Im Oktober beantragte die Grünen-Fraktion, „eine Saatgutbibliothek zu schaffen, in der Saatgut von gentechnikfreien regionalen Obst- und Gemüsesorten zur Abholung zur Verfügung steht und von Bürger/-innen abgegeben werden kann.“ Eine Idee, die auf den ersten Blick skurril anmutet: Wäre das nicht eher der Job der Bauern und Kleingärtner? Aber das Amt für Stadtgrün und Gewässer sieht nun in einer Stellungnahme sehr viel Sinn in diesem Vorstoß der Grünen. Denn auch viele Kulturpflanzen sind vom Verschwinden bedroht.
Tatsächlich gibt es schon eine Institution in Leipzig, die sich mit heimischem Saatgut beschäftigt: Das ist der Leipziger Ökolöwe. Regelmäßig veranstaltet er Saatgut-Tauschbörsen im Stadtgarten Connewitz.
„Die Antragstellerin begehrt die Einführung einer Saatgutbibliothek für Hobbygärtner(innen) für den Erhalt alter Sorten von regionalen Nutzpflanzen. Ebenso sollen Bücher und Hintergrundwissen und Tipps zum Gärtnern bereitgestellt werden“, geht das Amt für Stadtgrün und Gewässer auf das Anliegen der Grünen-Fraktion ein.
„Mit dem Beschluss wird der Erhalt der alten Sorten regionaler Nutzpflanzen gefördert. Ebenso soll der Vereinheitlichung des Saatguts entgegengewirkt werden.“
Warum nicht, dachte sich das Amt: Es gibt doch schon längst Partner in der Stadt, die sich dafür anbieten.
„Die Leipziger Städtischen Bibliotheken können mit Unterstützung weiterer Ämter der Stadt Leipzig Standort und Partnerin für eine Saatgutbibliothek oder Tauschbörse sein. Es liegen bereits positive Erfahrungen in Form einer Saatguttauschbörse aus dem Jahr 2022 in Zusammenarbeit mit dem Ökolöwe e. V. vor“, meint das Amt für Stadtgrün und Gewässer. „In der Stadt Dresden ist die Saatgutbibliothek beispielsweise in der städtischen Bibliothek integriert.
Ein entsprechendes Projekt würde durch die Ämter für Stadtgrün und Gewässer sowie dem Umweltinformationszentrum (UIZ) im Amt für Umweltschutz begleitet werden können. In diesem Zusammenhang kann die Stadt Leipzig über bestehende Netzwerke, wie beispielsweise durch den Botanischen Garten der Universität Leipzig sowie durch lokale Naturschutzvereine, unterstützen.
Eine Unterstützung durch das UIZ kann die Aufnahme oder Weiterentwicklung eigener und herausgegebener Saatgutmischungen (aktuell Leipziger Gründachmischung und Leipziger Mischung) oder die Herausgabe von Publikationen zum Thema sowie auch die Umsetzung einer Saatguttauschbörse beinhalten.“
Nicht zu vergessen die Umweltbibliothek Leipzig, die längst ein eigenes Bücherangebot zu Saatgut und heimischen Sorten hat.
Jetzt braucht es noch eine Förderung
Was freilich noch fehlt, ist eine konstante Förderung dieser Aktivitäten, weshalb das Amt für Stadtgrün und Gewässer auch vorschlägt: „Wir bemühen uns um Fördermittel, damit das Projekt realisiert werden kann.
Eine Planung der Saatgutbibliothek wird in Abhängigkeit von Fördermitteln in 2024 aufgenommen. Hierbei werden bestehende Netzwerke, welche Saatgut bereits verteilen, kontaktiert und ein Verfahren zur Weitergabe des Saatgutes erarbeitet.“
Der Stadtrat müsste das zwar noch beschließen. Aber wenn tatsächlich ein richtiges Netzwerk zur Bewahrung heimischen Saatgutes und der Vielfalt hiesiger Kulturpflanzen entsteht, könnte das auch ein wichtiger Beitrag zum Erhalt der genetischen Vielfalt sein. Und ein Projekt gegen die zunehmende Verarmung der Arten in unserer Umwelt.
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Eine begrüßenswerte Initiative der Ökolöwen und der Grünen. Dies ist sicher kombinierbar mit dem Bürgervorschlag zu “Urbanen Waldgärten”