Sie klang gar nicht so aufregend, diese Nachricht der Verbraucherzentrale in dieser Woche: „Verbraucher nutzen mehrheitlich Bargeld“. Aber sie zeigt, dass alle Beteuerungen der Bankenlobby, die Bürger würden gern auf das Bargeld verzichten, falsch sind. Tatsächlich steckt hinter der internationalen Lobbyarbeit zur Abschaffung des Bargelds die Gier auf ein neues Geschäft mit komplett gläsernen Kunden. Kein Geldtransfer kann dann mehr unbeobachtet geschehen.
Die Umfrage dazu hat der „Marktwächter Finanzen“ veranlasst.
Das Ergebnis ist eindeutig: Bargeld hat einen hohen Stellenwert bei Verbrauchern in Deutschland. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstitutes forsa im Auftrag des Marktwächterteams der Verbraucherzentrale Sachsen. Rund 38 Prozent der befragten Girokontobesitzer geben an, mindestens einmal pro Woche Bargeld am Geldautomaten abzuheben. Weitere 27 Prozent der Befragten geben an, alle zwei Wochen, und 23 Prozent mindestens einmal pro Monat Bargeld am Automaten zu beziehen. Die Umfrage zeigt auch: Nur drei Prozent der Girokontobesitzer nutzen eine Bezahlfunktion ihres Smartphones wie beispielsweise mittels Near Field Communication (NFC) oder einer App, die einen Bezahl-Code generiert.
Aber auch die Einzelhandelskonzerne drängen darauf, das Bargeld verschwinden zu lassen. Denn wenn alle Bezahlvorgänge im Supermarkt elektronisch stattfinden, kann man dort wieder Personal einsparen. Die großen Handelskonzerne empfinden ihr Personal nur noch als Kostenblock.
Wahrscheinlich, weil sie sehen, wie das elektronische Geschäft im Internet flutscht.
Aber Einkaufserlebnis ist das nicht wirklich.
Dazu gehören nun einmal Menschen – auch auf der anderen Seite des Tresens.
Die durchschnittliche Abhebesumme am Geldautomaten beträgt 248 Euro pro Verfügung. Der Betrag variiert mit dem Alter der Befragten. Bei den 18- bis 29-Jährigen liegt er mit knapp 127 Euro deutlich darunter und bei den über 70-jährigen Verbrauchern mit rund 339 Euro weit darüber.
Andere Möglichkeiten des Bargeldbezuges, wie beispielsweise an Tankstellen oder an Supermarktkassen, stoßen bei Verbrauchern auf geringe Akzeptanz. Mit 78 Prozent bezieht die Mehrheit der Befragten nie und weitere zehn Prozent alle drei Monate oder seltener Bargeld an Supermarkt- oder Tankstellenkassen.
Die elektronische Bezahlung ist für die meisten nur eine Ergänzung zum richtigen Geld.
Die Möglichkeit des bargeldlosen Zahlens nutzen knapp zwei Drittel der befragten Girokontobesitzer regelmäßig. 16 Prozent geben an, mindestens einmal täglich mit der Geld-, Giro- oder Kreditkarte in einem Ladengeschäft zu bezahlen. Etwa 33 Prozent nutzen die Kartenzahlung mehrmals in der Woche und weitere 15 Prozent setzen ihre Karte einmal pro Woche ein.
„Trotz verbreiteter Nutzung bargeldloser Zahlungssysteme, findet die verhältnismäßig neue Möglichkeit der Zahlung über Smartphones so gut wie keine Anwendung“, sagt Kerstin Schultz, Teamleiterin Marktwächter Finanzen bei der Verbraucherzentrale Sachsen. Mit 97 Prozent der Befragten gibt die Mehrheit an, diese Bezahlmöglichkeit nie zu verwenden.
Die Umfrageergebnisse unter 1.008 Befragten zeigen, dass Bargeld nach wie vor einen hohen Stellenwert bei Verbrauchern hat.
Aber die Banken würden dabei gern mitverdienen. Einige haben schon Abhebegebühren eingeführt.
„Fraglich sind aus unserer Sicht die Abhebeentgelte am Geldautomaten der Bank, bei der Verbraucher auch ihr Konto haben“, erklärt Schultz. Einige Kreditinstitute hatten zuletzt begonnen, ein solches Abhebeentgelt von ihren Kunden zu verlangen. Die Verbraucherzentrale Bundesverband hält dieses Entgelt für unzulässig und hat inzwischen Klage eingereicht.
Der Marktwächter Finanzen ist ein Projekt, mit dem der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) und die Verbraucherzentralen den Finanzmarkt aus Perspektive der Verbraucher beobachten. Hierfür werden Beschwerden und Beratungen von Verbrauchern aus allen 16 deutschen Verbraucherzentralen über ein Frühwarnnetzwerk systematisch ausgewertet. Zudem werden empirische Untersuchungen durchgeführt. So können Schwachstellen und Fehlentwicklungen erkannt, Verbraucher frühzeitig gewarnt und Aufsichts- und Regulierungsbehörden bei ihrer Arbeit unterstützt werden. Insgesamt untersuchen fünf Schwerpunkt-Verbraucherzentralen den Finanzmarkt: Baden-Württemberg (Geldanlage und Altersvorsorge), Bremen (Immobilienfinanzierung), Hamburg (Versicherungen), Hessen (Grauer Kapitalmarkt) und Sachsen (Bankdienstleistungen und Konsumentenkredite). Der Marktwächter Finanzen wird durch das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV) gefördert. www.marktwaechter.de/finanzen
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