Nicht nur Mitglieder der SPD-Fraktion fühlen sich manchmal regelrecht „lost in space“, wenn sie irgendwo im Netz der LVB gestrandet sind und kein Gerät verrät, warum die planmäßig angekündigten Bahnen nicht gekommen sind. Oder wann sie denn nun kommen. Das scheint eine verflixt schwierige Sache zu sein, wie man jetzt der Auskunft des Planungsdezernats entnehmen kann.

„Dennoch sind uns in den vergangenen Wochen einige außerplanmäßige Ausfälle von Straßenbahnverbindungen, insbesondere auf den Linien 8 und 14, gemeldet worden. Kritisiert wurde hierbei insbesondere, dass es keinerlei Informationen für die Fahrgäste über die Ausfälle seitens der LVB gab, weder an den Haltestellen noch über die App easy.GO“, hatte sich die SPD-Fraktion in ihrer Anfrage gewundert.

Und natürlich erst einmal wissen wollen: „Worin liegen die Gründe für den Ausfall dieser Straßenbahnverbindungen?“

So schlimm ist es zumindest aus statistischer Sicht nicht, lautet die Antwort: „Grundsätzlich können Abweichungen im Linienbetrieb und der Ausfall einzelner Fahrten (bspw. durch Streckenblockierungen, Unfälle, technische Defekte oder kurzfristige krankheitsbedingte Ausfälle beim Fahrpersonal) nicht immer verhindert werden, da nicht in jedem Falle sofort personelle Ressourcen bzw. Fahrzeugreserven für den Ersatz bereitstehen.

Insgesamt betrachtet sind im 1. Quartal 2018 knapp 0,4 % der planmäßigen Umlaufstunden ausgefallen. Zu einem großen Teil ist dies auf die außergewöhnlich starke und lange Grippewelle zurückzuführen.“

Aber da waren ja noch ein paar Extra-Bonbons: „Gleichzeitig lag für die LVB einer der betrieblichen Hauptschwerpunkte in der Abdeckung der Sonderleistungen und Leistungsspitzen. Mit 8 Heimspielen von RB Leipzig, diversen Konzerten und Veranstaltungen sowie der besucherstärksten Messeveranstaltung war das 1. Quartal 2018 auch in dieser Hinsicht eine Herausforderung.“

Die logische Frage aus Sicht der SPD-Fraktion: „Warum konnten die Fahrgäste der LVB über die Ausfälle nicht informiert werden?“

Die Leipziger Verkehrsbetriebe bemühen sich ja, meint das Planungsdezernat: „Oberstes Anliegen der LVB ist es, die Fahrgäste im Störungsfall schnell zu informieren. Seit 2012 gibt es dafür in der Leitstelle einen Kommunikationsdisponenten, um im Störungsfall alle zur Verfügung stehenden Kanäle wie Lauftexte der Abfahrtsanzeiger an den Haltestellen, Verkehrsmeldungen über die Webseite der LVB, soziale Netzwerke sowie easy.GO und Leipzig mobil, Hotline, Ansagen in den Fahrzeugen für die Fahrgastinformation zu nutzen.

Diese Kanäle wurden auch im konkreten Fall zur Information über Unregelmäßigkeiten aufgrund kurzfristiger Erkrankungen genutzt. Dabei ist jedoch nicht auszuschließen, dass es in Einzelfällen aufgrund der Vielzahl kurzfristiger verkehrlicher Ereignisse zu verspäteten Informationen gekommen ist.

Unzureichend waren die Informationen für Kunden, die ausschließlich die Verbindungsauskunft über easy.GO oder Leipzig mobil nutzten, da es aufgrund der technischen Gegebenheiten des Auskunftssystems im Hintergrund nicht möglich war, derartige Ausfälle zeitnah ausreichend zu kommunizieren.“

easy.GO war also eher easy.slow. Und die verschiedenen Ausspielkanäle sind auch noch nicht so richtig kompatibel. Augenscheinlich alles noch Handarbeit.

Die logische Frage, wie sich das ändern soll: „Welche Maßnahmen sollen künftig dafür sorgen, dass die Fahrgäste zumindest besser informiert werden?“

Die LVB arbeiten dran, meint das Planungsdezernat: „Um kurzfristige Störungen, Abweichungen und Ausfälle für Kunden in Zukunft auch in der Verbindungsauskunft sichtbarer und nachvollziehbarer zu machen, werden die LVB in den nächsten Monaten das bisher genutzte Auskunftssystem durch ein Neues ersetzen.

Die komplexe technische Umstellung wird derzeit vorbereitet, muss jedoch ausgiebig getestet werden, bevor das neue Hintergrundsystem in Betrieb geht. Aktuell wird davon ausgegangen, dass die Umstellung des Systems im Herbst abgeschlossen werden kann.“

Man kann gespannt sein.

Und neue Anzeiger an den Haltestellen soll es auch geben. Wer schaut denn immer gleich aufs Handy, ob die Bahn oder der Bus nun kommen oder nicht?

„Darüber hinaus erfolgt die Information der Fahrgäste auch weiterhin über die Webseite der LVB, soziale Netzwerke sowie durch die Hotline, Ansagen in den Fahrzeugen sowie Lauftexte der Abfahrtsanzeiger an den Haltestellen“, betont das Planungsdezernat.

„Diesbezüglich investieren die LVB auch weiterhin kontinuierlich in die Aufstellung von Dynamischen Fahrgastanzeigen (DFI) an Haltestellen. Bspw. wird derzeit die Errichtung von DFI an den Bushaltestellen der Linien 60 und 74 an der Kreuzung Karl-Liebknecht-Straße/ Kurt-Eisner-Straße vorbereitet, welche im Sommer in Betrieb genommen werden sollen.“

Und weil’s gerade so schön ist, schauen wir auch gleich, was die LVB online meldeten am Montagnachmittag im Feierabendverkehr: „16:19 Uhr- Streckenblockierung wegen LKW im Gleis am W.-Liebknecht-Platz in Richtung Chausseehaus.“

Das muss man erst einmal hinkriegen an dieser Stelle, wo gerade sowieso Umleitungsfahrplan ist, denn: „heute 16:12 Uhr – Verkehrstau wegen Baumaßnahme Goerdelerring/ Pfaffendorfer Str.“

Die 12 fährt deshalb nämlich Umleitung – über den W.-Liebknecht-Platz.

Jetzt steckt also ein LKW im Gleis und die 10 und die 11 quälen sich auch noch durch die Umleitungsstrecke über die Gohliser Straße. Das Leben als LVB-Fahrgast ist spannend. Und wird es wohl auch bleiben.

Und weil’s gerade so schön ist, noch den Nachschlag von 16:40: „BUS 80, 81, 82, 85 und 86 fahren wegen hohem Verkehrsaufkommen und Stau mit Verspätungen bis zu 30 Minuten.“

***

Und wie ist die Sache am Wilhelm-Liebknecht-Platz ausgegangen? Der große Abschleppwagen, der den Lkw aus dem Gleis heben konnte, traf gegen 17:30 Uhr vor Ort ein. Das Gleis und eine komplette Fahrbahn waren also über eine Stunde gesperrt, was dann entsprechende Rückstaus bis zum Ring verursachte.

Zwei Fotos von vor Ort.

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Keine Kommentare bisher

Ich finde es sehr schön, dass die LVB an einer Aktualisierung des Informationssystems arbeitet. Da würde mich in dem Zusammenhang auch interessieren, ob es angedacht ist, in den Bahnen auch über die Umsteigemöglichkeiten zur S-Bahn zu informieren, so wie es auch die S-Bahn ihrerseits tut.
Ebenfalls verbesserungswürdig ist da bei der Anzeige der Umsteigemöglichkeiten, die Menge der anzuzeigenden Bahnen, am Hbf kommt das jetzige System an seine Grenzen. Wäre prims, wenn solche Dinge da auch gleich mit bedacht werden.

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