Am Freitag, 23. Juni, versandte die Leipzig Tourismus und Marketing (LTM) GmbH eine neue Meldung zum Tourismus in Leipzig. Der wächst natürlich. Aber das Leipziger Problem ist immer wieder dasselbe: Man betreibt reine Nabelschau und ordnet das Ganze nicht ein. Als wenn Leipzig eine aufblasbare Badeinsel wäre. Nur eines kann man sagen: Die Übernachtungszahlen in Leipzig steigen. Die der anderen auch.

„Leipzigs Tourismus ist weiterhin auf Erfolgskurs“, meldete die LTM ihr Leipziger Ergebnis: „Mit 475.840 Ankünften und 857.102 Übernachtungen im Zeitraum Januar bis April 2017 ist Leipzig gut ins neue Jahr gestartet. 5,5 Prozent mehr Gäste führten zu einem Übernachtungsplus von 4,2 Prozent in den gewerblichen Beherbergungsbetrieben. Damit wurden die Gästezahlen der ersten vier Monate des Vorjahres deutlich übertroffen. Erfolgreichster Monat war der April, bei dem ein Zuwachs von 8,1 Prozent bei den Ankünften und 11,7 Prozent bei den Übernachtungen verzeichnet wurde.“

Nur so als Streiflicht aus dem Landesamt für Statistik: Das galt für die anderen Reiseziele in Sachsen auch so. Der April muss ein besonders schöner Monat gewesen sein, was die Gäste vor allem in die schönen Landschaften des Freistaats brachte.

„Auch wenn im vergangenen Jahr das Osterfest auf den Monat März fiel und damit kein direkter Vergleich möglich ist, so sind es doch die höchsten Werte für den Monat April, die in Sachsen seit dem Jahr 1991 ermittelt wurden“, schreibt das Statistische Landesamt dazu. „Über besonders große Zuwächse konnten sich die Anbieter im Reisegebiet Sächsische Schweiz freuen. Hier stieg die Zahl der Gäste um 36 Prozent, die der Übernachtungen sogar um 38 Prozent. Aber auch im Reisegebiet Oberlausitz/Niederschlesien konnten ein Viertel mehr Gästeankünfte und 29 Prozent mehr Übernachtungen registriert werden.“

Augenscheinlich profitieren jetzt auch wieder Reiseregionen, um die einige Reisende in Hochzeiten von PEGIDA lieber einen Bogen gemacht haben. Und das betrifft auch Reisende aus dem Ausland.

Das Landesamt für Statistik: „Dabei kamen auch überdurchschnittlich viele ausländische Gäste in den Freistaat. Während sich die Zahl der deutschen Gäste um 12,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat erhöhte, betrug die Steigerungsrate ausländischer Besucher 16,9 Prozent. Die meisten ausländischen Gäste kamen im April mit jeweils mehr als 6.000 Ankünften aus der Schweiz und Polen.“

Nach Brexit und Trump relativieren sich möglicherweise auch die sächsischen Vorkommnisse wieder. Nur für die Briten nicht. Die zögern (beim derzeit schwachen Pfund) augenscheinlich, vermehrt ins schöne Saxony zu reisen.

Dafür kommen all jene, die 2016 lieber gezögert haben.

Deutlich ist auch die Anzahl der ausländischen Gäste gestiegen, meldet auch die LTM für die ersten vier Monate. Deren Ankünfte und Übernachtungen erhöhten sich auf 62.178 (+9,4 Prozent) und 123.185 (+4,3 Prozent). Dies entspricht einem Anteil von rund 14,4 Prozent an den gesamten Übernachtungen. Die Hitliste der ausländischen Gäste führen bei den Übernachtungen die USA (11.306), Großbritannien (10.442) und Österreich (9.609) an.

Wobei die Zahl der Übernachtungen mit Reisenden aus den USA um +9,3 % anstieg, was nach Jahren des Rückgangs ein durchaus erstaunliches Ergebnis ist. Noch vor Jahren war die hohe Zahl durch die amerikanischen Militärtransporte nach Irak und Afghanistan bedingt, die in Leipzig Zwischenstation machten. Diese großen Truppenbewegungen gibt es nicht mehr. Es scheint jetzt also doch eher die Kultur- und Kongressstadt Leipzig zu sein, die die Amerikaner zur Zwischenlandung bringt. Die Zahl der Übernachtungen der polnischen Gäste stieg um +16,1 %, die der tschechischen um +12,0 %, die der französischen um +10 % und die der russischen um +9,9 %. Eigentlich alles Zahlen, die von einer Stabilisierung der jeweiligen politischen Lage erzählen.

„Es freut mich sehr für die Tourismusbranche, dass Leipzig nach den Rekordzahlen der vergangenen Jahre auch zu Jahresbeginn 2017 einen Zuwachs an Gästen verzeichnet“, versucht Volker Bremer, Geschäftsführer der LTM, die Zahlen einzuordnen. „Neben der Zunahme an Kongressen, Tagungen und Events wirkten sich vor allem der wachsende Individualtourismus sowie die Reiselust zu den Osterferien positiv auf die Tourismusbilanz aus.“

Leipzigs Gästen standen im April 2017 insgesamt 130 Beherbergungsbetriebe mit 16.033 angebotenen Betten zur Verfügung. Erfreulich ist, dass die Auslastung der angebotenen Zimmer bei 63 Prozent liegt (Im Vergleich: Dresden 53,7 Prozent, Chemnitz 44,7 Prozent). Wie im Vorjahreszeitraum betrug die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste 1,8 Tage.

Die Hitliste der ausländischen Gäste (Januar bis April 2017):

  • USA                                                  11.306 Übernachtungen              +9,3 %
  • Großbritannien                          10.442 Übernachtungen              -0,2 %
  • Österreich                                       9.609 Übernachtungen               -4,7 %
  • Schweiz                                            9.028 Übernachtungen               -11,6 %
  • Polen                                                 7.526 Übernachtungen               +16,1 %
  • Niederlande                                   7.344 Übernachtungen               +0,9 %
  • Italien                                               5.417 Übernachtungen               -4,7 %
  • Frankreich                                     4.727 Übernachtungen               +10,0 %
  • Spanien                                           3.528 Übernachtungen               -24,7 %
  • Russland                                         3.499 Übernachtungen               +9,9 %
  • Tschechien                                     3.108 Übernachtungen               +12,0 %

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar