Sachsen rollt, könnte man sagen. Die Sachsen kaufen wieder mehr neue Kraftfahrzeuge, teilt das Statistische Landesamt mit. Was schon in Leipziger Zahlen absehbar war, trifft auch für den gesamten Freistaat zu: Die Beschäftigung steigt. Und weil die Leute irgendwie zur Arbeit kommen müssen, brauchen sie doch wieder Automobile. Lkw natürlich auch, um die Lasten wegzuschaffen.

Im Jahr 2016 wurden 147.531 Neuzulassungen von Kraftfahrzeugen von den sächsischen  Zulassungsämtern erteilt. Das bedeutet nach Angaben des Statistischen Landesamtes einen Zuwachs von 5,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

82 Prozent aller neu zugelassenen Kraftfahrzeuge waren Personenkraftwagen. Damit stieg die Zahl der Neuzulassungen von Pkw in Sachsen um 5,1 Prozent auf 120.308. Bundesweit erhöhte sich diese Zahl im Jahr 2016 um 4,5 Prozent. Der Pkw-Bestand in Sachsen wuchs also überdurchschnittlich.

Dass das mit dem Aufschwung in diversen sächsischen Branchen zu tun hat, darauf deutet auch die Zahl der Lkw-Neuzulassungen hin. Die Zahl der Neuanmeldungen bei den  Lastkraftwagen stieg um 8,6 Prozent auf 16.185, bei den Zugmaschinen wurde etwa der Vorjahreswert erreicht (3.842). Das ist die Logistikbranche, die immer weiter zulegt. Es rollt auf Sachsens Straßen.

Was einem unbeteiligten Leser dann immer wieder fehlt, sind natürlich die Fahrgastzahlen im öffentlichen Verkehr. Die gibt es einfach nicht. Und der zuständige Minister würde sich wahrscheinlich damit herausreden, dass das nicht in seiner Hoheit läge. In den Kreisen und Kreisfreien Städten sind die Kommunen verantwortlich für den ÖPNV, im Schienenverkehr sind es mal die Bahn, mal andere private Anbieter.

Weil man aber immer nur kleine Ausschnitte sieht, gibt es niemanden, der wirklich sagen kann, wie sich Mobilität entwickelt, ob der Anstieg der Kraftfahrzeugzahlen mit fehlenden ÖPNV-Angeboten zu tun hat oder auch die Mobilität mit Bus und Bahn zulegt. Wer diese Zahlen aber nicht hat, kann nicht steuern – zum Beispiel das kommunale und regionale Verkehrsnetz stärken und damit auch Pendlerströme umleiten auf umweltfreundlichere Verkehrsarten.

Dass der Beschäftigungsaufwuchs auch mit einem Einkommenszuwachs in Teilen der Bevölkerung zu tun hat, zeigt eine weitere Zahl: Besonders stark war der Anstieg bei den Neuzulassungen von Krafträdern (zehn Prozent). Insgesamt wurden knapp 6.000 Krafträder neu angemeldet. So viele gab es in keinem der letzten sieben Jahre, staunen die Statistiker.

Dafür scheint ein wichtiges Segment einfach nicht in Gang zu kommen: Fahrzeuge mit reinem Elektroantrieb spielten auch 2016 noch eine untergeordnete Rolle. In Sachsen wurden insgesamt 293 Elektroautos neu zugelassen. Was im Vergleich völlig unterdurchschnittlich ist, denn damit fährt – bundesweit  betrachtet – nur jedes 39. neu zugelassene Elektroauto im Freistaat. Auf die Bevölkerung gerechnet müsste es jedes 20. sein. Und das auch noch mit Einschränkung, wie die Landesstatistiker betonen: „Dabei ist zu beachten, dass auch alle Neuzulassungen von Fahrzeugen in Ministerien und Behörden mitgezählt werden.“

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