Es ist ein leidiges Problem. Wir sind umgeben von lauter Elektrokleingeräten, die eben nicht nur ab und zu kaputtgehen, sondern auch oft nicht reparierbar sind, geradezu zum Wegschmeißen konstruiert. Und was macht man dann damit? Oft gibt es das Ladengeschäft gar nicht mehr, wo es gekauft wurde. Und der nächste Wertstoffhof ist weit oder nicht geöffnet, wenn man mal Zeit hätte, den Elektroschrott hinzubringen. Die Linksfraktion im Stadtrat beantragte deshalb eine ganz pragmatische Lösung.
Denn wenn die Elektrokleingeräte nicht abgeliefert werden, gelangen auch die werthaltigen Bestandteile nicht zurück in den Wertstoffkreislauf. Oft genug werden die kaputten Geräte dann auch einfach aus Bequemlichkeit im Restmüll entsorgt oder landen gar in der Gelben Tonne, wo sie nicht hingehören. Auch wenn sich einige Leipziger noch an die Zeit erinnern, als mit der „Gelben Tonne Plus“ auch die Elektrokleingeräte eingesammelt wurden.
Aber diesen Service bietet die Leipziger Stadtreinigung schon lange nicht mehr an.
Weshalb die Linksfraktion Ende des vergangenen Jahres beantragte: „Der Oberbürgermeister wird beauftragt, die Aufstellung von Containern zur Entsorgung von Elektroschrott durch die Stadtreinigung zu prüfen und bei positiver Prüfung dem Stadtrat bis Ende 2024 ein Konzept vorzulegen. Im Rahmen der Prüfung ist zu ermitteln, ob und wie die Container auch für die Entsorgung von Batterien genutzt werden können. Für diese Standorte sind der Stadtreinigung entsprechende Flächen im öffentlichen Verkehrsraum zur Verfügung zu stellen.“
Das Sammeln kaputter Kleingeräte muss ganz einfach sein
„Immer wieder landen elektronische Kleingeräte, Kabel und Batterien im Hausmüll oder in der gelben Tonne, wo sie nicht hingehören. Die Gründe dafür sind vielfältig, genau wie die Probleme, die daraus resultieren. Die unsachgemäße Entsorgung verhindert Recycling und kann – im Fall von Batterien – Brände in den Müllpressen verursachen“, stellte die Linksfraktion in ihrem Antrag fest.
„Wir möchten deshalb durch die Stadtverwaltung und die Stadtreinigung prüfen lassen, ob entsprechende Entsorgungscontainer, wie es sie beispielsweise schon für Altglas- oder Alttextilien gibt, an diesen Standorten aufgestellt und durch die Stadtreinigung bedient werden können. So können auch die Wertstoffe und Ressourcen, die in dem Schrott stecken, durch die Stadtreinigung sachgemäß recycelt und für eine Wiederverwertung aufbereitet werden.“
Und das sei gar keine neue Idee, denn Leipzigs Nachbarstadt Halle mache es vor und habe 34 solcher Container für die Entsorgung von Elektroschrott (Kleingeräten) im Stadtgebiet aufgestellt.
Es geht um Ressourcenschutz
Es ist ein Antrag, der bei der Stadtreinigung Leipzig offene Türen einrennt. Denn dort arbeitet man ja selbst an einer Zero-Waste-Strategie unter dem Label „Mein Leipzig schon’ ich mir“. Dazu gehört nicht nur die Reparatur und Wiederverwendung kaputter Geräte (zum Beispiel im Café kaputt), sondern auch der Betrieb eines Kaufhauses der Zukunft, in dem gebrauchte Dinge wieder neue Käufer finden und das noch im ersten Quartal 2024 eröffnen soll.
Und es gehört dazu natürlich die Arbeit an möglichst geschlossenen Wertstoffketten. Das heißt: Gerade Elektrokleingeräte gehören nicht auf den Müll oder in die Verbrennung, sondern zurück ins Recycling-System.
Weshalb die Stadtreinigung Leipzig den Vorstoß der Linksfraktion auch begrüßte: „Das Antragsbegehren wird vollumfänglich durch die Stadtverwaltung begrüßt und dessen Umsetzung grundsätzlich befürwortet, wenn die Sammlung seitens des Eigenbetriebes Stadtreinigung (EB SRL) unter den notwendigen logistischen und technischen Rahmenbedingungen umsetzbar ist.
Der Ausbau von bürgernahen Angeboten zur ordnungsgemäßen Trennung und Sammlung nicht mehr gebrauchter Elektro(alt)geräte und Altbatterien kann ein Beitrag zum Ressourcenschutz und den Zielen der Zero-Waste-Strategie der Stadt Leipzig sein. Die Schaffung zusätzlicher Rücknahmemöglichkeiten wird generell als sinnvoll erachtet, da die vom Gesetzgeber geforderte Mindestsammelquote in Deutschland bislang nicht erfüllt wird.“
Dann machen wir doch ein Pilotprojekt
Die Rückgabe in den Ladengeschäften, die der Gesetzgeber sich so simpel vorgestellt hat, funktioniert ganz offensichtlich nicht so wie gewünscht.
Die Stadtreinigung macht sich trotzdem Gedanken, ob ein solches Sammelsystem denn auch sicher wäre: „Die Frage der Zulässigkeit einer Sammlung im öffentlichen Raum mittels Aufstellung von Containern zur Entsorgung von Elektroschrott ist vor dem Hintergrund der in Elektroaltgeräten enthaltenen gefährlichen Stoffe bzw. Komponenten zu bewerten und bezieht die Prüfung möglicher Auswirkungen auf die Abfallwirtschaftssatzung der Stadt Leipzig ein.
Zudem sind die besonderen, straßenrechtlichen Anforderungen an die Sammelstellen zu beachten, welche die im öffentlichen Verkehrsraum nutzbaren Flächen erfüllen müssen.“
Aber ausprobieren will man es trotzdem. Mit einem Pilotprojekt: „Dies wird in einem Pilotprojekt an ausgewählten Standorten, die zwischen dem Entsorgungsträger (EB SRL) und Straßenbaulastträger (Verkehrs- und Tiefbauamt – VTA) abgestimmt werden, getestet. Dabei sollen vorrangig Flächen berücksichtigt werden, die bereits für die Glas- und Alttextilsammlung zugelassen sind.“
Und noch in diesem Jahr sollen die Ergebnisse eines solchen Pilotprojekts der Ratsversammlung vorgestellt werden. Als Zeitpunkt hat die Stadtreinigung „Ende 2024“ angegeben. In der Stellungnahme wird noch eine Ablehnung des Antrags für möglich gehalten. Was aber nicht recht nachvollziehbar ist.
Denn wenn die Idee gut ist, sollte die Stadtreinigung diese auch dann ausprobieren, wenn es im Stadtrat keine Mehrheit geben sollte. Anders wäre es natürlich, wenn die neuen Elektroschrott-Container von den Leipzigern gar nicht angenommen werden.
Aber das wird wohl eher nicht der Fall sein. Eher werden viele Leipziger froh sein, dass sie nicht mehr wegen jedes Gerätes, das seinen Geist aufgibt, eine Weltreise auf sich nehmen müssen, um es ordentlich zu entsorgen.
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