Am Ende verschickte Leipzigs Pressereferat schnell noch eine Korrektur. Natürlich ist Leipzig 2016 die erfolgreichste Kommune im Städtewettbewerb Stadtradeln. Nur die Region Hannover und die Metropole Ruhr liegen mit über 1,4 Millionen geradelten Kilometern vor Leipzig, das in der Endabrechnung auf 1.391.691 Kilometer kommt, damit erstmals über eine Million Kilometer erradelt und vor allem eine Forderung auf die Agenda bringt: Leipzig endlich zur Fahrradhauptstadt zu machen.

Denn das ist Leipzig noch nicht, obwohl der Anteil des Fahrrads an den täglichen Wegen der Leipziger von 14,4 im Jahr 2008 auf 15,2 Prozent im Jahr 2013 stieg. Trotz alledem, muss man sagen. Denn das Radwegenetz in Leipzig hat nicht nur Lücken und Tücken – es fehlen noch jegliche Strukturen für ein Radnetz, das Leipzig tatsächlich zu einer richtigen Fahrradstadt machen würde, wie es der BUND Leipzig im Dezember 2015 beschloss.

Das Zeug hat Leipzig dafür. Die flache Topographie bietet sich geradezu an. Und die jungen Leipziger bevorzugen das Fahrrad auf fast allen Wegstrecken. Und diese Klientel wird auch erreicht, seit der Ökolöwe das zentrale Management für das Stadtradeln übernommen hat. Da überrascht eher, dass andere Städte wie etwa Potsdam oder Rostock den Handschuh nicht aufnehmen.

Wenn man die beiden Regionen Ruhr und Hannover ausnimmt, ist da nicht wirklich eine große Stadt angetreten, um mit Leipzig in Wettbewerb zu treten. Auch Bremen oder Hamburg nicht, die eigentlich ähnlich gute Vorrausetzungen haben.

Im Vorjahr hat Dresden versucht, die Leipziger Marke zu überbieten, was der Stadt an der Elbe auch knapp gelang. Aber schon 2016 ist wieder die Luft raus, dümpelt Dresden zwischen Ingolstadt und München. Leipzig hat dafür eine neue Bestmarke erreicht. Mehr als 7.000 Radlerinnen und Radler legten auf ihren täglichen Wegen fast 1,4 Millionen Kilometer mit dem Fahrrad zurück. Das entspricht 35 Runden um den Äquator, rechnet der Ökolöwe vor. Mit dieser Leistung konnten rund 200 Tonnen Kohlendioxid vermieden werden – in etwa das Gewicht von 40 ausgewachsenen Elefanten. Leipzig liegt mit diesem Ergebnis im bundesweiten Städtewettbewerb auf Platz drei. Lediglich die beiden Großregionen Hannover und das Ruhrgebiet liegen in der Wertung vor Leipzig. Damit ist Leipzig in diesem Jahr die erfolgreichste Stadt im Wettbewerb.

Und dann sagt Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal etwas, was schon verblüfft, weil das so noch längst nicht Schwerpunkt der Stadtpolitik ist: „Die große und wachsende Unterstützung der Leipzigerinnen und Leipziger ist ein klares Signal, Leipzig als Fahrradhauptstadt zu etablieren. Kein anderes Verkehrsmittel ist dabei so flexibel, leise und klimaschonend für eine lebenswerte Stadt. Es freut mich besonders, dass zahlreiche Kindergärten und Schulen, aber auch Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Ämter der Stadtverwaltung die Kampagne unterstützen.“

Die Unterstützung der Stadtgesellschaft für einen wirklich fahrradfreundlichen Umbau der Stadt hat der Bürgermeister. Jetzt muss er nur noch ein Konzept vorlegen, wie er das schaffen will. Mit der bisherigen Kleckerpolitik ganz bestimmt nicht. Das braucht jetzt wirklich einen Plan mit breiten Schnelltrassen und einem unabhängigen Wegenetz, besseren Übergängen in die City aber auch zu den überregionalen Radwegen. Das Meiste ist bislang Provisorium, scheitert auch oft genug an fehlenden Fördergeldern vom Freistaat, der augenscheinlich selbst bei der Bewilligung der vorhandenen Mittel nicht hinterher kommt.

„Über 7.300 Radler sind auch gleichbedeutend mit weniger Autos auf Leipzigs Straßen. Dank der vielen Stadtradler hat Leipzig weniger Infrastruktur-, Lärm- und Gesundheitskosten zu schultern. Radfahren ist gleichzeitig gut für die Umwelt und für die lokale Wirtschaft“, macht Nico Singer, Geschäftsführer des Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. deutlich. „Wären die Stadtradler und Radlerinnen diese zurückgelegten Kilometer mit dem Auto gefahren, wären Spritkosten von rund 160.000 Euro angefallen. Fahrradfahren ist also nicht nur gut für das Klima, sondern auch für den eigenen Geldbeutel. Das Geld der Leipziger landet nicht an der Tankstelle, sondern stärkt unsere lokale Wirtschaft.“

Und der erfolgreiche Abschluss wird gefeiert.

Am Donnerstag, 6. Oktober, 19 Uhr beginnt die Abschlussveranstaltung des Stadtradelns 2016. Die Stadt Leipzig und der Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. laden zur Preisverleihung in die Alte Handelsbörse am Naschmarkt ein. Im festlichen Rahmen werden die besten Mannschaften des diesjährigen Wettbewerbs ausgezeichnet. Außerdem werden unter den besten 50 Teams mit den meisten gefahrenen Kilometern dreimal 500 Euro verlost.

Dass Leipzig so viele Kilometer gesammelt hat, hat auch damit zu tun, dass sich etliche Schulen aktiv beteiligt haben, so wie die Max-Klinger-Schule, die allein 44.806 Kilometer gesammelt hat, oder die Grundschule Connewitz mit 23.834 km. Aber auch die Universität Leipzig sammelte 35.600 Kilometer genauso wie die Forscher vom UFZ, die 39.657 Kilometer beisteuerten. Stadtradeln ist Teamwork.

Das Stadtradeln ist eine Kampagne des Klima-Bündnis e. V. und wird in Leipzig von der Stadtverwaltung Leipzig und dem Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e. V. organisiert.

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Es gibt 3 Kommentare

Hier kann man doch auch radeln^^
In Dresden würd ichs nächstes mal mit Schrittzählern probieren. So oft, wie die da spazierengehen.^^

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