So ist das mit den sozialen Netzwerken wie Twitter oder Facebook. Am Morgen des 7. Januar 2016 wird 26 Mitarbeitern der Spreadshirt Manufacturing Deutschland GmbH durch die Geschäftsführung eröffnet, dass es vorbei ist mit der Leipziger Produktion in der Gießerstraße 27. Und kurze Zeit später ist von Ausstand und arbeitskampfähnlichen Zuständen zu lesen. Ob dem so ist, sei derzeit mal dahingestellt. Wahr ist dennoch: Die sprd.net AG macht die Produktion in Leipzig dicht.
250 von 550 Mitarbeitern der T-Shirt-Plattform Spreadshirt arbeiten derzeit in Leipzig, die weiteren Standorte, die maßgeblichen Produktionsstätten, hat das Unternehmen in Legnica (Polen) und Krupka (tschechische Republik). „In Leipzig wurden bisher 10 Prozent des europäischen Volumens produziert, die übrigen 90 Prozent an diesen Standorten“, betont Anja Greulich, Spreadshirt-Sprecherin, gegenüber L-IZ. Der Steuerkopf des Unternehmens sitzt demnach mit 224 derzeitigen Mitarbeitern nach wie vor am Gründungsort Leipzig, doch mit dem Veredeln von Shirts ist es nun erst einmal vorbei in Plagwitz.
Es sei richtig, so Greulich, dass die Geschäftsführung heute am Morgen die Schließung verkündet habe. Mit Wirkung zum 7. Januar 2016 stellt also die Leipziger Spreadshirt Manufacturing Deutschland GmbH ihre Arbeit ein. Betroffen sind nach Angaben des Unternehmens 26 Beschäftigte, davon 16 in Vollzeit. Heute seien bei Spreadshirt selbst 10 offene Stellen ausgeschrieben worden, betont Greulich.
Tobias Schaugg, CFO von Spreadshirt und Geschäftsführer der Spreadshirt Manufacturing Deutschland GmbH dazu in einer ersten Stellungnahme zu den heutigen Entlassungen: „Für den reibungslosen Ablauf des Gesamtgeschäftsbetriebes ist es aus Risikoerwägungen dringend geboten, redundante und skalierbare Produktionsstätten zu haben. Die Leipziger Produktionsstätte erfüllt jedoch die Anforderungen an Skalierbarkeit nicht und verfügt nicht in der erforderlichen Größenordnung über die Fähigkeit zur Aufnahme von Zusatzvolumen – beispielsweise im Falle von Betriebsunterbrechungen an einem anderen Standort oder bei saisonalen Volumenschwankungen.“
Nun könnte man ja auch eine größere Produktionsstätte in Leipzig einrichten, so wegen des Wachstums? Begründet sieht die Geschäftsführung den Schließungsschritt dann wohl doch eher in einem anderen Aspekt: „Eine Erhöhung der Kapazitäten am Standort Leipzig, welche für die notwendige Skalierbarkeit und Redundanz erforderlich wäre, verbietet sich aus wirtschaftlichen Überlegungen. Durch das Bestehen weiterer skalierbarer Standorte, die auch in Zukunft in der Lage sein werden, die Funktion der Redundanz zu erfüllen, ist ein Weiterbetrieb am Standort Leipzig nicht mehr tragbar.“
Nun stecken hinter solchen Sätzen sicher immer noch ein paar Überlegungen mehr, als nur die Lohnstück- und landesspezifischen Logistikkosten. Doch zu Ende gedacht bleibt der Eindruck dennoch – bisschen zu teuer und unflexibel hier, woanders produziert sich’s eben redundanter. Gehen solche Entscheidungen mit dem Wachstumsargument einher, handelt es sich oft um schlichte Verlagerungen an preiswertere Standorte.
Man befinde sich bereits mit dem Betriebsrat in Gesprächen, um Lösungen für die Mitarbeiter zu finden. Wie diese aussehen könnten, ist derzeit noch offen.
Nach Schließung: Erste Stimmen aus der Politik
Das Spreadshirt nicht irgendein Leipziger Unternehmen ist, kann man an den prompten Reaktionen ablesen, welche heute auf die Meldung der Schließung der Leipziger Produktion folgten. Während aus der Leipziger Stadtrats-Fraktion der Grünen Bedauern und ein Aufruf an den Wirtschaftsbürgermeister Uwe Albrecht erging, folgte eine ziemlich robuste Reaktion vom Landesverband der sächsischen Linken.
Norman Volger, Fraktionsvorsitzender der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zu den Vorgängen in Plagwitz: „Mit großem Bedauern nehmen wir die Entlassungen im Bereich der Produktion beim Plagwitzer Unternehmen Spreadshirt zur Kenntnis. Beim Plagwitzer Unternehmen Spreadshirt ist der Schritt dennoch überraschend, offenbar aber aus wirtschaftlichen Gründen eine Notwendigkeit im Sinne der Zukunftsfähigkeit des für Leipzig wichtigen und den Leipziger Westen auch stilprägenden Unternehmens.“ So sei Spreadshirt immerhin eines der ersten Start-Up-Unternehmen gewesen, welches den damals brach liegenden ehemaligen Industriestandort Plagwitz auf neue Füße stellte.
Dass Unternehmen Bereiche der Produktion aus wirtschaftlichen Gründen ins Ausland verlagern, sei hingegen normal. Dennoch müsse aus Sicht der Grünen nun die Politik in Person von Uwe Albrecht tätig werden und im Sinne der betroffenen Mitarbeiter mit dem Unternehmen gemeinsam Lösungen suchen.
Linke Sachsen macht den eigenen Shop dicht
Für die Linke Sachsen ist der Schritt des Unternehmens hingegen nicht so einfach hinnehmbar. Landesgeschäftsführerin Antje Feiks wandte sich bereits mit einem Brief an das Unternehmen, in welchem sie mitteilte, der Landesverband würde zukünftig nicht mehr bei Spreadshirt bestellen. Feiks kündigte an, Aufträge der Partei für Textilien, beispielsweise für Wahlkämpfe, zukünftig an kleine lokale Unternehmen mit fairen Lohn- und Produktionsbedingungen vergeben zu wollen. Den spreadshirt-Shop der Partei werde man schließen.
Für die Linke sei es nicht nur unfair den 26 nun entlassenen Beschäftigten, sondern auch den Beschäftigten an den ausländischen Standorten gegenüber. „Denn ihnen als ‚verlängerte Werkbank‘ Ihres Unternehmens gibt nichts, aber auch gar nichts die Sicherheit, dass, sofern Ihr Unternehmen ‚wirtschaftliche‘ Gründe findet, die Produktion in Zukunft nicht ebenfalls einfach ins nächste Land weiterwandert und die engagierten Beschäftigten perspektivlos zurücklässt“, so Feiks.
Es gibt 5 Kommentare
Die Politik ist eine Hure und Subventionspolitik allemal.
Was wir aktuell in Plagwitz erleben, konnten man vor Jahren in Bochum verfolgen.
Letztlich zahlte dort Nokia 40 Millionen Euro Subventionen zurück.
Nach dem Nokia bekanntlich nach Rumänien ging und auch das Werk dort, welches ebenfalls mit Subventionen errichtet wurde, schließen musste, zahlte Nokia auch rumänische Subventionen zurück.
Es scheint also ein Frage der Verantwortlichen hier in Leipzig, Sachsen, ggf. Bund, ob auch die “Subventions-Heuschrecke” Spreadsheet Manufacturing, erhaltene Subventionszahlungen rückerstatten muss und wird.
Doch man bedenke, auch der Flughafen in Le, BMW und gar der Premium Hersteller Porsche erhalten Subventionen und das nicht zu knapp.
Aber wehe dem ein behinderter Mensch benötigt finanzielle Unterstützung beim notwendig gewordenen Umzug (z.B.). Ein Elend ist das!
“Aber da bleibt denen, die oben an der Spitze stehen, wieder selbst mehr auf dem Konto.”
Ganz so einfach ist das nicht.
Die sprd.net AG ist, wie im Namen erkennbar, eine Aktiengesellschaft. Die Aktionäre wollen so viel Geld wie möglich herausholen. Dabei darf man das Geld selbst nicht verdammen. Das ist ja beispielsweise notwendig, um Investitionen zu tätigen.
Das Monster ist jedoch die Gier nach Geld / Vermögen.
Eine sehr komplizierte und kaum durchschaubare Problematik, bei der Begründungen / Argumente genutzt werden, die oftmals skrupellos und verlogen sind. Es wird dabei im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen gegangen.
Die Erde ist rund. Wer immer nur nach Osten geht kommt irgendwann auch wieder hier an.
Ja, leider wird keiner geflossene Gelder zurückfordern, habe sowas noch nie erlebt, die gab es für dieses Start-up-Unternehmen garantiert. Bald werden sie von Polen und Tschechien nach Bangladesch oder woandershin umziehen, wo die Arbeitsbedingungen unter aller Sau sind. Klar geht es immer ums Geld, aber sie stehen gut da, jedenfalls nach meiner Information. Aber da bleibt denen, die oben an der Spitze stehen, wieder selbst mehr auf dem Konto. Man kann nur sagen, nichts dort kaufen! Gerade ein regionales Unternehmen muss auch Verantwortung für seine Mitarbeiter übernehmen.
Es geht immer nur um Kohle.
Es wäre interessant in Erfahrung zu bringen ob dieses Unternehmen Fördermittel (z.B. vom Land, von der Stadt Leipzig) in den Anfangsjahren erhalten hat. Ist das der Falle, wäre zu überprüfen, ob eine Rückzahlung juristisch umsetzbar ist.