Auch in diesem Jahr beteiligte sich die Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Leipzig an der bundesweiten Unternehmensbefragung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) zum Thema Ausbildung. In der Zeit vom 22. Februar bis 9. März 2012 konnten sich Unternehmen online zu ihren Ausbildungsplänen und -motiven äußern.
Im IHK-Bezirk Leipzig (Stadt Leipzig, Landkreis Nordsachsen, Landkreis Leipzig) taten dies 127 Unternehmen. Insgesamt nahmen deutschlandweit mehr als 14.500 Unternehmen teil. Die Bundesergebnisse der Online-Ausbildungsumfrage veröffentlicht der DIHK am 8. Mai 2012.
“Die regionalen Ergebnisse der Online-Umfrage zeigen deutlich: Die sinkenden Bewerberzahlen beeinflussen in hohem Maße die Ausbildungsaktivitäten der einheimischen Unternehmen”, stellt Dr. Thomas Hofmann, Hauptgeschäftsführer der IHK zu Leipzig, fest. “Dabei sind sowohl erfreuliche als auch beunruhigende Entwicklungen zu beobachten.”
Positiv ist: Die Ausbildungsbereitschaft der hiesigen Unternehmen bleibt auf hohem Niveau. Die Unternehmen sehen in der eigenen Ausbildung den Schlüssel zur Fachkräftesicherung. Insgesamt wollen 79 Prozent der befragten Firmen mehr oder gleichbleibend ausbilden. Um auf die sinkenden Bewerberzahlen zu reagieren, setzen sie noch stärker auf ein verbessertes Ausbildungsmarketing, nutzen vielfältige Rekrutierungswege – wobei das Internet eine immer wichtigere Rolle spielt – und bieten mehr Praktikumsmöglichkeiten an. Inzwischen kooperiert ein Drittel der Unternehmen aus der Region Leipzig mit Schulen.
“Das ist erfreulich, denn Berufsorientierungsangebote sowie Partnerschaften zwischen Wirtschaft und Schule erhöhen die Chancen, dass potenzieller Azubi, Beruf und Ausbildungsbetrieb dauerhaft zueinander passen”, kommentiert Hofmann.
Passende Bewerber für eine Ausbildungsstelle zu finden, wird für die Unternehmen immer schwieriger. So ist die Anzahl eingegangener Bewerbungen im Jahr 2011 stark gesunken. 21,9 Prozent der Unternehmen gaben an, für ihre angebotenen Ausbildungsplätze keine Bewerbungen erhalten zu haben. 2010 lag dieser Anteil noch bei 9 Prozent. Im Gastgewerbe waren davon sogar 42,9 Prozent der Unternehmen betroffen. Hauptgrund dafür, dass Ausbildungsstellen nicht besetzt wurden, war wie auch im Vorjahr das Fehlen geeigneter Bewerber. Zwei Drittel der Unternehmen nannten diese Begründung. Größte Ausbildungshemmnisse bleiben die mangelnde Ausbildungsreife und die unklaren Berufsvorstellungen der Schulabgänger.
Um trotz sinkender Bewerberzahlen neue Auszubildende zu gewinnen, senkt inzwischen mehr als ein Drittel der Unternehmen die Anforderungen an die Vorbildung der Bewerber – im Vorjahr waren es 17,7 Prozent. “Diese Entwicklung ist bedenklich, weil dadurch die Qualität der Ausbildung insgesamt leidet. Unternehmen haben kaum die zeitlichen und finanziellen Ressourcen, den Azubis das zu vermitteln, was in Elternhaus oder Schule versäumt wurde”, so der IHK-Hauptgeschäftsführer. Vor diesem Hintergrund sind für mehr als ein Drittel der befragten Betriebe die sozialen Kompetenzen der Jugendlichen wichtiger als schulische Leistungen.
Im Rahmen der Online-Umfrage wurden die Unternehmen auch zu ihren Übernahmeplänen befragt: Mehr als die Hälfte der Unternehmen möchte einen Großteil (75 bis 100 Prozent) ihrer neu ausgebildeten Fachkräfte übernehmen (Vorjahr: 46,0 Prozent) – fast drei Viertel der Unternehmen mindestens jeden zweiten Auszubildenden. Der Hauptgrund ist für fast alle die Fachkräftesicherung für das eigene Unternehmen.Die Leipziger Ergebnisse
Die befragten Unternehmen sehen in der eigenen Ausbildung den Schlüssel zur Fachkräftesicherung. 98,4 Prozent (Vorjahr: 96,7 Prozent) der Unternehmen bilden aus. 18,5 Prozent der befragten Betriebe wollen “mehr ausbilden” (Vorjahr: 17,5 Prozent). Knapp zwei Drittel der Unternehmen (60,5 Prozent) halten ihr Ausbildungsengagement aufrecht. Vor allem Unternehmen aus den Branchen Gastgewebe, Handel sowie Industrie (ohne Bau) bieten im Jahr 2012 mehr Ausbildungsplätze an als im Jahr zuvor.
Im IHK-Bezirk Leipzig konnten im Jahr 2011 73,3 Prozent (Vorjahr: 61,9 Prozent) der Unternehmen alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen. Bei den Unternehmen, die nicht alle Ausbildungsplätze besetzen konnten, lag die Quote der unbesetzten Plätze bei 40,6 Prozent. 65,6 Prozent (Vorjahr: 67,2 Prozent) der Unternehmen sehen als Hauptgrund für die Nicht-Besetzung der angebotenen Ausbildungsstellen das Fehlen geeigneter Bewerbungen.
Ein Viertel der Unternehmen (Vorjahr: 17,9 Prozent) gibt als Grund an, dass die Auszubildenden ihre Ausbildungsverträge nach Beginn der Ausbildung aufgelöst haben. Im Gastgewerbe ist dieser Wert mit 57,1 Prozent sogar mehr als doppelt so hoch wie der Durchschnitt. Dramatisch entwickelt sich die Anzahl eingegangener Bewerbungen. Während für das Jahr 2010 noch 9 Prozent der Unternehmen angaben, für ihre Ausbildungsplätze keine Bewerbungen erhalten zu haben, waren es 2011 21,9 Prozent.
Wie reagieren die Unternehmen auf sinkende Bewerberzahlen?
In einem verbesserten Ausbildungsmarketing sehen 38,5 Prozent der Unternehmen (Vorjahr: 32,4 Prozent) eine Möglichkeit, den rückläufigen Bewerberzahlen entgegenzuwirken. Bei der Gewinnung von Auszubildenden reagiert mehr als ein Drittel (34,4 Prozent) der Unternehmen, indem sie die Anforderungen an die Vorbildung von Bewerbern senken (Vorjahr: 17,7 Prozent). Fast ein Drittel der Betriebe (Vorjahr: 27,1 Prozent) weitet sein Angebot an Praktikumsplätzen aus. In Form einer verstärkten Kooperation mit den Schulen reagieren 32,8 Prozent der Betriebe (Vorjahr: 31,8 Prozent) auf die rückläufigen Bewerberzahlen.
Deutlich zugenommen hat der Anteil der Unternehmen, die mit Hilfe des Internets ihre Auszubildenden gewinnen, von 54,4 Prozent im Vorjahr auf 64,2 Prozent in der aktuellen Umfrage. Fast die Hälfte (47,5 Prozent) nutzt dafür auch die IHK-Lehrstellenbörse. Diejenigen, die das Internet zur Gewinnung von Auszubildenden nutzen, verwenden fast alle (89,3 Prozent) die eigene Unternehmenshomepage. Online-Börsen (26,7 Prozent) und soziale Medien (17,3 Prozent) spielen für die Betriebe eher eine geringere Rolle.
Verbesserte Einstellungschancen
Mehr als die Hälfte (57,8 Prozent) der Unternehmen plant, den Großteil (75 Prozent bis 100 Prozent) ihrer neu ausgebildeten Fachkräfte zu übernehmen. Im Vorjahr waren es noch 46,0 Prozent, 2010 lediglich 38,9 Prozent.
Fast drei Viertel der Betriebe (72,5 Prozent) wollen mindestens jeden zweiten Auszubildenden übernehmen. Im Vorjahr lag dieser Wert noch bei 63,2 Prozent. Insbesondere in der Branche Industrie (ohne Bau) plant dies fast jedes Unternehmen (95,5 Prozent). Der Hauptgrund für die Übernahme der Auszubildenden ist mit 81,4 Prozent bei fast allen die Sicherung gut ausgebildeter Fachkräfte für das eigene Unternehmen.
Woran hapert es bei den Bewerbern?
Das größte Hindernis ist für 83,6 Prozent (Vorjahr: 81,1 Prozent) der Betriebe die mangelnde Ausbildungsreife vieler Schulabgänger. Insbesondere bei Leistungsbereitschaft und Motivation (56,8 Prozent) stellen die Unternehmen Mängel fest, ebenso beim mündlichen und schriftlichen Ausdrucksvermögen (54,4 Prozent) sowie bei Belastbarkeit, Disziplin und elementaren Rechenfertigkeiten (jeweils 52 Prozent). Fast zwei Drittel (61,2 Prozent) der Unternehmen geben zudem an, dass die Schulabgänger zu unklare Berufsvorstellungen haben. Im Vorjahr lag dieser Wert mit 66,0 Prozent freilich noch etwas höher.
Auf die mangelnde Ausbildungsreife reagieren die meisten Unternehmen (47,9 Prozent) mit einem eigenen Nachhilfeangebot (Vorjahr: 52,3 Prozent). Deutlich zugenommen hat der Anteil der Unternehmen (37,2 Prozent), die ausbildungsbegleitende Hilfen (abH) der Agentur für Arbeit nutzen (Vorjahr: 25 Prozent). Zurückgegangen ist hingegen die Zahl der Unternehmen, die mit Angeboten wie betrieblicher Einstiegsqualifizierung (von 22,7 Prozent auf 19,25 Prozent) oder langfristigen Schülerpraktika (von 16,4 Prozent auf 10,6 Prozent) auf die mangelnde Ausbildungsreife der Schulabgänger reagieren.
Für mehr als ein Drittel der Unternehmen (36,1 Prozent) sind grundsätzlich soziale Kompetenzen wie Leistungsbereitschaft bzw. Umgangsformen wichtiger als schulische Leistungen. Zwei Drittel der Betriebe sind bereit, mehr Ausbildungsplätze mit lernschwächeren Jugendlichen zu besetzen.
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