Am 9. November gab es bei den LVB die große Betriebsversammlung, an deren Ende eine Petition und eine Resolution standen, in denen es auch darum ging, den ÖPNV finanziell abzusichern. Denn der steht derzeit massiv unter Druck, hat noch unter den Folgen der Pandemie zu leiden und trägt gerade heftige Mehrkosten für Energie. Am selben Tag hatte Linke-Stadtrat Sören Pellmann dazu eine Menge Nachfragen im Stadtrat.

Zuvor hatte er schon im Zusammenhang mit den spürbaren Leistungseinschränkungen im Fahrbetrieb der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) seine Fragen an die Stadtverwaltung gestellt, die dann auch vom Verkehrsdezernat bestmöglich beantwortet wurden.

Nur 3,2 Prozent Leistungseinschränkung?

Aber eben auch mit Lücken. Denn verblüffend fand Pellmann dann doch, dass die deutlich spürbaren Leistungseinschränkungen der LVB nur 3,2 Prozent der vertraglichen Verkehrsleistung betrafen. Er hatte insbesondere die Linie 8 genannt, wo der Takt der Bahnen praktisch von 10 auf 20 Minuten hochgesetzt wurde, es also nur noch das halbe Angebot gab für die Fahrgäste. Solche Anpassungen gab es auch auf mehreren anderen Linien.

Aber nach Auskunft des Verkehrs- und Tiefbauamtes (VTA), das auf Informationen der LVB zurückgriff, war der Ausfall – übers Jahr gesehen – nur gering: „Die Gesamtkilometerleistung der Leipziger Verkehrsbetriebe beträgt per 30.09.2022 18,3 Mio. km. Aufgrund der pandemiebedingten erhöhten Abwesenheiten und damit geringerer Verfügbarkeit im Fahrdienst wurden entsprechende Angebotsanpassungen erforderlich. Diese verursachten eine Leistungsreduzierung in einer Größenordnung in Höhe von 3,2 % gegenüber dem Plan.“

Zur Linie 8 konkret gab es diese Auskunft: „Die Linie 8 wurde vom 01.01.-21.01., vom 12.03.-24.04. sowie ab dem 29.08.2022 aufgrund der pandemiebedingten Abwesenheiten und dem angespannten Rekrutierungsumfeld von einem 10 auf einen 20-Minuten-Takt umgestellt. Diese Reduzierung dient vor allem der Stabilisierung der gesamten Verkehrsleistung im Netz der LVB und der Planbarkeit für die Fahrgäste (im Vergleich zu kurzfristigen Ausfällen).“

Was Pellmann ja auch mit der Frage verband: „Warum wurden vorrangig auf dieser Linie Leistungskürzungen vorgenommen?“

Die Antwort: „Die Leistungsanpassung erfolgt auf Basis eines mit der Stadt als Aufgabenträgerin besprochenen Stufenkonzeptes mit dem Ziel, den Fahrgästen eine verlässliche und planbare Verkehrsleistung anzubieten und diese im gesamten Netz der LVB trotz kurzfristiger Krankmeldungen zu stabilisieren. – Dabei umfasst eine erste Stufe die Reduzierung der Bedienhäufigkeit auf den Linien 2, 8 und 10 auf einen 20-Minuten-Takt.

Die Wahl fiel dabei auf diese Linien, da hier durch die weitestgehend parallele Bedienung durch andere Linien ausreichend Ausweichmöglichkeiten bestehen. In der Stufe 2 erfolgt zusätzlich eine Umstellung der im 10-Minuten-Takt verkehrenden Buslinien auf einen 15-Minuten-Takt unter Berücksichtigung von Schulanbindungen und Verstärkern.“

Personalprobleme setzen heftig zu

Dass das Personalproblem bei den LVB schon recht prekär ist, machte auch die Antwort des VTA auf die Frage deutlich, wie die LVB nun das Leistungsangebot künftig aufrechterhalten wollen. „Darüber hinaus erfolgt seit Jahresbeginn der verstärkte Einsatz von Subunternehmern, insbesondere für Zusatzleistungen im Rahmen von Bauvorhaben. Ebenso erfolgt der zusätzliche Einsatz von Mitarbeitenden an freien Tagen, das Nutzen von Überstunden und der Einsatz von Verwaltungsmitarbeitenden im Fahrdienst“, so das VTA.

„Auch wurden Fahrerschulungen optimiert und auf ein notwendiges Maß reduziert. Die Rekrutierungsaktivitäten wurden deutlich intensiviert, um im aktuell angespannten Arbeitsmarkt offene Stellen an Fachkräften zu besetzen.“

Aber längst gibt es noch viel mehr Dinge, die den LVB zu schaffen machen, wie in der Fragestunde des Stadtrates am 9. November deutlich wurde.

Da wollte Pellmann nämlich auch wissen, ob die Gerüchte stimmen, dass die Buslinie 66 eingekürzt oder gar eingestellt werden soll. Was nach Kenntnis von Baubürgermeister Thomas Dienberg (noch) nicht der Fall sein soll. Und ob es 2023 nicht erst recht zu Einschränkungen im Fahrplanangebot kommen wird. Denn dann gibt es ja möglicherweise keine Ausfälle mehr durch die Pandemie. Aber dafür ist die Finanzierung nicht mehr gesichert.

Ein Wirtschaftsplan mit voller Leistungserbringung

Darauf ging dann OBM Burkhard Jung besonders ein, denn das Thema beschäftigt auch den Deutschen Städtetag, dessen Vizepräsident er aktuell ist. Sämtliche ÖPNV-Unternehmen leiden aktuell unter den massiv gestiegenen Energiekosten. Und die sind durch die Hilfsprogramme des Bundes bislang nicht ausgeglichen. 650 Millionen Euro fehlen nach Rechnung des Städtetages bundesweit.

Streichen die LVB dann also 2023 den Fahrplan zusammen?

Sollten sie eigentlich nicht, sagte Jung, der der LVB-Geschäftsführung als LVV-Aufsichtsratsvorsitzender den Auftrag gegeben hat, für 2023 einen Wirtschaftsplan ohne Leistungskürzungen vorzulegen. Was schwierig werden wird. Denn wenn das Angebot vollumfänglich gefahren wird, entstehen zwangsläufig Kosten, die durch den Verkehrsleistungsfinanzierungsvertrag mit der LVV und die Zuschüsse der Stadt nicht gedeckt sind.

Da kann man gespannt sein, wie die Verwaltung dann reagiert, wenn der Bund bis dahin nicht nachgesteuert hat und bis Januar mehr Förderung für den ÖPNV bereitstellt.

In einem Plan B, so Jung, müsste dann wohl auch über Kürzungen im Fahrplan nachgedacht werden. Aber vorher bekommt der Stadtrat das Ganze als Vorlage. Denn natürlich gibt es auch die Notlösung, dass die Stadt aus ihrem knappen Haushalt hilft.

Eine Einschränkung im Fahrplanangebot wäre dann ein regelrechter Rückschritt in der beschlossenen Mobilitätsstrategie der Stadt. Statt mehr ÖPNV gäbe es dann weniger. Und die wenigsten Fahrgäste werden dabei an einen russischen Staatspräsidenten denken, der mit einem Krieg und gekappten Lieferungen bei Gas die Energiepreise auf den Märkten erst so richtig hat explodieren lassen.

Kosten, die jetzt auch in den Verkehrsunternehmen ankommen, die eigentlich ab Januar ein 49-Euro-Ticket für alle anbieten sollen, ohne dass der entstehende Fehlbetrag in ihrer Bilanz gedeckt ist.

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Es gibt 11 Kommentare

Hi @hearst: Aus dem Wortsalat lese ich zuerst einmal eine große Verunsicherung heraus. Im gesprochenen Wort würde man wohl Gestammel sagen. Die Hegemonieansprüche Russlands finden Sie im Handeln und den reden Putins in den vergangenen Jahren. Nur dass er sich halt jetzt an der Ukraine verschluckt hat. Kann passieren, wenn man glaubt, der Westen sei dekadent und würde dem Treiben zusehen.

Wenn Sie im Handeln Russlands eine Reparation sehen, sind Sie dem Revanchismus Putins schon näher, als Sie vielleicht glauben. Dann hoffen wir mal, dass nicht auch andere Länder auf die Idee kommen, zu “reparieren” – also getreu der aktuellen russischen Doktrin ihre größtmögliche, nationale Ausdehnung einzufordern. Also ich hoffe das, Sie auch?

Wenn nein, können Sie sich nämlich Ihren Wunsch, dass alle Soldaten wieder nach Hause gehen, direkt zur geheuchelten Friedensliebe ins Regal stellen.

Vielen Dank für die Aufklärung.
Ich habe gleichmal voll skeptisch den Artikel Hegemonie der (auch in Artikeln der LZ gern verlinkten) Wikipedia Foundation Inc. (als Plattform für falsche Tatsachenbehauptungen berüchtigt?) gelöscht, da er nicht wie dargestellt Rußland abgebildet haben könnte.
Die Seite über Zensur war auch gleich mit dabei, weil Zensur nicht nur seitens des Staates
gegenüber Medien / Bürgern anders dargestellt sein könnte. Die Beweise für die (erwiesenen) hegemonialen Bestrebungen Russlands habe ich auf auf die schnelle nicht gefunden, kam aber auf die Themen Komplexität und Mehrdimensionalität. Zuviel für mich: Ich habe vermutlich gleich alles gelöscht. Sorry dafür und ein fröhliches Ach So.
Als Wiedergutmachung gehen alle Soldaten wieder nach Hause und leben, lesen die LZ.
Rußland repariert. Friedensvertrag für 99 Jahre, DMZ – Schutzmächte Luxemburg / Palästina / Nauru. Das ganze nochmal weltweit, entsprechend.
Das tritt nach meiner Kenntnis – ist das sofort, unverzüglich. Unsinn? Deal?

Strike on LVB. Assemble!
Wenn nichts mehr geht im Nahverkehr, bringe man halt Weselsky her.

@Christian
Das zu Europa gehörende Rußland ist also Stück für Stück nach Europa einmarschiert, ja?
Um letztlich die Freiheit zu gefährden in welcher ich bei der LZ frei und unzensiert diskutieren
(eher kommentieren) kann?
Natürlich kann man Krieg Einhalt gebieten wollen (z.B. mit Diplomatie, Abrüstung, Verträgen) und gleichzeitig jeden Wohlstandsverlust kritisieren.
Sanktionen sowie Militärhilfen haben den Krieg, sowie alle anderen derzeit stattfindenden Kriege nicht gestoppt (Grüße nach Kuba), dafür das Leid in der Welt vergrößert. Waren Sie eigentlich dabei als Putin alle Hähne zugedreht und gehofft hat?
Vielleicht fragen Sie bei der Gelegenheit die Verschwörungstheoretiker
der USS Kearsarge die zum entsprechenden Zeitraum unbestritten vor Ort war, oder
anders formuliert (zwinkersmiley liebe Moderation), laut vermeintlich
verifizierten Bildern u.a. vor Ort gewesen sein soll und nichts beobachtet haben will.
Für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der Inhalte kann jedoch keine Gewähr übernommen werden.

Für Friedensstraßenbahnen, inklusive denkender Fahrgäste und Fahrpersonal.
Hearst

Es sind die ach so Überzeugten dieser Welt, die den größten Unsinn erzählen. Legen Sie einfach das gleiche Maß an Skepsis an die (erwiesenen) hegemonialen Bestrebungen Russlands an und Sie werden nicht mehr so selbstgewiss über einen vorgeblichen Mangel an Meinungsfreiheit auf der L-IZ.de herziehen müssen. “Zensur” ist im Übrigen hier nicht möglich. Diese kann nur seitens des Staates gegenüber Medien / Bürgern ausgeübt werden, was bekanntlich untersagt ist. Was also hiermit zur Aufklärung einer weiteren Falschdarstellung Ihrerseits durch uns führte. Nichts zu danken und fröhliches Debattieren allen auch weiterhin. Ohne falsche Tatsachenbehauptungen bitte. Danke. Die Moderation

@Sebastian
Korrekt, so erinnere ich mich auch.

Und um nicht zu vergessen: Russland hatte bereits vor dem Krieg die durch Russland verwalteten Gasspeicher hier leer gefahren, um ein taktisches Versorgungsloch zu schaffen. Das könnte man als Beginn des “Energiekrieges” bezeichnen.

Die Ursachen der heutigen Probleme:
Hier vermischen sich wohl einige Dinge, von denen man gern mal welche vergisst.
Wir haben eine sehr große Abhängigkeit Deutschlands von Liefer- und Produktionsketten in Fernost.
(siehe auch kürzlich Interview Habeck). Das ist schon der erste große Fehler, welchen die hiesigen renditegeilen Unternehmen in den letzten Jahrzehnten unter Zuhilfenahme der Politik und Lobby begangen haben.
Corona hat dort erheblich eingeschlagen, jetzt immer noch (China gerade), und es fehlt an allem. Nun wird gejammert. Zu Recht.
Selbst die Havarie im Panamakanal hat Verzögerungen hervorgerufen, die so schnell nicht ausgeglichen werden konnten.
Und die Abhängigkeit vom Gas war immer da, wurde aber nun absolut akut, da 1. Gas fehlt und 2. die Klimaziele, vor langem beschlossen, durch die letzten Regierungen eher blockiert als bearbeitet wurden. Man schaue sich die Windindustrie an oder Photovoltaik. Kohleausstieg war beschlossen und Atomausstieg auch. Nicht ohne Grund.
Bei letzterem gibt es immer wieder Querulanten, die gern Meiler länger laufen lassen wollen aber sich noch nie gemeldet haben, um ein Endlager in ihrem Bundesland zu errichten.
Und einige Dinge mehr fallen sicher auch jedem noch ein.

Ja, es ist zurzeit echt bescheiden. Aber deswegen Putin freie Hand zu lassen, ist unser nicht würdig.
Wir hatten schon unser Mittelalter; das kann er für sich behalten.

Jetzt herumzujammern, weil wir selber einige Versäumnisse nicht rechtzeitig geklärt haben, ist eher peinlich.

Das Vollzitat eines anderen Artikels ist ganz schön viel. Ein Link wäre besser gewesen.
Aber was ich nicht verstehe:
> Erinnern wir uns: Nicht Russland hat die Gaslieferungen nach Deutschland eingestellt, sondern Deutschland erklärte nach dem
russischen Überfall auf die Ukraine, kein Gas mehr von Russland beziehen zu wollen, um nicht Putins Kriegskasse zu füllen.
Ich erinnere mich ganz anders. Zwar gab es tatsächlich Überlegungen zum Importstopp bei uns, aber es war dann doch tatsächlich die russische Seite, die mit Vorgabe von Wartungsarbeiten und so weiter die Lieferungen über das erwartbare und jährlich gewohnte Maß hinaus einstellte. Von daher kann ich den Artikeltext an der Stelle nicht nachvollziehen.

> Weshalb sollte Russland seine eigenen Leitungen zerstören, die es mit Milliardenaufwand gebaut hat? Das wäre auch deswegen sinnlos, weil Putin – hätte er das gewollt – Deutschland durch ein Abdrehen des Gashahns viel schneller und einfacher hätte sanktionieren können.
Wieso hätte? Das HATTE er doch zu diesem Zeitpunkt schon getan. Ich verstehe das Argument hier nicht. Natürlich scheint es erst mal völlig abwegig, dass Rußland selbst die Pipeline zerstört. Und die einfache Frage “wem nützt es?” scheint tatsächlich erst mal den Amerikaner zu treffen. Aber die Nervosität auf den Märkten hat Rußland damit sehr wohl gesteigert, und damit auch etwas davon.

> Rückblickend ist unübersehbar, dass die deutschen Sanktionen und Militärhilfen die entscheidenden Ursachen für unsere heutigen Probleme sind.
Bei den Sanktionen bin ich teilweise bei Ihnen, bei der Militärhilfe absolut nicht. Man sollte dort gern mehr tun, ohne dass man sich gleichzeitig voreilig ins eigene (Energie) Fleisch schneidet, bevor das der Lieferant irgendwann tut. Putin und seine Kriegskasse – ich glaube nicht, dass er mit den ganzen nichtkonvertierbaren Euros etwas anfangen könnte. Oder anders: Dass er sie für die Kriegsindustrie überhaupt bräuchte.
Aber gut, ist heute kalter Kaffee. Schwedt wird nun anders versorgt, Kraftstoffe sind eh bald unnötig und grüner Wasserstoff wird die Rettung bringen.

Zu dem Thema Gas gab es ein interessanten Artikel vom 06.11.2022 “Ukraine-Krieg: Schmaler Grat zwischen Vereinfachung und Lüge”
Hier ein Ausschnitt daraus:
“Die Wahrheit
Russland hat mit dem Einmarsch in die Ukraine das Völkerrecht gebrochen. Das bedeutet aber nicht, dass dieser Krieg die Probleme geschaffen hat, die Deutschland heute schwer bedrängen: Gasmangel, unbezahlbare Energiepreise, kalte Stuben für Arme, Firmenpleiten, Inflation. Das sind keine unmittelbaren Kriegsfolgen, sondern Folgen der von Deutschland verhängten Sanktionen
gegen Russland. Ohne sie bestünden die Probleme nicht.
Erinnern wir uns: Nicht Russland hat die Gaslieferungen nach Deutschland eingestellt, sondern Deutschland erklärte nach dem
russischen Überfall auf die Ukraine, kein Gas mehr von Russland beziehen zu wollen, um nicht Putins Kriegskasse zu füllen. Die
deutsche Außenministerin Baerbock feierte das EU-Sanktionspaket schmallippig mit dem unüberlegtesten Spruch des Jahres:
Danach erinnerte Putin daran, dass er das Gas für Deutschland auch abstellen könne.
Das waren ungewohnte Töne aus Moskau. Denn Russland wurde über Jahrzehnte dafür geschätzt, dass es Energie sowohl billig als
auch zuverlässig liefert. Und alle waren zufrieden, Politik, Wirtschaft, Verbraucher.
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Der Lieferstopp
Wichtig ist die zeitliche Abfolge. Zuerst hat sich Deutschland mit schweren Waffen und Einweisung ukrainischer Militärs auf die Seite der Kriegspartei Ukraine geschlagen; das kann in Einheit mit spezifischer Ausbildung ukrainischer Soldaten als Kriegsbeteiligung gewertet werden – so der Wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestags.
Als Antwort hierauf entsann sich der Kreml offenbar seines Arsenals von Gegenmaßnahmen, angefangen bei kurzfristigen
Liefereinschränkungen infolge von Reparaturarbeiten über Wartungsprogramme bis hin zu echten Lieferstopps.
Rückblickend ist unübersehbar, dass die deutschen Sanktionen und Militärhilfen die entscheidenden Ursachen für unsere heutigen Probleme sind. Von einer verantwortlichen Politik wäre zu erwarten gewesen, dass sie nicht Sanktionen beschließt, bevor sie sich mit
der massiven Verwundbarkeit des eigenen Landes vertraut gemacht hat. Eine solche Abwägung ist, wenn überhaupt, dann unzureichend erfolgt.
Nord Stream 1 und 2
Ende September wurden große Löcher in diese Pipelines gesprengt. Der Urheber ist nicht bekannt. In der Debatte hieß es, dass die Sabotage Kapazitäten voraussetzt, die lediglich staatlichen Stellen zur Verfügung stehen (U-Boote oder Marinetaucher). Die Schäden an den drei von den Explosionen getroffenen Pipelinesträngen sind erheblich. Wie lange es dauern würde, sie zu reparieren, ist
ungewiss.
Westliche Leitmedien schoben – wie nicht anders zu erwarten – die Schuld an den Anschlägen Russland zu. Ein Berater des ukrainischen Präsidenten erklärte ohne jeden Beweis, das Gasleck sei “ein von Russland geplanter Terroranschlag”.
Das überzeugt nicht. Weshalb sollte Russland seine eigenen Leitungen zerstören, die es mit Milliardenaufwand gebaut hat? Das wäre auch deswegen sinnlos, weil Putin – hätte er das gewollt – Deutschland durch ein Abdrehen des Gashahns viel schneller und einfacher hätte sanktionieren können.
Unübersehbar besteht jedoch ein großes Interesse der USA an einer Zerstörung von Nord Stream. US-Außenminister Antony Blinken sagte wenige Tage nach den Sprengungen, dass die USA nun “der führende Lieferant von LNG-Gas für Europa” ist und die Abhängigkeit Europas von russischer Energie ein für alle Mal zu beendet ist. Eigentlich war dieses Ziel schon lange vorgegeben. Denn US-Präsident Joe Biden hatte am 7. Februar beim Antrittsbesuch von Bundeskanzler Olaf Scholz unmissverständlich angekündigt, Washington werde im Fall einer russischen Invasion in die Ukraine Nord Stream 2 “ein Ende bereiten”.
Damit ist zumindest für diesen Winter das energetische Schicksal Deutschlands besiegelt. Es ist praktisch ausgeschlossen, dass über Nord Stream Gas nach Europa transportiert wird, und zwar selbst dann, wenn die Regierung unter dem Druck der wirtschaftlichen Not ihre Meinung ändern würde.”

Liebe Moderation,
mir ist klar, dass der Energieträger “Gas” grundsätzlich mittelfristig als Brückentechnologie eingeplant war. Darüber habe ich kein Wort verloren.
In meinen “Ausführungen” ging es um die Bezugsquelle der jeweiligen genannten Energieträger. Und bereits im Februar hat Minister Habeck sich nach Alternativen zum Gas umgeschaut. (ZEIT online 5. Februar 2022). Nord Stream 2 wurde politisch beendet. Frau v.d. Leyen überlegte im März, wie man möglichst schnell (die Rede war da von 2027) von russischem Öl und Gas weg kommen kann.
Das heißt: So falsch liege ich nicht, wenn ich sage, dass man öffentlich den Importstopp russischer Energieträger vorantrieb, und uns die Entscheidung beim Gas dann aus der Hand genommen wurde. Dass man vom Gas im Allgemeinen weg will, das habe ich nicht gemeint.

Hallo Christian,
ganz korrekt. Der Stahl für die französischen Reaktoren kam sicher von Putin selbst. Jetzt, wo er rostet, da geht die russische Rechnung auf 😀

@Hearst
Man könnte aber auch die Geschichte von vorn erzählen und mal festhalten, warum der halbwegs demokratische Westen Sanktionen eingeführt hat. Damit autokratische Größenwahnsinnige nicht Stück für Stück nach Europa einmarschieren und letztlich die Freiheit gefährden, in welcher Sie gemütlich diskutieren können.
Man kann dem nicht Einhalt gebieten wollen und gleichzeitig jeden Wohlstandsverlust deswegen kritisieren.
Natürlich hat Putin den Gashahn dann kurzerhand ganz zugedreht und zu Recht gehofft, dass uns das äußerst ungelegen kommt.
Verschwörungstheoretiker wissen natürlich, wer die Röhren gesprengt hat.
Vergessen Sie auch nicht Frankreich mit seinen dysfunktionalen Atomkraftwerken; im Winter darf Deutschland Strom dorthin exportieren.
Die Ausfälle waren sicher auch geplant, damit die Preise steigen.

Mit Ihrer These über die Urheberschaft der Röhrensprengung würde ich nicht direkt mitgehen, aber über den Rest wundere ich mich tatsächlich auch. Der offizielle Mediensprech hierzulande ist, dass Putin uns erpresst und einen Energiekrieg führt, dabei waren es doch unsere Politiker, die gegen weitere Importe von Kohle, Diesel, Öl waren, und auch beim Gas öffentlich nachgedacht wurde, wie es ersetzt werden kann. Als uns die Entscheidung dann aus der Hand genommen und die Gaslieferung eingestellt wurde, war das Geschrei groß.

Ihre Ausführungen entsprechen nicht ganz den Tatsachen. Gas war als Übergangs-/Brückentechnologie statt Kohle und Kernkraft für wenigstens 10 – 20 Jahre fest eingeplant (siehe ua. die Kraftwerksneubauten wie in Leipzig). Die Moderation

Die LEIPZIGER ZEITUNG steht als Plattform für falsche Tatsachenbehauptungen ebensowenig zur Verfügung, wie dafür, unbewiesene Vermutungen als Tatsachen darzustellen. Bitte achten Sie darauf. Danke. Die Moderation

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