Die Freibeuter-Fraktion bleibt dran. Nicht nur Fahrradmitnahme wird immer mehr ein Thema in Leipziger Straßenbahnen, die dafür noch gar nicht richtig ausgelegt sind. Auch die Sicherung der Fahrräder in der Bahn ist längst Thema, auch wenn es scheinbar schwierig ist, die Sache einfach so umzusetzen, wie am 15. September zu erfahren war.

Da hatte die Freibeuter-Fraktion noch einmal nachgefragt, bis wann der OBM plane, bei den „LVB die Bestandsfahrzeuge mit Fahrradsicherungen ausgestattet zu haben?“ Und: „Ist geplant, an den Türen der Fahrzeuge Markierungen anzubringen, die einen geeigneten Fahrradzustieg signalisieren?“

Die recht ausführliche, aber noch vorsichtige Antwort hatte das Dezernat Stadtentwicklung und Bau noch im Juni gegeben. Darüber haben wir auch berichtet. Auch über die Zusage von Baubürgermeister Thomas Dienberg, dass die LVB auch die schon im Betrieb befindlichen Fahrzeuge mit Fahrradsicherung ausstatten würde.

Aber die Begründung der LVB, warum sie sich gegen eine Ausweitung der Fahrradmitnahme sträuben, war durchaus nachvollziehbar.

In der Antwort des Verkehrs- und Tiefbauamtes (VTA) hieß es dazu:

„Gemäß der Beförderungsbedingungen und Tarifbestimmungen des Mitteldeutschen Verkehrsverbund haben fußläufige Fahrgäste, Rollstuhlfahrer/-innen und Fahrgäste mit Kinderwagen die erste Mitnahmepriorität. Fahrräder können entsprechend nur dann mitgenommen werden, wenn die Beförderungskapazitäten es zulassen. Daraus ergeben sich auch Einschränkungen bezüglich einer Kennzeichnung für eine Fahrradmitnahme, da diese maximal für Schwachverkehrszeiten verbindlich gelten kann. Eine Markierung für Fahrräder gibt es deshalb bislang nicht.“

Es geht um größere Aufstellflächen

Wer im Berufsverkehr unterwegs ist, weiß, was es bedeutet, wenn die Bahnen proppevoll sind und wie eng es dann vor den Türen wird, wenn auch noch Fahrräder im Gang stehen.

Es geht also nicht nur darum, Fahrradsicherungen anzubringen, sondern überhaupt erst einmal darum, genügend Aufstellfläche zu schaffen.

Das wird dann vielleicht in den neuen Bahnen der Fall sein, die die LVB ab 2024 in Betrieb nehmen wollen. In der Antwort des VTA hieß es dazu:

„Die LVB gestalten gegenwärtig gemeinsam mit dem Fahrzeughersteller die neue Fahrzeuggeneration, die ab 2024 zum Einsatz kommen soll. Im Rahmen der aktuell laufenden Entwicklungs- und Konstruktionsphase werden auch die Ausgestaltung und Ausstattung der Vorbehaltsflächen in enger Abstimmung mit den Fahrgastverbänden entwickelt. Das Ergebnis dieser Gestaltung kann auch für Anpassungen in der Bestandsflotte herangezogen werden. Ein etwaiger Anpassungsaufwand wäre dann zu planen und für eine Umsetzung in die Wirtschaftspläne der LVB einzustellen.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass sich die Ausgestaltung der Vorbehaltsflächen im Rahmen der Konstruktion der neuen Fahrzeuggeneration derzeit in der Entwicklung befindet. Die Vorbehaltsflächen werden dabei auch unter dem Gesichtspunkt der sicheren Fahrradmitnahme betrachtet. Für Bestandsfahrzeuge wird parallel nach kurzfristig realisierbaren Lösungen gesucht.“

Braucht es jetzt ein Machtwort?

Aber eigentlich wollen die Freibeuter nicht so lange warten. Weshalb FDP-Stadtrat Sven Morlok in der Ratsversammlung am 15. September etwas kühn fragte, ob der OBM die Sache nicht mit einer Gesellschafterweisung durchsetzen könne?

Dann müssten die LVB doch einfach in allen Bahnen solche Sicherungen anbringen. Aber zum Instrument der Gesellschafterweisung will OBM Burkhard Jung in diesem Fall nicht greifen. Das sei ein scharfes Schwert, das er nur zücken wolle, wenn das Florett nicht reicht. Und Florett heißt in diesem Fall: auf die Einsicht der LVB-Geschäftsführung setzen.

Worin ihm auch Baubürgermeister Thomas Dienberg zustimmt. Er sieht auch schon Signale, dass sich etwas bewegt. Er habe mit der LVB-Geschäftsführung gesprochen. Auch was das Umdenken betrifft, das Fahrradsicherungen als wichtigen Teil der eigentlich gewollten Intermodalität der Verkehrsarten betrifft.

Also dem leichten Wechsel mit dem Fahrrad in die Straßenbahn, um nach dem Aussteigen weiterzuradeln. In der S-Bahn sei das ja kein Thema mehr. Bei der Straßenbahn nähere man sich dem Thema jetzt an.

Aber er wies auch darauf hin, dass die LVB derzeit ja ganz andere Probleme haben – insbesondere bei den massiv gestiegenen Kosten für Energie.

Aber gerade deshalb sei es auch wichtig, jetzt gute Signale zu setzen. Gerade wenn sie nur kleine Kosten verursachen – wie das beim Einbau von Fahrradsicherungen der Fall wäre.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Das Argument von dem letzten Redner “Intermodalität fördern” verstehe ich nicht. Ich bin doch jeden Tag intermodal unterwegs, aber per Fuß. Wenn jetzt ein (!) Fahrrad den Platz für vielleicht ca. 4 Menschen in meiner Bahn blockiert, haben wir noch weniger Platz. Dann überlege ich wieder auf das Auto zurückzugreifen. Es ist jetzt schon zu voll und man kommt jetzt schon nicht durch die Gänge und zu den Ausgängen. Ich bin der Meinung wer radeln will und kann, soll auch radeln. Wer im Rollstuhl sitzt, im Kinderwagen liegt oder nicht radeln kann/will, der bzw. die soll Platz in Bus und Bahn haben. So eine sinnlose Diskussion an den Bedürfnissen vorbei.

Schreiben Sie einen Kommentar