Schon mehrfach haben wir ja an dieser Stelle forsch behauptet, die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) hätten ihre Fahrgastzahl im Jahr 2017 auf 155 Millionen gesteigert, nachdem sie schon im Vorjahr mit 148 Millionen eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr (137 Millionen) hingelegt hatten. Das Leipziger Amt für Statistik und Wahlen hat jetzt die tatsächlich gemeldeten Zahlen veröffentlicht.

Danach kamen die LVB im Jahr 2017 sogar auf 156 Millionen Fahrgäste, und zwar genau. Das ist ein Plus von über 5 Prozent. Was natürlich bedeutet, dass die Fahrgastzahlen bei der LVB schneller wachsen als die Stadt (knapp 2 Prozent). Und das mittlerweile kontinuierlich seit 2015. 2014 hatte es einen Einbruch bei den Fahrgastzahlen gegeben.

Das hatte zwei Gründe: Einer war die Abgabe überregionaler Buslinien an den Landkreis.

Der andere war natürlich die Inbetriebnahme des Mitteldeutschen S-Bahn-Netzes, das innerstädtisch ungefähr die Transportleistung von 10 Millionen Fahrgästen übernahm. Was natürlich noch steigerungsfähig ist. Dessen ist man sich im Stadtrat und dem fürs regionale Zugnetz verantwortlichen ZVNL sehr bewusst ist. Wenn noch einige wichtige S-Bahn-Stationen im Stadtnetz entstehen und einige zusätzliche Nahverbindungen hinzukommen, dann hat die S-Bahn durchaus das Potenzial, ihre Leistung noch zu verdoppeln. Und das S-Bahn-Netz kann auch das Straßenbahnnetz der LVB befördern, denn je mehr gute Umsteigebeziehungen beide miteinander haben, umso mehr Synergieeffekte haben sie.

Und der große Wachstumstreiber bei den LVB sind nun einmal die Straßenbahnen.

Beförderten sie 2014 knapp 111 Millionen Fahrgäste, so wurde 2016 mit 120 Millionen Fahrgästen auch der Vor-S-Bahn-Wert von 114 Millionen Fahrgästen überboten. Und 2017 schnellte der Wert – die Fahrgäste haben es zu spüren bekommen – auf 126 Millionen hinauf.

Besonders bekommen es die Leipziger natürlich im Berufsverkehr zu spüren, wo die Bahnen gerade in City-Nähe rappelvoll sind. Gleichzeitig gibt es gerade da kaum noch Möglichkeiten, die Taktzeiten zu verdichten, denn gerade im Nadelöhr Hauptbahnhof ist das Ein- und Ausfahren der Bahnen schon jetzt ein problematisches Vergnügen. Jede verpasste „Grünphase“ verursacht einen Stau und sorgt dafür, dass sich Verspätungen addieren und weit ins Netz fortpflanzen.

Deswegen steht bei den Planern von Stadt und LVB die Aufweitung des Nadelöhrs City-Ring für den ÖPNV ganz oben auf der Prioritätenliste. Für jeden täglichen Verkehrsteilnehmer ein zwingendes Unterfangen – und trotzdem haben sich im Stadtrat die Kräfte schon mobilisiert, die diese scheinbare Bevorteilung des ÖPNV unterbinden wollen.

Wer die Verantwortlichen der LVB fragt, wo die Kapazitätsgrenze für das jetzige Straßenbahnsystem liegt, der bekommt Zahlen zwischen 170 bis 190 Millionen Fahrgästen genannt. Aber gerade die Phänomene im Berufsverkehr werden sich dabei weiter verschärfen. Vielleicht ein wenig entspannt durch die 41 neuen XL-Straßenbahnen, die die LVB bis 2020 anschaffen. Elf davon sind schon im Leipziger Gleisnetz unterwegs. Und für die Zeit nach 2020 hat der ehemalige LVV-Geschäftsführer Dr. Norbert Menke ja schon angekündigt, dass intern die Beschaffung weiterer 2o XL-Fahrzeuge überlegt wird. Die sind ja bekanntlich eine echte Co-Produktion der LVB mit dem polnischen Hersteller Solaris, der die neuen Bahnen nach einer ganzen Liste von Wünschen und Neuerungsvorschlägen der LVB gebaut hat.

Größere Bahnen schaffen natürlich mehr Fahrgäste fort. Gleichzeitig können immer mehr alte Tatra-Bahnen aus dem Betrieb genommen werden.

Da werden die 2017 vorgestellten Mobilitätskonzepte der Stadt interessant. Denn für das sogenannte „Fortführungs-Szenario“ sehen die Stadtplaner maximal 175 Millionen Fahrgäste in der Straßenbahn. Das heißt: Ab spätestens 2020 geht hier nichts mehr, ist Leipzigs ÖPNV an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit angekommen. Augenscheinlich unterschätzt man die Zuwachszahlen gerade in der Straßenbahn immer noch.

Für alle Werte über 190 Millionen Fahrgästen muss das Straßenbahnsystem ausgebaut werden. Dann könnten auch 265 Millionen Fahrgäste (wie im Gemeinschaftsszenario) möglich sein. Aber dafür muss gerade das Straßenbahnsystem auch neue Wohn- und Gewerbegebiete erschließen, mehr Fahrzeuge haben und der Engpass am City-Ring aufgeweitet sein. Und das kann nicht erst 2030 passieren, sondern müsste zwingend um das Jahr 2020 geschehen. Hier läuft die Zeit.

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Es gibt 2 Kommentare

Der absolute Zuwachs ist ja ganz interessant.
Ich denke, das ‘neue’ S-Bahn-Netz und der Wechsel der Verantwortlichkeiten für einige Linien verzerren und schönen die Statistik etwas.
Gibt es Angaben zum aktuellen Modal Split und seiner Entwicklung?
Sollten bisher nur Bürger hinzugezogen sein, die überdurchschnittlich oft ÖPNV fahren?
An den Preisen dürfte ein Zuwachs wohl kaum liegen…

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