Menschen sind eine selbstmörderische Spezies. Weltweit stehen die Zeichen auf Sturm, Überschwemmung, Dürre, Landverlust. Der Klimawandel ist in vollem Lauf. Und trotzdem wählen sie Männer an die Macht, die das Anheizen der Atmosphäre und das Verheizen der fossilen Bodenschätze zum Programm machen. Ein böses Spiel, dachten sich die Programmierer von Virtuos. Und haben aktuell zur Klimakonferenz ein echtes Klima-Killer-Spiel veröffentlicht. Für alle, die es unbedingt sehen wollen.

Provokant, nennen sie es selbst. Denn es zeigt, was in der Realität meist hinter den Kulissen passiert, wenn Politiker den hübschen Geldprämien der großen Energiekonzerne erliegen und einfach moralisch umfallen, oder wenn Banken die Gelder ihrer Kunden in dubiose Öl- und Kohlekonzerne stecken, wenn auch junge Unternehmensgründer vor der teuflischen Frage stehen: Paktieren wir mit den Zerstörern der Welt und werden dabei auch noch schweinereich – oder widerstehen wir der Versuchung? Aber was dann?

Simulationsspiel zur Erderwärmung „Carbon Warfare“ für iOS und Android

Carbon Warfare ist ein Simulations-Strategie-Spiel für iOS und Android, das entwickelt wurde, um mit einem provokativen und realistischen Spielerlebnis auf die Erderwärmung aufmerksam zu machen. Der Spieler schlüpft in die Rolle einer bösen Entität, dessen Ziel darin besteht, den Planeten durch exzessiven Ausbau der Kohleindustrie zu zerstören. Es liegt in der Hand des Spielers, die optimale Mischung aus Industrie und ökologischer Katastrophe zu finden, bevor sich die Menschheit ihrer bevorstehenden Vernichtung gewahr wird und eine Lösung für das Emissionsproblem findet.

Gilles Langourieux, CEO von Virtuos, erklärt: „Wir wollten ein Spiel entwickeln, das ein größeres soziales Bewusstsein schafft für die Gefahren und Konsequenzen der globalen Erwärmung, sollten wir diese nicht in den Griff bekommen. Carbon Warfare ist ein neuer Ansatz, diese wichtige Nachricht durch ein immersives und packendes Spielerlebnis zu vermitteln. Wir sind gespannt darauf, wie die Spieler reagieren werden.“

Was kann uns die Apokalypse zeigen?

Symbolträchtig während der COP22 Konferenz, die vom 7. bis 18. November in Marrakesch stattfindet, will „Carbon Warfare“ seinen Teil dazu beitragen, die Öffentlichkeit zu informieren, ohne dabei herablassend oder moralisierend zu wirken. Das Spiel basiert auf wissenschaftlichen Vorhersagen, was passieren wird, wenn die durchschnittliche Temperatur auf der Erde von 15° auf 21° ansteigt.

Denn die 2 Grad Steigerung, um die derzeit gerungen wird, sind ja nur das Maximum dessen, von dem die Klimaforscher annehmen, dass es die Menschheit mit all ihren heutigen Infrastrukturen noch verkraften wird. Wobei mancher Forscher schon vermutet, dass es für viele Länder schon zu viel sein wird.

Steigen die Temperaturen aber stärker, dann verwandeln sich viele Landstriche, die heute noch Nahrung produzieren, in Wüsten. Süßwasserreservoire verschwinden, der Meeresspiegel steigt drastisch an und wird fast alle heutigen – oft von Millionen bewohnten – Küstenstädte verschlingen. Es geht im Spiel tatsächlich um die Zerstörung der Welt. Und um die Verlockung des heißen Geldes, mit dem ein teuflischer Ansager lockt, der den Spieler zum Investieren in die Carbon-Industrie verführen will: „Je mehr Kohle für uns, umso mehr Hitze für dich!“ Ist das nicht ein teuflischer Pakt?

Aber es ist die Realität.

Wir sind es, die die alten fossilen Konzerne mit Geld füttern, damit sie unsere Welt verheizen. Und im Spiel geht es schon 2034 zur Sache und die Erde verwandelt sich in eine glühende Wüste.

Das unterhaltsame Spielprinzip vermittelt den Mechanismus und die Ursachen der globalen Erwärmung, da diese nötig sind, um das Spiel zu gewinnen. Das erzieherische Potential von „Carbon Warfare“ schöpft sich aus der wissenschaftlich fundierten Darstellung der Konsequenzen globaler Erwärmung sowie dem immersiven Gameplay.

Ein teuflischer Verführer lädt ein zum Zocken. Screenshot: L-IZ
Ein teuflischer Verführer lädt ein zum Zocken. Screenshot: L-IZ

Und selbst wer wirklich den Teufel in sich spielen lässt, lernt was dabei: Er sieht, was seine Gier nach der heißen Kohle tatsächlich anrichtet mit der Welt. Das sieht man ja aus bequemen europäischen Fernsehsesseln meist nicht. Und vorstellen können es sich die Prediger der billigen Kohle auch nicht. Sie tun immer so, als hätte das Verheizen der Vorräte heute keine Folgen in absehbarer Zukunft.

Es geht nicht nur um Kohle

Intensive Landwirtschaft, die Produktion von SUVs oder die Investition in Kohle und der Bau von Pipelines: Das Gameplay von Carbon Warfare informiert über die verschiedenen Aspekte von globaler Erwärmung und simuliert akkurat die Herausforderungen der modernen Gesellschaft. Das Ziel sind Flächenbrände, Sandstürme und Fluten, die komplette Vernichtung von Städten und das Auslösen eines Domino-Effekts, der das empfindliche ökologische Gleichgewicht der Erde zerstört. Die wissenschaftlichen Aspekte des Spiels wurden in Zusammenarbeit mit Yoram Bauman, einem Umweltökonomen an der Universität von Washington und der Lakeside School entwickelt.

Wie „Carbon Warfare“ gespielt wird

Sechs unterschiedliche Szenarien sind verfügbar und erlauben es dem Spieler unterschiedliche Strategien auszuprobieren, um jeden Aspekt des Gameplays anzupassen. Das Spiel verfügt über drei unterschiedliche Schwierigkeitsstufen, was zusätzlich den Wiederspielwert für die engagiertesten Weltenzerstörer steigert. Weitere Szenarien werden nach dem weltweiten Start von Carbon Warfare am 16. November veröffentlicht. Damit ergeben sich für den Spieler weitere Möglichkeiten, die wertvolle Erde wieder und wieder zu zerstören …

Kein Rauch ohne Feuer: Der Spieler muss Investitionen tätigen, um neue Katastrophen freizuschalten. Die Mission lautet, die Erde zu zerstören. Dafür muss der Spieler drei Variablen beeinflussen: Profit, CO2 Emissionen und Wahrnehmung. Profit erlaubt es dem Spieler, verstärkt in CO2-Emissionsstarke Industrien zu investieren. Diese Emissionen sorgen für einen Anstieg der globalen Temperaturen und schalten neue Katastrophen frei, mit denen die Städte heimgesucht werden können.

Und so kriegt man auch die Medien rum

Der Spieler wird außerdem Medienkampagnen kaufen, um die Öffentlichkeit davon abzuhalten, seine zerstörerischen Taten zu erkennen. Die Gegner werden die Aktionen des Spielers denunzieren und Geld sammeln, um wissenschaftliche Forschungen zu unterstützen, die an sauberer Energie arbeiten. Die Öffentlichkeit von den eigenen Aktionen abzulenken ist ein wichtiger Faktor für den Erfolg: Sobald die Bevölkerung von dem bösartigen Geschäftsgebaren Wind bekommt, schwinden die Chancen auf den Sieg.

Das Management von allen drei Variablen kann ganz unterschiedlich ausfallen und hängt davon ab, auf welche Umweltverschmutzung sich der Spieler konzentriert. Die Spieler müssen ihre Strategie an die Charakteristiken der verschiedenen Kontinente anpassen, um erfolgreich die Erde zu zerstören. In Europa zu investieren bringt z.B. viel Profit, geringere Kohlendioxid-Emissionen und sorgt für ein schnell wachsendes öffentliches Bewusstsein. Die gleichen Industrie-Investitionen in Afrika werfen weniger Profit ab, sorgen aber auch für weniger Aufmerksamkeit als in anderen umweltbewussteren Teilen der Welt.

Carbon Warfare ist im App Store und auf Google Play für 2,99 Euro erhältlich.

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