„Paukenschlag“-Politik ist nicht wirklich gut. Aber im Zusammenhang mit der Leipziger Stadtholding LVV gibt es die immer wieder mal. Entscheidungen fallen auf höchster Ebene, manchmal auch recht einsam. Und dann gibt es so eine Nachricht, wie sie am 6. März bekannt wurde: Die Führungsspitze der LVV soll mal wieder gründlich umgekrempelt werden und zwei Geschäftsführer sollen wohl gehen.
Was genau er da vorhat, will Burkhard Jung, in seiner Funktion als Oberbürgermeister auch Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtholding, in den nächsten Wochen als Stadtratsvorlage bekanntgeben. Dabei stehen augenscheinlich nicht nur der Posten von LVV-Vorstand Norbert Menke und Stadtwerke-Geschäftsführer Johannes Kleinsorg zur Disposition, es soll auch eine neue, vierköpfige Führungsmannschaft geben, in der die Geschäftsführer der drei Tochterunternehmen SWL, KWL und LVB dann dem jetzigen kaufmännischen Geschäftsführer der LVV, Volkmar Müller, zur Seite stehen.
Nur die Leipziger Stadträte wurden mal wieder nicht vorher informiert. Die eigentlichen Informationen soll es erst am 22.März in der Aufsichtsratssitzung geben.
Als Erstes meldete sich die Grünen-Fraktion zu Wort. Hier sieht man den nächsten Baustein für ein Machtgefüge, in dem am Ende allein der OBM noch die strategischen Entscheidungen im Stadtkonzern fällt.
„Kein beauftragtes Gremium des Stadtrates hat bisher über den Vorschlag des Oberbürgermeisters und des Präsidial- und Vermittlungsausschusses des Stadtkonzerns beraten, insofern sehen wir die kolportierten Konsequenzen keineswegs als gesetzt an“, sagt die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katharina Krefft. „ Dem Vorschlag von Oberbürgermeister Jung liegt eine klare Motivation zugrunde, nämlich seinen Gesellschafterzugriff weiter zu stärken und Entscheidungsläufe auf sich als Oberbürgermeister zu konzentrieren. Wir sehen die Mehrheiten, die er glaubt zu haben, nicht. Wir werden kritisch und mit Aufmerksamkeit verfolgen, ob der OBM mit CDU, SPD und den Linken hier eine für ihn erfolgreiche Hinterzimmerpolitik organisiert hat.“
Und den Kopf schüttelt sie über den Zeitpunkt des Vorpreschens. Denn noch ist der unter Norbert Menke gestartete Umbau der LVV mit den versprochenen Einsparpotenzialen von 10 Millionen Euro pro Jahr nicht beendet. Der Konzern steckt noch mittendrin. Genauso wie die Stadtwerke noch mitten im Umbau zu einem unabhängigen Energieversorger für die Stadt sind – ein Projekt, das Jung am Dienstag beim Pressetermin im Zoo extra lobte.
„Schon wieder eine grundlegende Strukturänderung anzugehen, ohne den tiefgreifenden Transformationsprozess bei den Stadtwerken zum Erfolg zu führen, ist verfrüht und gefährdet dessen Ergebnis“, sagt Krefft. „Wer Leipzigs Unternehmen zukunftsfähig machen will, braucht kluge langfristig geordnete Prozesse und nicht das permanente Ausleben eigener Gefühlswelten.“
„Mit viel Engagement und klugen Prozessen bauen Geschäftsführung und Aufsichtsrat gerade die SWL GmbH vom Strom-/Wärmeverkäufer zu einem umfassenden und modernen Energiedienstleiser um“, geht auch Stadt- und Aufsichtsrätin Dr. Gesine Märtens auf dieses wichtige Thema ein. „Dieser Weg wurde erst begonnen, die Ziele aber klar umrissen. Das geht nur in vielen gut durchdachten Schritten und in enger vertrauensvoller Einbindung der gesamten Mitarbeitenden. In diesem Prozess wurde besonders intern viel erreicht und erste Erfolge werden sichtbar. Die SWL GmbH, als wohl größte ‚Geberfirma‘ in der LVV GmbH, ist deutlich stabilisiert. Das ist durchaus nicht in jedermanns Sinne, sogar von gezielter Diskreditierung handelnder Personen wird nicht zurückgeschreckt, um das Unternehmen zu schwächen und die Mitarbeiter*innen zu verunsichern.“
Die Gerüchteküche kocht. Und alles sieht wieder nach den Reibereien von Männern aus, die um ihren Einfluss kämpfen.
Da geht das, was der Leipziger Stadtkonzern tatsächlich bewältigt, im persönlichen Hickhack unter.
Gesine Märtens: „Doch besonders in den nun anstehenden Herausforderungen in Zusammenhang mit der dringend notwendigen Energiewende sind große Aufgaben zu bewältigen und wurden erst erste kleine Schritte getan. Die Energiewirtschaft ist einem gravierenden Wandel unterzogen. Die auf den Weg gebrachte neue Unternehmensausrichtung trägt dem Rechnung und sollte nicht schon wieder über den Haufen geworfen werden. Von daher kommt die Diskussion über eine neue Struktur der LVV GmbH und der Geschäftsführung der SWL GmbH zur Unzeit. Permanent Strukturen und das Leitungsteam zu verändern hat in der Vergangenheit zu einer erheblichen Verunsicherung der Mitarbeiterschaft geführt und konnte erst in den letzten Jahren wieder etwas aufgelöst werden. Jetzt gilt es diesen Weg, der zukünftig auch mit mehr sichtbaren Erfolgen wahrnehmbarer werden wird, konsequent, mit ruhiger Hand und klugem Kopf weiterzuführen.“
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