In Zeiten des Klimawandels muss an jeder Stellschraube gedreht werden, um die Auswirkungen der Erderwärmung für alle Menschen so gering wie möglich zu halten. Eine der größten Stellschrauben ist dabei der Verkehrssektor, findet die Linksfraktion im Leipziger Stadtrat. Es sei ganz deutlich, dass die Klimawende nicht ohne eine Mobilitätswende gelingen kann – vom motorisierten Individualverkehr zum ÖPNV, von fossilen Brennstoffen zur Elektromobilität.

Die Stadt Leipzig rechnet bis 2025 mit 12.450 E-Autos in der Stadt und sieht dafür im Ladeinfrastrukturkonzept 1.700 Ladesäulen vor. Auf eine Anfrage der Fraktion Die Linke im Leipziger Stadtrat teilte die Verwaltung jüngst mit, dass seit 2020 genau 125 Anträge für Ladepunkte im öffentlichen Raum positiv beschieden wurden. 112 Anträge befinden sich aktuell in der Bearbeitungsphase.

Antwort auf die Linke-Anfrage „Zum Bearbeitungsstand der E-Ladeinfrastruktur“

Das ist ganz klar zu wenig, stellt Michael Neuhaus, Sprecher für Umwelt der Fraktion Die Linke im Leipziger Stadtrat, fest.

Ladehemmung: Bürokratie bremst schnellen Ausbau von E-Ladestationen

„Von den drei Bereichen der Energiewende – Wärme, Strom und Mobilität – bildet letztere ganz klar das Schlusslicht. Erneuerbare Energien machen laut Umweltbundesamt (UBA) gerade einmal sieben Prozent im gesamten Verkehrssektor aus! Die Mobilitätsstrategie 2030 für Leipzig sieht für den motorisierten Individualverkehr einen Anteil von 30 Prozent des Gesamtverkehrs vor. Wenn wir die Klimaziele ernst nehmen, kann dieser nur elektrisch rollen“, sagt Neuhaus.

„Dafür braucht es die entsprechende Infrastruktur an Ladestationen. Denn eines ist klar: Wenn fossile Energieträger teuer werden, ohne dass nachhaltige Mobilität ausgebaut wird, droht vielen Menschen die Immobilität!“

„Der Ausbau von E-Ladestationen geht bisher schlichtweg zu langsam“, findet auch Franziska Riekewald, Sprecherin für Mobilität der Fraktion. „Man kann von einer Ladehemmung sprechen. Das liegt auch an den langwierigen Genehmigungsprozessen. Dabei ist damit zu rechnen, dass in Zukunft noch mehr Anträge für die Genehmigung von Ladesäulen ins Haus flattern werden. Um diese schnell bearbeiten zu können, müssen wir die nötigen Kapazitäten in den Ämtern schaffen.“

Linke: Wir wollen nicht nur Antriebs-, sondern auch Verkehrswende

750 Ladepunkte sollen bis Ende 2023 verfügbar sein, hatte die Verwaltung auf eine vorhergehende Anfrage der Linksfraktion mitgeteilt. Zum 1. Januar waren schon 7.536 E-Autos in Leipzig registriert, über 2.000 mehr als im Vorjahr. Immer mehr Leipziger Pkw-Nutzer steigen jetzt auf Elektromobilität um. Da ist wirklich die Frage, ob das Ladenetz noch schnell genug mitwachsen kann.

Und an anderer Stelle stockt es erst recht, wie Franziska Riekewald feststellt: „Als Linke wollen wir eine Verkehrswende, nicht nur eine Antriebswende. Das bedeutet, dass Bus und Bahn zu einer wirklichen Alternative zum Auto werden müssen, anstatt einfach nur Benziner und Diesel gegen Elektroautos zu tauschen. Ganz verschwinden werden Autos natürlich nicht. Denken wir beispielsweise an Handwerksfahrzeuge, mobiles Pflegepersonal, aber auch Carsharing-Angebote.“

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