Die gute alte, schnelle und zuverlässige Post wird mit der, sich in Erarbeitung befindenden, Reform des Postgesetzes wieder mal ein Stück langsamer. Den Anspruch, dass die meisten Standardbriefe am Folgetag des Einlieferungstages beim Empfänger eintreffen, hat die Post schon länger, unter anderem mit der Einführung des PRIO-Tarifs, aufgegeben. Trotzdem steht die Forderung, dass 80 Prozent der Briefe in diesem Zeitraum zugestellt werden müssen, weiter im Gesetz. Welch Wunder, oft klappt das auch.
Nach jetzigem Stand müssen 80 Prozent der Briefsendungen am ersten Werktag und 95 Prozent spätestens am zweiten Werktag nach der Einlieferung zugestellt werden, mit der Reform sollen 95 Prozent am dritten und 99 Prozent am vierten Werktag nach Einlieferung zugestellt sein.
Zum Auslaufen des Briefmonopols in Deutschland 2007 beförderte die Post noch circa 18,2 Milliarden Briefsendungen jährlich, 2019 waren es noch 15,9 Milliarden und 2022 14,1 Milliarden. Der Anteil des Katalog- und Werbungversands (Dialog Marketing) lag dabei durchschnittlich bei 49 bis 52 Prozent. Die Zahlen täuschen aber, was das Briefaufkommen betrifft.
Seit 2007 haben sich andere private Postdienstleister etabliert, deren Sendungen sind hier nicht berücksichtigt. So beförderte allein die in Leipzig ansässige LVZ Post im Jahr 2021 über 50 Millionen Postsendungen.
Die Gründe für die rückläufigen Zahlen im Briefverkehr sind zum großen Teil dem E-Mail-Verkehr geschuldet, aber nicht unerheblich ist auch die Preisbildung bei der Post. Kostete ein Standardbrief, bei dem man sich auf die Zustellung am nächsten Werktag verließ, 2012 noch 0,55 €, so kostet er heute 0,85 €. Will man eine garantierte Zustellung am folgenden Werktag, dann sollte man den PRIO-Tarif wählen. Dieser kostet 1,10 € und man muss in eine Postfiliale gehen.
Die Begründung
Die Post argumentiert: Durch diesen geringeren Zeitdruck könnte man Kosten senken und die Nachtflüge streichen.
Daten zu den Nachtflügen sind nicht ganz leicht zu finden, der aero-telegraph meldet dazu 2023:
„Im Auftrag der Deutschen Post fliegt Eurowings mit Airbus A320 nachts Post zwischen Berlin und Stuttgart. Die Flugnummern lauten EW3001 und EW3002. Tuifly bedient die Routen zwischen Hannover und Stuttgart (X3949/X3950) sowie München (X3951/X3952) mit Boeing 737.“
Das sind 30 Nachtflüge pro Woche, die eingestellt werden können, allerdings werden auf diesen nur ein mittlerer einstelliger Prozentbetrag der Briefsendungen transportiert.
Warum sich nun die Einstellung der Nachtflüge auf die gesamte Briefzustellung auswirken muss, das bleibt erklärungsbedürftig. Wichtiger erscheint dabei, dass in allen Publikationen zum Thema der Transport per Bahn ausgeschlossen wird. Die Aussag:e „Dauert zu lange und ist nicht zuverlässig“ sagt dabei viel über den Zustand der Bahn aus.
Es bleibt die Kostensenkung
Nach der Ausdünnung des posteigenen Filialnetzes (dies lässt sich nur noch durch externe Dienstleister als Netz bezeichnen) und dem Abbau von Briefkästen wird jetzt die Laufzeit von Briefsendungen verlängert. In Zahlen: 2022 gab es noch 108.000 Briefkästen – ein Rückgang um vier Prozent in zehn Jahren, die Anzahl der Nachmittagsleerungen hat sich ebenfalls verringert.
Auch wenn es so scheint, dass am Montag keine Briefe von der Post zugestellt werden: Laut Bundesnetzagentur ist der Montag noch Zustelltag. Das kann sich allerdings auch noch ändern.
Statt sechs nur noch fünf Zustelltage in der Woche, da kann ja glatt Personal eingespart werden und somit Kosten.
Ist das eine Milchmädchenrechnung?
Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, stellte 2023 gegenüber der Funke Mediengruppe fest, dass in Deutschland immer weniger Briefe zugestellt werden, zugleich steigen die Kosten für die Deutsche Post.
Wenn nun durch die verlängerten Laufzeiten für Briefsendungen mehr Postkunden auf private Postdienstleister umsteigen oder Firmen und Behörden vermehrt die Bedingungen für den digitalen Briefverkehr verbessern oder schaffen, dann sinkt die Anzahl der Briefsendungen weiter. Die Kosten für den Betrieb des Postnetzes gehen aber nur marginal zurück.
Das bedeutet: Der Stückpreis, also das Porto, muss wieder erhöht werden und/oder es folgen weitere Einschränkungen im Service und Preismodelle für schnellere Zustellung.
Fazit: Hohe Preise, lange Lieferzeiten – machen Kunden das noch lange mit, oder wechseln sie den Anbieter? Es kann dazu kommen, dass die Deutsche Post beim Briefverkehr endgültig ihre Bedeutung verliert. Ist das so gewollt?
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