Heute werden die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) zum dritten Mal binnen weniger Wochen bestreikt. Und natรผrlich wurde das auch ein Thema bei der Pressekonferenz der LVB am Donnerstag, dem 2. Mรคrz, als es eigentlich um die Investitionen und Bauvorhaben im Jahr 2023 gehen sollte. Doch gleichzeitig ist klar, dass auch die Lohnsteigerungen irgendwie finanziert werden mรผssen, die ver.di jetzt fordert. Nur von wem ist die Frage.
Eine Frage, die sich auch LVB-Geschรคftsfรผhrer Ulf Middelberg stellt. Denn mit der Einfรผhrung des 49-Euro-Tickets, das deutschlandweit ja am 1. Mai kommen soll, fรคllt ein Posten aus, um die Lohnsteigerungen fรผr die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der LVB aufzufangen: die Fahrpreise.
Wobei Middelberg darauf hinwies, dass die Mitarbeiter/-innen der LVB fรผr 2023 schon eine Lohnsteigerung von 4,3 Prozent bekommen. โUnd fรผr nรคchstes Jahr haben wir eine Zusage von 10 Prozent gegebenโ, so Middelberg.
Seit dem 1. Oktober 2022 gรคbe es รผbrigens auch keine unterschiedlichen Entlohnungen fรผr die Fahrerinnen und Fahrer in der LVB-Tochter LSVB und denen bei der LVB selbst. Alle werden nach den in Sachsen geltenden Tarifen (TV-N Sachsen) bezahlt. Die dann freilich nicht so hoch sind wie die in Thรผringen oder Sachsen-Anhalt.
Doch bei diesen Gehaltszuwรคchsen gehe es immerhin schon um 8 bis 10 Millionen Euro, die zusรคtzlich aufgebracht werden mรผssten. Nur: Woher?
Gekรผrzte LVB-Leistungen, verpuffte Verkehrswende?
Kรผrzen bei den Investitionen? Das wรคre absolut kontraproduktiv, so Middelberg. Denn die aktuellen Investitionen der LVB gehen alle in den Substanzerhalt bzw. den Ersatz alter Fahrzeuge. Wenn jetzt nicht gebaut wird, verschleiรen die Gleise noch weiter und mรผssen spรคter wahrscheinlich teurer gebaut werden. Sofern denn das Geld dazu das ist.
Das zusรคtzliche Geld muss also von anderswo kommen โ vom Land, von der Konzernmutter LVV, von der Stadt. Kommt es nicht, das deutete OBM Burkhard Jung ja schon im September in eine Stadtratsrede an, kรคme es zwangslรคufig zu Leistungseinschrรคnkungen bei den LVB. Statt mehr Bahnen und Bussen wรผrde das Leistungsangebot zwangslรคufig eingeschrรคnkt. Die Mobilitรคtswende wรผrde sich vor aller Augen in Luft auflรถsen.
Aus den eigenen Mitteln werden die LVB die Lohnsteigerungen also kaum stemmen kรถnnen. Und auch von der Einfรผhrung des Deutschlandtickets im Mai verspricht sich Middelberg nicht mehr Geld in der Kasse. Denn 49 Euro fรผr ein Monatsticket lassen sich nicht mit dem 2022 als Experiment durchgefรผhrten 9-Euro-Ticket vergleichen.
Weitere Gegenfinanzierung muss geklรคrt werden
Middelberg geht eher davon aus, dass die LVB ihren Abonnentenstamm von rund 113.000 halten wird โ darunter auch viele Kunden, die lieber beim alten Abo bleiben, das gegenรผber dem 49-Euro-Ticket zumindest im Tarifgebiet ein paar zusรคtzliche Vorteile hat.
Die Zeiten, dass man Lohnkostensteigerungen also รผber steigende Fahrpreise auffangen konnte, sind vorbei. Nicht ganz. Aber den Verhandlungsรคrger hat kรผnftig der Bund, wenn die 49 Euro kรผnftig nicht mehr ausreichen, das Deutschlandticket finanzierbar zu halten.
In den aktuellen Verhandlungen rechnen die LVB deshalb bislang noch damit, dass am Ende 3 Prozent Steigerungen kommen. Darรผber hinaus gehende Entgeltsteigerungen mรผssten zusรคtzlich erwirtschaftet und gegenfinanziert werden, betont das Unternehmen.
Das heiรt: Hier mรผssten dann Kommune und/oder Land zusรคtzliches Geld bereitstellen.
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Der Standpunkt ist nachvollziehbar. Aber โ siehe meine Berechnungen โ warum sollten die Mitarbeiter mit extremen Reallohnverlusten โ die 3 % sind schlieรlich nur nominell โ die Verkehrswende subventionieren?