Es ist ein langer Weg zur Elektromobilität. Es dauert, bis die Produzenten marktfähige Modelle anbieten können. Und noch länger dauert es, bis ganze Flotten ausgetauscht sind. So gesehen kam der Antrag des Jugendparlaments 2018 gar nicht zu früh, sich nun auch bei der Leipziger Stadtreinigung darum zu kümmern, die ganzen Diesel-Fahrzeuge durch elektrisch betriebene Kehrmaschinen zu ersetzen. Das große Aber war der Preis.
Daran hat sich auch fünf Jahre später nicht viel geändert. Denn Kehrmaschinen sind Spezialmaschinen. Konnte man 2018 dieselbetriebene Kleinkehrmaschinen, mit denen man auch Leipziger Bürgersteige kehren kann, für 128.000 Euro kaufen, so lag der Preis für elektrische Kleinkehrfahrzeuge damals bei 357.000 Euro.
Das sprengte den Ankaufetat der Leipziger Stadtreinigung und aus dem Antrag des Jugendparlaments wurde erst einmal ein Prüfauftrag, wie es doch gehen könnte, die Fahrzeugflotte der Stadtreinigung auf alternative Antriebe umzustellen.
An den heftigen Preisen für diese leistungsfähigen Fahrzeuge hat sich seitdem nicht wirklich viel geändert. Aber das Bundesverkehrsministerium hat inzwischen ein Förderprogramm für die Kommunen aufgelegt, mit dem zumindest ein Teil der Mehrkosten aufgefangen werden kann.
So gesehen war ein Pressetermin am Montag, dem 5. Juni, auf dem Burgplatz auch schon ein Signal dafür, dass der Umbau der Fahrzeugflotte bei Leipzigs Stadtreinigung begonnen hat. Und das auch nicht erst 2023.
Denn mittlerweile erweitern vier Elektrokleinkehrmaschinen den Fuhrpark der Stadtreinigung Leipzig. Alle vier präsentierten sich auf dem Burgplatz mit der Botschaft „Leise, sauber, umweltfreundlich“. Neben einem Elektrofahrrad, das inzwischen mit zwei weiteren dieser E-Fahrräder ebenfalls zum Fuhrpark der Stadtreinigung gehört. Eingesetzt werden sie überall dort, wo die Kehrmaschinen aufgrund der beengten Platzverhältnisse nicht zum Einsatz kommen können, sagt Elke Franz, Kaufmännische Betriebsleiterin des Eigenbetriebes Stadtreinigung Leipzig.
„Der Eigenbetrieb Stadtreinigung Leipzig geht beim städtischen Klimaschutz mit gutem Beispiel voran – gerade im Arbeitsalltag kommt es auf eine minimale Umweltbelastung an“, erklärte Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal bei der Vorstellung der mittlerweile kleinen, vorzeigbaren Elektroflotte. „Zudem profitieren die Leipzigerinnen und Leipziger von den niedrigen Geräuschemissionen.“
Vorteil E-Mobilität
Die erste rein elektrisch betriebene Kleinkehrmaschine kam im August 2022 zum Einsatz. Nach und nach kamen die anderen Maschinen dazu. Im Vergleich zu den konventionell betriebenen Modellen sparen die jetzt vier Elektrokehrmaschinen insgesamt 82 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr ein. Dabei sind die Fahrzeuge nicht nur umweltfreundlich, sondern auch leistungsstark.
„Die Kehrbreite ist von 1,30 bis 2,70 Meter verstellbar und dadurch sind die Kleinkehrmaschinen sehr wendig und flexibel einsetzbar“, erklärt Thomas Kretzschmar, Erster Betriebsleiter des Eigenbetriebes Stadtreinigung Leipzig. „Bei einer Einsatzdauer von bis zu zehn Stunden kann die E-Kehrmaschine etwa zwei Kubikmeter Kehrgut transportieren.“
Bei Kehrmaschinen käme es nun einmal nicht auf die gefahrenen Kilometer an, wie das bei Pkw meist das Richtmaß ist, sondern darauf, wie lange sie im täglichen Kehrbetrieb durchhalten. Nach Dienstschluss werden sie in ihren heimischen Betriebshöfen (Geithainer Straße, Max-Liebermann-Straße, Lyoner Straße und Lößniger Straße) wieder aufgeladen. Dort sind inzwischen eigene Ladesäulen installiert, an denen die Fahrzeuge binnen vier Stunden komplett aufgeladen sind.
Aber auch in den Betriebspausen fahren die Mitarbeiter die Fahrzeuge zum Zwischentanken ins Gelände.
Für die Kraftfahrerinnen und Kraftfahrer verbesserten sich auch die Arbeitsbedingungen dank des neu entwickelten Fahrgestells mit Einzelradaufhängung und Stoßdämpfer an der Vorderachse, so Ketzschmar. Die zum Pressetermin anwesenden Fahrer der Maschinen bestätigten das auch. Immerhin hat man inzwischen eine Menge Erfahrung mit den Maschinen sammeln können, die sich auch im Alltagsbetrieb bislang störungsfrei bewähren.
Zudem sind die Fahrzeuge mit 4,3 und 10,1 Zoll großen Displays ausgestattet, das den Fahrern einen zentralen Überblick über alle Einstellungen bietet. Auch die Werkstatt nutzt diese zur visuellen Diagnose.
Die wichtige Förderung vom Bund
„Die vier elektrischen Kleinkehrmaschinen kosten insgesamt circa 1,2 Millionen Euro“, erläutert Elke Franz. „Der Bund trägt die Mehrkosten gegenüber einer konventionell angetriebenen Kehrmaschine zu 90 Prozent.“
Die Anschaffung der Kehrmaschinen wird im Rahmen der Förderrichtlinie Elektromobilität des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr mit rund 568.000 Euro gefördert. Die Förderrichtlinie wird von der NOW GmbH koordiniert und durch den Projektträger Jülich (PtJ) umgesetzt.
Und der Umbau der Flotte geht weiter, kündigt Elke Franz an. Neben Fahrrädern mit Anhängern (Stückpreis 3.500 Euro) und den drei Elektro-Lastenfahrrädern (Stückpreis 20.000 Euro), die zum Transport von eingesammelten Abfällen und Arbeitsgeräten dienen, wird es demnächst auch die ersten Wasserstoff-Fahrzeuge auf den Betriebshöfen der Stadteinigung geben.
Dazu werden im ersten Schritt die Abfallsammelfahrzeuge ausgewechselt. 16 Stück an der Zahl sollen künftig mit Wasserstoff im Straßennetz unterwegs sein. Die erste werden dem Plan nach zum Jahresende in Leipzig eintreffen. Wozu natürlich auch die notwendige Installation einer eigenen Wasserstofftankstelle gehört.
Aber für Heiko Rosenthal spielen die Elektrofahrzeuge der Stadtreinigung noch eine andere Rolle als „vorbildliche Werbeträger für alternative Mobilität“ in der Stadt. Denn die Stadt mit ihren Eigenbetrieben hat natürlich Vorbildfunktion und kann zeigen, dass auch ein anspruchsvoller Alltagsbetrieb mit alternativen Antriebsarten funktioniert.
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