Überraschung im Hause Unister: Thomas Wagner (34) räumt den Chefsessel. Dies teilte das Leipziger Unternehmen am Donnerstag mit. Der Firmengründer wird Direktor für "Strategie und Entwicklung". Der Wechsel soll in den kommenden Wochen vollzogen werden. Möglicherweise möchte sich Wagner mit diesem Schritt aus dem Visier der Ermittlungsbehörden bugsieren.

Der Unister-Chef ist eine der Schlüsselfiguren in einem Großverfahren, das die Dresdner Generalstaatsanwaltschaft gegen den Web-Dienstleister führt. Die Ermittlungen drehen sich um illegale Versicherungsgeschäfte und Steuerhinterziehung in Millionenhöhe.

Wagner, sein Finanzchef Daniel Kirchhof und ein Manager der travel24.com AG waren kurz vor Weihnachten festgenommen und inhaftiert worden. Mittlerweile sind die drei Männer unter Auflagen auf freiem Fuß. Ob die Haftbefehle ausgesetzt bleiben, muss das Oberlandesgericht entscheiden. Die Staatsanwaltschaft legte in allen drei Fällen Beschwerden gegen die amtsrichterliche Entscheidung ein. Über 150 Ermittler hatten im Dezember bei einer Großrazzia die Firmenzentrale im Leipziger Barfußgässchen und rund 20 weitere Objekte durchkämmt. Im Falle einer Veruteilung droht Wagner eine mehrjährige Haftstrafe.

Wagners Entscheidung, die Geschäftsführung in die Hände eines unbelasteten Dritten zu geben, könnte man als Vorsichtsmaßnahme interpretieren. Schließlich weiß der Unister-Chef nicht, ob er nicht in absehbarer Zeit erneut mit Haftzeiten konfrontiert wird. Das wirtschaftliche Risiko, das sein Ausfall mit sich bringen würde, ist immens. Das Unternehmen beschäftigt nach Eigenangaben bis zu 1.900 Mitarbeiter.

“Ich möchte mich zukünftig auf das konzentrieren, was mir selbst immer am meisten Freude gemacht hat und wo ich persönlich die Unternehmensgruppe am besten unterstützen kann: Die Weiterentwicklung unserer Portale und Geschäftsbereiche”, kommentiert Wagner die Entscheidung. Die Gesellschafterstruktur der Gruppe bleibt nach Angaben von Unister nach wie vor unverändert.

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