So ein bisschen wurden ja die Kommunalen Wasserwerke Leipzig (KWL) am Freitag, 5. Juni, gelobt dafür, dass sie zum ersten Mal 30 Millionen Euro Überschuss produziert haben. Immerhin waren es im Vorjahr nur 11 Millionen, was auch mit dem Prozess in London zu tun hatte: Anwälte kosten Geld, gerade wenn's um vertrackte Verträge geht. Tatsächlich waren die Wasserwerke schon 2013 auf einem Kurs zu höheren Überschüssen.

Denn sie profitieren direkt vom Leipziger Bevölkerungswachstum. Wenn mehr Leute in Leipzig leben, verbrauchen sie auch mehr Trinkwasser und produzieren mehr Abwasser. Schöner Nebeneffekt: Die Anlagen, die zum Teil vor über 100 Jahren gebaut wurden und für eine Stadt, die mal über 700.000 Einwohner hatte, werden besser ausgelastet. Auch wenn die verbrauchte Trinkwassermenge die Geschäftsführung der Wasserwerke schmerzt, schon seit Jahren schmerzt. Man hätte so gern wieder einen bundesdeutschen Wasserverbrauch.

“Als lokale Besonderheit ist der nach wie vor im bundesdeutschen Vergleich niedrige spezifische Wasserverbrauch im Versorgungsgebiet der KWL zu nennen. So lag der Pro-Kopf-Tagesgebrauch im Jahr 1993 noch bei 115 Litern. 2004 sank er erstmals unter die 90-Liter-Marke und erreichte 2011 seinen bisherigen Tiefstwert von 85,9 Litern”, heißt es im Bilanzbericht der KWL. “Im Vergleich mit dem für das Jahr 2013 im Branchenbild der deutschen Wasserwirtschaft dargestellten bundesdeutschen Durchschnittswert von 120 Litern pro Person und Tag entspricht die Nutzung im Versorgungsgebiet der KWL mit 90,7 Litern pro Einwohner und Tag im Jahr 2014 damit einem um gut 25 % geringeren Durchschnittsgebrauch.”

Das ist übrigens kein Leipziger Phänomen. Sachsen ist schon seit Jahren das Land mit dem geringsten Wasserverbrauch aller Bundesländer. Was möglicherweise schlicht mit dem niedrigen Einkommensniveau zu tun hat. Wer Monat für Monat aufs Haushaltsbudget achten muss, wäscht nicht jeden Tag Wäsche, wirft nicht jeden Tag den Geschirrspüler an, badet oder duscht auch nicht jeden Tag – alles Tätigkeiten, die besonders viel Wasser verbrauchen.

Und dass der Verbrauch 2014 wieder stieg, könnte durchaus mit den lang anhaltenden hohen Temperaturen zu tun haben. Das Wasserverhalten an sich wird sich nicht wirklich deutlich geändert haben.

Dafür waren mehr Leipziger am Netz. Was den Leipziger Wasserwerken ein Umsatzplus von fast 6 Millionen Euro beschert hat.

Die Umsatzerlöse stiegen von 137,2 Millionen im Jahr 2013 auf 143 Millionen Euro. 68,4 Millionen nahmen die Wasserwerke dabei mit Trinkwasser ein (das waren sogar fast 2 Millionen Euro weniger als 2013), fast 69 Millionen nahmen sie mit Abwasser ein – das waren dann rund 7 Millionen Euro mehr als 2013.

Tatsächlich hat das Unternehmen aus dem Wasser mehr gemacht, denn die bereitgestellte Menge Trinkwasser war mit 32,9 Millionen Kubikmeter auf dem Vorjahresniveau (Vorjahr: 32,8 Mio. Kubikmeter). Aber davon wurde deutlich mehr tatsächlich an die Kunden gebracht: “Der Trinkwasserabsatz liegt mit 28,7 Mio. m3 um 1 Mio. m3 über dem im Vorjahr (27,7 Mio. m3). Der technische Wassereigenbedarf sank auf 4,2 Mio. m3 (Vj.: 5,1 Mio. m3).”

Also gab’s auch für 28,7 Millionen Kubikmeter eine Abwasserrechung. Auch wenn viel mehr Wasser in die Klärwerke floss: 35,3 Millionen Kubikmeter. Aber weil die großen Regenfälle ausblieben, war das dennoch deutlich weniger Wasser als im Vorjahr, als 41,8 Millionen Kubikmeter abflossen.

Und auch wenn 30 Millionen Euro schon ganz gut aussehen, sind die Leipziger Wasserwerke noch nicht über den Berg. Denn ein großer Teil des Leitungsnetzes ist nach wie vor veraltet. Das merken Leipzigs Autofahrer meistens dann, wenn mal wieder irgendwo eine 100 Jahre alte Leitung bricht.

Frohe Botschaft aus der KWL: Die Schadensquote sinkt über die Jahre so langsam mit jedem Stück Straße, wo man neue (und oft im Durchschnitt kleinere) Rohre verlegen konnte.

“Mit 600 Schäden an den Versorgungs- und Hauptleitungen liegt die spezifische Schadensrate hier mit 0,18 Schäden je km Versorgungsnetz und Jahr im mittleren Bereich (DVGW W 400-3), allerdings mit leicht steigender Tendenz in den vergangenen Jahren. Die Wasserverluste haben sich seit einigen Jahren kontinuierlich verringert und lagen 2014, wie auch im Vorjahr, bei 11,4 % bezogen auf das Trinkwasserdargebot.”

Dafür ist man erst einmal aus den ganzen Ängsten um den Londoner Prozess wegen der CDO-Geschäfte heraus. Man hat den Banken, mit denen die Herren Heiniger & Co. ihre windigen Geschäfte gemacht haben, die Prämien zurückgezahlt, die diese seinerzeit ausgezahlt hatten. Zumindest 20 Millionen von den damaligen 35 Millionen. Die Geschäfte gelten offiziell als nie getätigt. Auch wenn die Schweizer Großbank UBS noch ein zweites Mal versucht, eine Revision des Prozesses zu erlangen, den die Wasserwerke Leipzig am 4. November 2014 gewonnen haben. Darüber wird am 7. Oktober 2015 noch einmal in London verhandelt, aber weder LVV noch KWL gehen davon aus, dass der Prozess noch einmal aufgerollt wird.

Mit den anderen beteiligten Banken wie der LBBW hatte man ja gleichzeitig Prozesse in Sachsen laufen. Bis zur Entscheidung am 7. Oktober aber hat man sich darauf geeinigt, diese Prozesse ruhen zu lassen. Wird die Revision der UBS auch am 7. Oktober abgelehnt, gilt das Urteil vom 14. November 2014 – dann sind auch die anderen CDO-Geschäfte aus der Heininger-Zeit nichtig.

Im Bericht heißt es dazu: “Die KWL sehen einer Berufung der UBS gegen das Urteil des High Court of Justice vom 4. November 2014 gelassen entgegen und gehen derzeit abgesehen von den Aufwendungen für Rechtsberatung, Gutachten und Prozesskosten, für die vorsorglich eine Rückstellung gebildet ist, nicht von einer höheren – über die bereits entsprechend dem Urteil geleisteten Rückzahlungen – hinausgehenden Belastung aus.”

Und weil Leipzig wächst, gehen die Wasserwerke für 2015 davon aus, dass ihr Umsatz auch weiter wächst – auf 146 Millionen Euro, und dass sie im nächsten Jahr ein Betriebsergebnis von 36 Millionen Euro abliefern können.

Und nicht nur in Leitungen und Abwasserkanäle wird weiter investiert. Auch eine Modernisierung des Klärwerks Rosental steht auf der Agenda. Das Klärwerk muss der steigenden Bevölkerungszahl angepasst werden und die Konzernmutter LVV rechnet mit einer Investition in der Größenordnung von 40 bis 50 Millionen Euro.

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