Gerade erst wurden die Probleme bei der Städtebahn im Raum Dresden gelöst, zeigt sich, dass auch im Mitteldeutschen S-Bahn-Netz uralte Probleme wieder aufbrechen. Denn neu ist das nicht, dass Wagen zu lange in der Werkstatt sind und zu wenig Zugmaterial im S-Bahn-Netz rollt. Aber so heftig wie jetzt waren die Probleme noch nie. Zum Schulstart fahren die S-Bahnen mit heftigen Einschnitten im Betrieb.

Die DB Regio Südost, die die S-Bahnen im Netz betreibt, will am Mittwoch, 14. August, ihr Ersatzkonzept für den Betrieb des Mitteldeutschen S-Bahn-Netzes (MDSB-Netz) ab dem Ferienende (19. August) präsentieren. Und weil darin heftige Einschränkungen zu erwarten sind, bestehen die Aufgabenträger des MDSB-Netzes jetzt deutlich auf der Vertragserfüllung und sehen die DB Regio AG in der Pflicht, für eine ausreichende Anzahl verfügbarer Fahrzeuge zu sorgen.

Die Fahrzeugprobleme sind hausgemacht

Seit mehreren Wochen verschlechtert sich die Verfügbarkeit der auf den Linien S1, S3, S4, S5/S5X und S 6 im Mitteldeutschen S-Bahn-Netz eingesetzten Fahrzeuge. Verantwortlich dafür sind Probleme von DB Regio Südost als Betreiber des MDSB-Netzes bei der Bereitstellung von Ersatzteilen und Instandhaltungskapazitäten für die ET 442 (Elektrische Triebfahrzeuge Talent 2), die seit Ende 2013 in Mitteldeutschland im Einsatz sind, stellt der ZVNL, der den Zugbetrieb im Raum Leipzig beauftragt, fest.

Konkret betroffen seien nach Aussage von DB Regio die Drehgestelle sowie die Fahrmotoren, deren planmäßige Instandsetzung durch Lieferengpässe bei den Zulieferfirmen ins Stocken geraten sei. Darüber hinaus gibt es anscheinend organisatorische Mängel in der Zuführungsplanung zur Werkstatt sowie generell im Flottenmanagement der DB Regio Südost, was umso schwerer wiegt, als es sich um seit Jahren geplante Instandhaltungsmaßnahmen handelt.

Vereinbarung zur Mängelbeseitigung nicht eingehalten

Nach Bekanntwerden der Fahrzeugprobleme hatte sich der Zweckverband Nahverkehr Leipzig (ZVNL) als federführender Aufgabenträger mit DB Regio Südost auf ein Ersatzkonzept verständigt, das freilich nur bis zum Beginn der Sommerferien galt. Dieses Ersatzkonzept beinhaltete die Zusammenlegung der S1 mit der S6, dadurch fuhr die S6 ab Leipzig Hbf bis Miltitzer Allee. Die von der S6 nicht mehr bedienten Halte Leipzig Nord und Essener Straße wurden aber noch von weiteren Linien des S-Bahnnetzes bedient.

Doch entgegen den Zusagen nimmt DB Regio Südost das Ersatzkonzept jetzt nach den Sommerferien wieder auf, hat eine Verlängerung bis Oktober 2019 angekündigt und weitet es zudem erheblich aus. Neben der Verknüpfung von S1 und S6 entfällt die ab Ende September vom ZVNL bestellte und von DB Regio zugesagte Angebotsausweitung der S3 nach Markkleeberg-Gaschwitz; die S3 verkehrt dann nur noch bis Halle (Saale) Hbf, der Abschnitt Halle (Saale) Hbf–Halle-Trotha soll mit Ersatzfahrzeugen gefahren werden. Die S4 fährt nur noch bis Ruhland und die S5 nur noch bis Altenburg.

Der S4-Abschnitt Ruhland–Hoyerswerda wird wie bisher zweistündlich, jedoch mit einem Fahrzeugersatzkonzept bedient. Der S5-Abschnitt Altenburg–Zwickau wird ebenfalls zweistündlich mit einem Fahrzeugersatzkonzept bedient. Lediglich die Linien S 5/S 5x und S7 bleiben unberührt und verkehren weiterhin stündlich Halle (Saale) Hbf–Zwickau Hbf und halbstündlich Halle (Saale) Hbf–Halle-Nietleben. Ebenfalls von Angebotsänderungen unberührt sind die in einem anderen Vertrag bei DB Regio Südost gebundenen Linien S2, S8 und S9. Hier kommen die ET 442 neuerer Bauart sowie auf der S9 auch ersatzweise lokbespannte Doppelstockzüge zum Einsatz.

Vorstand der DB Regio in der Verantwortung

Die Verantwortung für die Verlängerung und Ausweitung des Ersatzkonzeptes in Teilen des MDSB-Netzes liege allein bei der DB Regio Südost, betont der ZVNL. Statt den Fahrgästen weitere Einschränkungen im Angebot zuzumuten, verlangen die Aufgabenträger des MDSB-Netzes (dies sind der ZVNL, das Land Sachsen-Anhalt, der Zweckverband Verkehrsverbund Mittelsachsen, der Freistaat Thüringen, der Zweckverband Verkehrsverbund Oberelbe sowie das Land Brandenburg) von der DB Regio, ausreichend einsatzfähige und taugliche Fahrzeuge bereitzustellen. Genau dies hatte der DB Regio-Vorstand bei der Ausschreibung des MDSB-Netzes im Jahre 2010 im Rahmen einer Verpflichtungserklärung für den Bedarfsfall zugesagt. Dass der Bedarf zum Einlösen des seinerzeitigen Versprechens besteht, ist aus Sicht des ZVNL angesichts der derzeitigen desolaten Fahrzeugsituation offensichtlich.

Wie viel Verantwortung trägt die Sächsische Staatsregierung für die Engpässe im Schienennetz?

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