Das Leben wird teurer. Eigentlich ist das keine besondere Nachricht. Aber ein paar Jahre lang taten ja auch die Statistiker gern so, als sei die Inflation verschwunden, bloß weil alles, was mit Sprit und Erdöl zu tun hatte, billiger geworden war. Der Sprit ist zwar noch immer billig. Aber der tägliche Nahrungsbedarf der Sachsen wird Monat für Monat teurer. Die Spritpreise dämpfen das nicht mehr.

Dabei wollten Sachsens Statistiker eigentlich etwas Nettes zum Schulanfang schreiben und haben sich deshalb natürlich mit all den Nahrungsmitteln beschäftigt, ohne die es keine Einschulungsfeier, keine Zuckertüte und kein Pausenbrot gibt.

Und die Überraschung war dann doch irgendwie: Das Zeug wird beharrlich immer teurer.

Im Text des Landesamtes für Statistik: „Im Vergleich zum Vorjahr wird sich das tägliche Leben in Sachsen aller Voraussicht nach im Juli erneut um 1,7 Prozent verteuern. Nicht unwesentlich beeinflusst wird diese Entwicklung durch die Preissteigerungen auf dem ‚Nahrungsmittelmarkt‘ (3,0 Prozent). Insbesondere der Blick auf die Preisschilder beim Kauf von ‚Butter‘ (74,1 Prozent), ‚Milch‘ (30,2 Prozent) oder ‚Süßer Sahne‘ (36,7 Prozent) veranschaulicht dies deutlich.“

Alles wichtig für die Einschulungsfeier mit Oma, Opa, Onkeln und Tanten. Die süße Torte ist ihr Geld wert.

Aber auch alles andere aus dem Supermarkt wird teurer: „Diesem Trend folgen in abgemilderter Form ‚Fleisch und Fleischwaren‘ (3,1 Prozent). Hier sind speziell die Preise für ‚Kaninchen- oder Wildfleisch‘ (9,0 Prozent) bzw. ‚Hackfleisch‘ (10,4 Prozent) innerhalb der Jahresfrist gestiegen. Verbraucherfreundlich im Vergleich zum Vorjahr zeigen sich aktuell die Preise für ‚frisches Gemüse‘ (-7,7 Prozent) und ‚frisches Obst‘ (-0,3 Prozent).“

Aber dann die Zuckertüte!

„Eltern von Schulanfängern müssen in diesem Jahr für den Inhalt der Zuckertüte, bestehend aus ‚Tafelschokolade‘ (- 2,5 Prozent), ‚Gummibären‘ (- 1,1 Prozent), ‚Schokoriegeln‘ (4,9 Prozent) oder ‚Keksen‘ (3,5 Prozent), nur teilweise mehr einplanen. Gleiches gilt beim Kauf des Schulranzens (1,6 Prozent) und der Befüllung mit ‚Heften und Blöcken‘ (-3,8 Prozent), ‚Füllern bzw. Kugelschreibern‘ (-1,6 Prozent), ‚Blei- oder Farbstiften‘ (-0,1 Prozent) sowie ‚Farbkasten‘ (1,6 Prozent).“

Wobei bei den Nahrungsmitteln auch der Blick auf die Entwicklung seit 2010 lehrreich ist. Denn bis heute sind Kraftstoffe (Diesel genauso wie Benzin) deutlich billiger als damals – bis zu 10 Prozent. Was einer der Gründe dafür ist, dass auch die Sachsen emsig Dieselkraftwagen gekauft haben, obwohl der Dieselskandal nun schon seit zwei Jahren rollt und über kurz oder lang auch für das Ende des subventionierten Diesel sorgen wird.

Ganz anders aber das Bild bei den (Grund-)Nahrungsmitteln. Speisefette- und -öle sind mittlerweile 45 Prozent teurer als vor sieben Jahren, Frischobst um 25 Prozent, Fisch um 23 Prozent. Da macht sich bei Obst und Fisch durchaus schon bemerkbar, dass einige Produkte auf dem Weltmarkt knapper werden. Molkereiprodukte sind erst im vergangenen Jahr saftig teurer geworden, kosten nun 19 Prozent mehr als vor sieben Jahren.

Das alles liegt deutlich über der gesamten Preissteigerungsrate von 9,6 Prozent.

Ähnlich hohe Steigerungsraten weisen vor allem der Strom, Bildungsdienstleistungen und die Preise in den Gaststätten auf (wo logischerweise der Mindestlohn zu Buche schlägt). Auch die Beförderungsleistungen im ÖPNV würden hier aufschlagen – aber die geben die Landesstatistiker höchst selten an. Sie fahren ganz sichtlich nicht Straßenbahn. Ihnen ist der Luftverkehr wichtiger, wo die Preise natürlich auch gestiegen sind – um 34 Prozent seit 2010.

Gegenüber Juni stiegen die sächsischen Verbraucherpreise um 0,3 Prozent, betonen die Statistiker noch. Mit Betonung auf „voraussichtlich“. Nennenswert seien neben den urlaubstypischen Preisanpassungen bei „Pauschalreisen“ (14,7 Prozent) und „Flugreisen“ (7,4 Prozent) auch die verbraucherfreundlichen Entwicklungen der „Kraftstoffpreise“ (-1,4 Prozent) und die Rabattaktionen bei „Bekleidungsartikeln“ (-4,6 Prozent) sowie „Schuhen“ (-3,0 Prozent).

Die „verbraucherfreundlichen Kraftstoffpreise“ stammen wirklich aus der Mitteilung des Landesamtes für Statistik. Man bewertet dort die Fehlentwicklung im Verkehr nicht, stellt einfach fest, dass Kraftfahrer erstaunlich wenig für den Sprit zahlen, während andere Verkehrsteilnehmer ordentlich draufzahlen. Das ist in dieser Wichtung weder umweltfreundlich noch vernünftig.

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