und Marketing GmbH. Dessen Aufgabe: Koordination, Umsetzung und Weiterentwicklung künftiger Vorhaben zur Belebung und Transformation der Innenstadt. Die Ausschreibung der Stelle erfolgt in Kürze.
Im Rahmen des Ideenwettbewerbs „Leipzig Online Marktplatz Plus“ soll für mittelständische Händler ein Vertriebskanal ergänzend zum eigenen Ladengeschäft geschaffen werden. Die Ausschreibung wurde am 21. Mai gestartet, sie endet am 19. Juli.
Einrichtung eines Zentrenfonds mit Fördermitteln für Aktivitäten im Bereich Innenstadt, Stadtteilzentren und Magistralen. Gefördert werden zusätzliche Veranstaltungen, individuelle Ladenkonzepte (z. B. für Schauwerkstätten/Pop-Up-Stores) sowie Maßnahmen zur Steigerung der Aufenthaltsqualität (z. B. Begrünung, Infotafeln).
Mehr Dampf hinter der City-Aufwertung
Seit Jahren schon macht der Stadtrat Druck, in der City mehr Bänke und Bäume zu beschaffen. Das soll jetzt nach Willen der Stadtverwaltung etwas schneller gehen als bislang geplant.
Zur Steigerung der Aufenthaltsqualität wurden zusätzliche Haushaltsmittel für Sitzbänke und Erstanpflanzungen von Straßenbäumen an besonderen Plätzen bewilligt. Die Stadt folgt damit zugleich dem vom Stadtrat beschlossenen Sitzbankkonzept Innenstadt sowie einer priorisierten Umsetzung ihres Straßenbaumkonzeptes. Außerdem sollen Umbau und Begrünung des Salzgässchens / Ecke Reichsstraße auf 2021/2022 vorgezogen werden. Hier
sind ein Kinderspielplatz sowie je 13 Bäume und Sitzbänke geplant. Die Gesamtkosten für den Umbau betragen rund 1,5 Millionen Euro.
Clemens Schülke, kommissarischer Leiter des Dezernats Wirtschaft, Arbeit und Digitales, erklärt zu dem Paket: „Wir wollen der Innenstadt – gerade jetzt nach Corona – wieder mehr Leben einhauchen. Dazu sind einige Projekte geplant, für welche der Stadtrat 1 Million Euro bereitstellt. Z. B. soll es am Burgplatz in diesem Sommer Musikbühnen, Kultur und viele Freizeitangebote für Familien geben.“
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