Insbesondere Energie ist in den vergangenen drei Jahren deutlich teurer geworden. Und das trifft vor allem die einkommensschwachen Haushalte. Wenn sie ihre Energierechnung nicht bezahlen können, droht die Sperre. Stromsperren erzählen diese Entwicklung am deutlichsten, weshalb die Linksfraktion im Sächsischen Landtag seit Jahren regelmäßig nachfragt. Und eigentlich war Sachsen auf einem guten Weg. Von 2012 bis 2022 fielen die Zahlen der in den drei Großstädten gemeldeten Stromsperren. Doch seit 2023 steigen sie wieder.
Die Vorsitzende und sozialpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Susanne Schaper, hat erneut die Zahl der Stromsperren bei der Staatsregierung abgefragt (Drucksache 8/1417). Demnach steigen die Werte nach jahrelangem Abwärtstrend wieder an.
Für die drei sächsischen Großstädte wurden 2024 insgesamt 5.531 Stromabschaltungen verzeichnet, 35 Prozent mehr als im Vorjahr. 2022 hatte es 4.022 Sperren gegeben. Die Dresdner Betroffenen waren im Schnitt für eine Woche ohne Strom, in Leipzig dauerten 70 Prozent der Abschaltungen „bis zu 14 Tage“. Daten für die Landkreise werden nicht erhoben.
Dabei fällt auf, dass die Zahl der Stromsperren in Dresden und Chemnitz mit 2.373 bzw. 1.958 deutlich höher lag als in Leipzig mit 1.200. Gleichzeitig sticht ins Auge, dass auch in Leipzig die Zahl von 264 auf 1.200 wieder deutlich in die Höhe geschnellt ist, also wieder mehr Haushalte Schwierigkeiten haben, ihre Stromrechnung zu bezahlen, auch wenn der Wert noch lange nicht wieder auf der Höhe von 2021 liegt, als es 2.389 Abschaltungen gab. Und er liegt auch noch deutlich unter dem Wert von 2013, damals verzeichnete allein Leipzig 5.963 Abschaltungen.
Aber die Entwicklung deutet an, dass jetzt eben doch wieder mehr Haushalte in finanzielle Schwierigkeiten geraten.
„Niemand riskiert freiwillig eine Stromsperre – in den meisten Fällen reichen der karge Arbeitslohn, die mickrige Rente oder Sozialleistungen nicht aus, um diese Kosten zu decken“, sagt Susanne Schaper. „Eine Stromabschaltung hilft niemandem, oft verschlimmert sie die Situation der Betroffenen noch. Wer keinen Strom hat, sitzt nicht nur im Dunkeln, sondern kann sich oft auch keine Nahrung zubereiten.“
Die Linke fordere deshalb ein gesetzliches Verbot von Strom- und Gassperren.
„Energie ist ein Menschenrecht“, sagt Schaper. „Alle Energieversorgungsunternehmen sollen eine Stromtarifstruktur anbieten müssen, die sozial gerecht ist und ökologische Anreize bietet. Wir schlagen ein verbindliches Kontingent an kostenfreiem oder kostengünstigem Strom vor, das an der jeweiligen Haushaltsgröße orientiert ist. Viele Menschen werden dann versuchen, Energie zu sparen und möglichst innerhalb des kostengünstigen Kontingents zu bleiben. Das hilft auch beim Klimaschutz.“
Und aus ihrer Sicht sei für Härtefälle ein Sozialfonds gegen Energiearmut nötig, der von den Energieunternehmen und dem Staat gefüllt wird. „Dafür ist genug Geld da – schließlich bringt die CO₂-Steuer Jahr für Jahr Milliarden ein, ohne dass davon bisher ein Klimageld an die Bürgerinnen und Bürger zurückfließt“, erinnert Schaper an ein Versprechen, das die scheidende Ampelregierung nicht eingelöst hat.
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