Für FreikäuferEigentlich ging es um die neuen Wasserpreise für Leipzig ab 2018 beim Haustermin der Leipziger Wasserwerke am Donnerstag, 14. September. Aber eigentlich ging es auch um ein Thema, das mittlerweile die ganze Stadtpolitik beschäftigt: Wie sichert man die Wasserversorgung für eine Stadt mit 700.000 Einwohnern? Denn dazu muss ausgebaut werden. Ach ja: Den Klimawandel gibt es dann als Herausforderung noch obendrauf. Wird das teuer?

Natürlich wird das teuer. Aber es gibt etwas, was noch viel teurer kommt und was die Leipziger bis 2010 erlebt haben: schrumpfende Städte und sinkende Wassermengen. Das macht Wasser tatsächlich teuer. Denn dann verteilen sich die festen Kosten auf weniger Abnehmer.

Denn die Infrastrukturen müssen trotzdem vorgehalten werden: Wasserleitungen, Kanäle, Wasserwerke, Klärwerke. Das schrumpft man nicht einfach mal, wenn die Bevölkerung schrumpft. Im Gegenteil: Es muss sogar dann immer wieder erneuert werden. Ergebnis: Wasser wird teurer für immer weniger Menschen.

Das hat sich geändert. Auch die Wasserwerke können aufatmen, seit Leipzigs Bevölkerung wächst. Mehr Menschen verbrauchen mehr Wasser, die Einnahmen sprudeln. Zwischenergebnis für 2018: Auch im fünften Jahr hintereinander kann der Trinkwasserpreis stabil gehalten werden.

Oder in der fröhlichen Meldung der Wasserwerke: „Die Bürger in Leipzig und der Region können auch die kommenden beiden Jahre mit gleichbleibenden Trinkwasserpreisen rechnen. Bereitstellungs-, Basis- und Mengenpreis für das frische Nass werden sich zur nächsten Preisperiode ab 1. Januar 2018 nicht ändern.“

Beim Schmutz- und Niederschlagswasser ist es dann ein bisschen anders.

Was Gründe hat. Nicht nur in den steigenden Kosten bei der Reparatur von Abwasserkanälen und in der Starkregenvorsorge. Beides Themen, die die Stadtwerke seit geraumer Zeit intensiv beschäftigen. Starkregen hat ja Leipzig schon ein paar erlebt in den letzten Jahren. Die betroffenen Stadtteile wissen, wie schnell dann Straßen und Kanäle überflutet sind. Da muss unterm Straßenpflaster vorgesorgt werden, müssen zusätzliche Auffangkapazitäten und klügere Wassersteuerungen gebaut werden.

In nächster Zeit ist auch der Ausbau des Klärwerks im Rosental dran. 80 Millionen Euro schwer. Ein Zehn-Jahre-Projekt.

Aber die Kostentreiber stecken an anderer Stelle. Denn die deutschen Wasserwerke sind dazu verpflichtet, alles das, was Menschen ins Abwasser geben, auch wieder rauszuholen, bevor das Wasser in die Flüsse abgelassen wird. Ein ganz prekäres Thema, so Dr. Ulrich Meyer, der technische Geschäftsführer der Wasserwerke, sind die Arzneien, die immer noch viele Leipziger ins Abwasser kippen. Wo sie nicht hingehören. Mit entsprechend fatalen Folgen, wenn das Zeug in Fluss und Meer gelangt und damit in den Nahrungskreislauf (an dem letztlich auch wieder der Mensch hängt.)

Aber nicht nur das muss mühsam aus dem Abwasser geholt werden. Auch die Klärschlämme müssen ja irgendwohin. „Bis 2015 konnten wir sie in die Landwirtschaft geben“, sagt Meyer. Das ist seitdem verboten. Denn – siehe oben – damit kämen auch Arzneimittelrückstände auf die Felder. Mit fatalen Folgen. Seitdem muss das Zeug verbrannt werden. Das ist schon mal ein bisschen teurer als das Verbringen aufs Feld. Aber auch dabei wird es nicht bleiben. Der Gesetzgeber hat die Wasserwerke verpflichtet, eigene Verbrennungsanlagen zu bauen, um ihre (getrockneten) Klärschlämme zu verbrennen und das enthaltene Phosphor zurückzugewinnen. Das ist dann noch ein bisschen teurer.

Das führt 2018 dazu, dass zwei Preisposten schon mal ein bisschen anziehen werden: Abwasser und Niederschlagswasser.

Abwasser zahlt jeder genauso wie Trinkwasser mit seiner Nebenkostenabrechnung. Der Kubikmeter Abwasser kostet dann 1,45 Euro statt bisher 1,37 Euro. Was für dem „Musternutzer“ 4,50 Euro mehr macht im Jahr, rechnet Michael M. Theis vor. Der ist als Geschäftsführer bei den Wasserwerken fürs Kaufmännische zuständig. Also für die Preise.

Niederschlagswasser wird auch ein bisschen teurer, steigt von 0,71 auf 0,82 Euro je Quadratmeter. Denn das berechnet sich nach der Grundstücksgröße, von der das Regenwasser abfließt ins Kanalsystem. Hier spielt auch eine Rolle, dass die Wasserwerke auch ins Kanalsystem viel investieren müssen. Die meisten alten Kanäle, so Meyer, sind noch Mischwasserkanäle. Das bedeutet: Das Abwasser aus den Häusern fließt zusammen mit dem Regenwasser in denselben Kanal. Das soll sich künftig Stück für Stück ändern. Auch wegen der Starkregengefahren, siehe oben. Die Wasserwerke versuchen das Kanalsystem zu trennen. Kostet auch wieder Geld.

Der Posten taucht dann auch wieder über die Nebenkostenabrechnung auf, verteilt sich aber, denn den zahlen am Ende ja alle Mietparteien auf dem veranschlagten Grundstück.

Insgesamt kommt es also zu einem leichten Anstieg der Wasserpreise. Für das Komplettpaket aus Trinkwasserversorgung, Schmutzwasserentsorgung und Niederschlagswasserableitung zahlt der durchschnittliche Nutzer im Geschäftsgebiet der Leipziger Wasserwerke ab Januar 2018 etwa 247 Euro. Das sind gegenüber heute 10 Euro mehr im Jahr oder 83 Cent mehr im Monat.

„Turnusmäßig überprüfen wir alle zwei Jahre die für die Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung anfallenden Kosten. Besonders freut uns, dass wir die Trinkwasserpreise im fünften Jahr in Folge stabil halten können“, sagt Michael M. Theis.

Und dass die Preise im Jahr 2018 insgesamt noch immer unter den Wasserpreisen von 2010 liegen, habe nun einmal auch mit dem deutlich gestiegenen Wasserverbrauch in Leipzig zu tun, stellte Theis fest. Mehr Menschen verbrauchen mehr Wasser – das erhöht die Einnahmen bei den Wasserwerken und die Preise können gedeckelt werden. Und es bleibt mehr Spielraum für Investitionen.

Und natürlich hat Dr. Ulrich Meyer noch viel mehr über Investitionen erzählt.

Denn auch ein anderes Thema beschäftigt die Wasserexperten zunehmend: Wo bekommt man möglichst sauberes Grundwasser her?

Dazu mehr in Kürze an dieser Stelle.

Die LEIPZIGER ZEITUNG ist da: Ab 15. September überall zu kaufen, wo es gute Zeitungen gibt

Ein Blitzlicht in einen drögen Wahlkampf, in dem alle ungelösten Probleme unter den Tisch gelächelt werden

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar