Lastenräder liegen im Trend. Das zeigen die jährlich veröffentlichten Marktdaten des Zweirad-Industrie-Verbandes. So wurden im Jahr 2021 in Deutschland 167.000 Lastenräder verkauft. Das Rekordwachstum von 62 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verdeutlicht das Potenzial von Transporträdern für den städtischen Verkehr. Als Alternative zum Auto könnten Stadtzentren zukünftig von der CO₂- und Lärmreduktion profitieren.

Die seit dem 1. März 2021 in Kraft getretene bundesweite Richtlinie für E-Lastenfahrräder und die durch das sächsische Kabinett ergänzte Förderung für Lastenräder und -pedelecs ermöglicht kleinen und mittleren Unternehmen, sowie Vereinen, Kommunen und Zweckverbänden eine Bezuschussung von bis zu 1.500 Euro. Während der Freistaat Thüringen schon seit Mitte 2020 den Kauf durch Privatpersonen fördert, fehlen in Sachsen weiterhin verbraucherorientierte Förderprogramme.

Alternative zum PKW

„In Zeiten wie diesen, ist es umso wichtiger, die Belange der Bürger/-innen bei den Förderprogrammen mitzudenken. Die nachhaltige Mobilität und in diesem Zusammenhang die Förderung von Lastenrädern zum privaten Gebrauch ist somit ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur erfolgreichen Energiewende. Die Einsparung von Öl oder Gas, war nie so wichtig, wie heute. Lastenräder können insbesondere im urbanen Raum eine echte Alternative zur PKW-Nutzung darstellen“, erklärt Daniel Köhlerschmidt von der Verbraucherzentrale Sachsen.

Neben der finanziellen Bezuschussung müsse die Infrastruktur für Lastenräder weiter ausgebaut werden, fordert die Verbraucherzentrale. In Sachsen fehlten momentan ausreichend, für Lastenräder konzipierte Stellplätze. Um den Bedingungen der Räder gerecht zu werden, sollten diese speziellen Parkplätze mit bis zu 2,5 Metern Länge und bis zu 80 Zentimetern Breite genug Platz bieten. Die Stadt Leipzig hat zwar schon einen Stellplatz dieser Art als Prototyp im Stadtteil Altlindenau installiert. Aber auch hier geht es nur langsam voran. Geplant sind weitere Standorte im ganzen Stadtgebiet.

Der erste Lastenradparkplatz in der Erich-Köhn-Straße in Altlindenau. Foto: Stadt Leipzig
Der erste Lastenradparkplatz in der Erich-Köhn-Straße in Altlindenau. Foto: Stadt Leipzig

„Wir freuen uns, dass die Stadt Leipzig das Potenzial erkannt hat und hoffen auf viele weitere Stellplätze, auch sachsenweit“, so Köhlerschmidt.

5-Monate-Pilotprojekt zum Lastenradverleih in Leipzig gestartet

Leipzigerinnen und Leipziger können ab sofort an elf Stationen im Stadtgebiet Transporträder mieten. Das Pilotprojekt ist auf fünf Monate angelegt und umfasst eine Flotte von 30 Rädern, auch E-Transporträder und ein E-Inklusionstransportrad sind dabei. Die Lastenräder sind an feste Stationen angebunden und können mit einer speziellen App gebucht werden.

Ein örtlicher Schwerpunkt der Stationen liegt in der Südvorstadt. Für den Verleih fällt ein Preis von 4 Euro beziehungsweise 4,60 Euro pro Stunde an – je nachdem, ob die Räder mit oder ohne Elektro-Antrieb fahren. Abgerechnet wird im 15-Minuten-Takt, der maximale Tagespreis beträgt jeweils 18 Euro.

„Mit der Mobilitätsstrategie 2030 haben wir uns das Ziel gesetzt, den Stadtverkehr nachhaltiger und klimaneutraler zu gestalten. Transporträder sind hierfür ein wichtiger Baustein. Sie sind eine attraktive Alternative zur PKW-Nutzung – auf Wegen zur Kita, zum Einkauf oder für größere Lasten“, erläuterte Baubürgermeister Thomas Dienberg am Dienstag, 12. Juli, bei der Eröffnung der ersten Station in der Riemannstraße.

„Heute machen wir den ersten Schritt, allen Leipzigerinnen und Leipzigern den unkomplizierten und kostengünstigen Zugang zu Transporträdern zu ermöglichen.“

Der kommissarische Leiter des Dezernats für Wirtschaft, Clemens Schülke, sieht in den Rädern eine weitere Chance: „Wir wollten bewusst auch der Wirtschaft ein Angebot machen, daher haben wir das Bundesprojekt mit kommunalen Mitteln erweitert und zusätzliche Stationen an vier Gewerbehöfen und im Allee-Center Grünau im Stadtgebiet verteilt.“ Die Nutzung der Transporträder soll so alltäglicher werden, wie das Fahren mit Bus, Bahn oder Auto.

Dritte Station für das Testprojekt

Derzeit tourt das von TINK (Transportrad Initiative Nachhaltiger Kommunen) initiierte Projekt durch Deutschland. Es besteht regulär aus einer Flotte von 15 Transporträdern an fünf Verleihstationen, diese zieht bis Ende kommenden Jahres durch insgesamt vier Städte und kommt nun – nach Singen und Dortmund – auch nach Leipzig. Dabei kooperieren das Verkehrs- und Tiefbauamt und das Amt für Wirtschaftsförderung mit der TINK GmbH: Mit städtischen Geldern stocken sie das Projekt um weitere 15 Transporträder und fünf Stationen an Gewerbeflächen wie der Media City Leipzig auf.

Auch das Inklusionstransportrad Rollis Royce ist Teil des Verleihsystems. Dieses Rad müssen Nutzerinnen und Nutzer dort abgeben, wo sie es ausgeliehen haben – im LVB Service Center in der Markgrafenstraße 2. Bei den anderen Rädern kann die nächstgelegene Verleihstation angefahren werden, da die Lastenräder am Ende des Tages CO₂-neutral umverteilt werden. Diese Logistik übernimmt der Fahrradverleih-Anbieter nextbike in Kooperation mit der Fulmo Kurierdienst GbR. Auch für den Austausch der Akkus, die Wartung und Instandsetzung der Räder sind diese Leipziger Firmen zuständig.

Wissenschaftliche Begleitung

Der Pilotbetrieb wird wissenschaftlich begleitet, um das Potenzial eines Lastenradsystems für Leipzig zu testen. Die Resonanz in Singen und Dortmund war sehr positiv: Erste Erhebungen dort zeigen, dass rund 45 Prozent der Lastenradfahrten sonst mit dem Auto zurückgelegt worden wären.

In Dortmund wurden etwa 2.500 Kilometer mit den Lastenrädern in nur vier Monaten gefahren, über 1.300 Nutzerinnen und Nutzer haben sich registriert. Das TINK-Projekt läuft drei Jahre und wertet die Erfahrungen der Kommunen beim Verleih aus. Es wird durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr im Rahmen des Nationalen Radverkehrsplans gefördert.

Weitere Informationen zum Projekt gibt es unter leipzig.de/lastenradverleih

Lastenrad-Challenge auf der Rollschuhbahn in Lößnig

Lastenräder sind super! Um das unter Beweis zu stellen, lädt das Kollektiv Lastenrad Leipzig am Samstag, 16. Juli, ab 14 Uhr zur vierten Leipziger Lastenrad-Challenge diesmal auf die Rollschuhbahn in Lößnig ein.

Bei unterschiedlichen Rennformaten können die Gäste mit ihrem eigenen Rad antreten oder eines der selbstgebauten Lastenräder vom „Kollektiv Lastenrad Leipzig“ ausprobieren. Im Einzelzeitfahren, Gruppenrennen und im Parcours geht es nicht nur um Schnelligkeit, sondern auch um Geschicklichkeit beim Beladen. Neben „Lastenrad-Profis“ können sich insbesondere im Parcours auch Unerfahrene ausprobieren und ihr neues Lieblingsgefährt kennenlernen.

Begleitet wird die Veranstaltung von einem Sport-Moderator sowie Livemusik und bietet damit auch für Zuschauer/-innen einen unterhaltsamen Nachmittag. Um 17.30 Uhr findet die Siegerehrung statt.

Für alle Teilnehmenden am Einzelzeitfahren und Gruppenrennen besteht Helmpflicht. Zudem wird eine kulinarische Versorgung durch das Japanische Haus Leipzig bereitgestellt. Eine Anmeldung zum Rennen ist via kontakt@kolara.org oder direkt vor Ort möglich.

Organisiert wird die Lastenrad-Challenge vom Leipziger Kollektiv Lastenrad (KoLaRa). Über dessen Website kolara.org ist es das ganze Jahr über möglich, sich auf privater Basis Lastenräder und Fahrrad-Anhänger auszuleihen.

Der ADFC Leipzig unterstützt die ehrenamtliche Initiative. Die Veranstaltung wird mit Mitteln des Stadtbezirkshaushalts Süd realisiert.

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