Warum einfach machen, wenn es auch kompliziert geht. Das denkt sich so Mancher bei Verkehrslösungen in Leipzig. Als die Buslinie durch die Leipziger Innenstadt geschaffen wurde, sollte sie nicht nur die City neu erschließen, sondern auch ein Loch stopfen, das erst durch die Streichung der Straßenbahn Linie 24 aufgerissen war. Aber warum so kompliziert, fragt jetzt der Ökolöwe.

Im Rahmen des Mitmach-Projekts „Mach’s leiser“ hat der Ökolöwe jetzt ein Konzept vorgestellt, wie der Bus künftig sinnvoller durch die Innenstadt geführt wird.

Jetzt fährt er noch von der Reichsstraße kommend in die Grimmaische Straße ein, hält an der Stirnseite des Alten Rathauses und verlässt dann über die Thomasgasse die Innenstadt. Wenn er da fahren kann. Denn an 40 Tagen im Jahr kann er auf der Route gar nicht durch die Stadt fahren. Allein an 30 Tagen versperren die Buden des Weihnachtsmarktes den Weg, der Ostermarkt und diverse Einzelveranstaltungen sorgen für weitere zehn Tage Sperrung. In den letzten Wochen konnte er ebenfalls nicht durch die City fahren, weil in der Grimmaischen Straße die Pflasterplatten repariert werden mussten. Woran der Bus nicht ganz unschuldig ist. Denn ursprünglich wurde die Buslinie nur mit leichteren Midi-Bussen bedient. Auch weil selbst die LVB nicht so recht glaubten, dass eine so kurvenreiche Busverbindung jemals viele Fahrgäste anziehen würde.

Man hat sich auch hier wieder getäuscht, denn bis heute ist dieser Bus die einzige belastbare ÖPNV-Verbindung ins Musikviertel und in die August-Bebel-Straße. Deswegen mussten schon seit Jahren große Busse eingesetzt werden – die mit ihrem Gewicht wesentlich dazu beitrugen, dass das sensible Pflaster in der Grimmaischen Straße zerfahren wurde. Die Busse sind voll. Die Linie ist gefragt.

Umso unverständlicher, dass Stadt und LVB sich immer wieder auf Umleitungen einlassen.

Aber gerade diese Umleitungen (die man so auch von anderen Buslinien kennt) machen deutlich, wie viel Potenzial im Leipziger Liniennetz verschwendet wird. Ein Potenzial, dass durchaus Puffer bietet, um den Anteil des ÖPNV am Leipziger Modal Split spürbar zu erhöhen.

„Um das Ziel 25 Prozent Modal Split im ÖPNV zu erreichen, braucht es aus unserer Sicht auch Anpassungen im Bestandsnetz“, sagt deshalb Tino Supplies vom Ökolöwen, der auch das Projekt Nachhaltige Mobilität leitet.

Und die sinnfälligste Lösung, den Betrieb der Buslinie zu verstetigen, ist aus Sicht des Ökolöwen, den Bus nicht mehr in einem immer wieder blockierten Schwenk über den Markt zu führen, sondern am Neumarkt konsequent geradeaus fahren zu lassen. Übrigens eine historische Idee. Denn hier fuhren einst auch Straßenbahnen mitten durch die Innenstadt – auf dem Neumarkt zum Beispiel die Linie 2.

Der Vorschlag des Ökolöwen zur neuen Linienführung des Bus 89. Karte: Ökolöwe
Der Vorschlag des Ökolöwen zur neuen Linienführung des Busses 89. Karte: Ökolöwe

Wenn man den Bus nicht mehr in die Grimmaische Straße einbiegen lässt, sondern von dort aus geradeaus weiter über den Neumarkt zur Schillerstraße führt, hat man eine Route, die bei Festen auf dem Markt nicht mehr gesperrt werden muss und damit auch und gerade während der Innenstadtfeste ihre Stärke ausspielen kann. Dazu lassen sich auf der Route Reichsstraße/Neumarkt allein drei feste Haltestellen einrichten, stellt der Ökolöwe fest: Die Haltestelle in der Reichsstraße gibt es ja schon, die nächste macht an der Grimmaischen Straße Sinn und die dritte an der Kupfergasse. Damit wären auch die großen Kaufhäuser der Innenstadt direkt angeschlossen, Universität und Moritzbastei würde man mit einer vierten City-Haltestelle an der Ecke Schillerstraße/Universitätsstraße einbinden.

Schon jetzt hält der Bus bei Umleitungen in der Haltestelle Wilhelm-Leuschner-Platz. Das könnte dann zur Dauereinrichtung werden. Und die Linie würde nicht nur stabiler, würde sich eine Menge Verspätungen sparen, sondern auch die Fußgängerzone Grimmaische Straße deutlich entlasten, stellt der Ökolöwe fest. Die sauber geführte Nord-Süd-Verbindung wäre sinnfällig und schnell. Und weil sich damit die Verspätungen deutlich reduzieren, wäre auch der nächste Schritt machbar.

Denn bis heute verkehrt der Bus nur im 15-Minuten-Takt, was gerade in der Hauptbelastungszeit längst viel zu wenig ist. Auch im Musikviertel oder in der August-Bebel-Straße. Hier ist eigentlich die Einführung eines 10-Minuten-Taktes überfällig, stellt der Ökolöwe fest: „Auch aufgrund der Eröffnung des Gymnasiums Telemannstraße im Musikviertel wird eine engere Taktung der Linie 89 erforderlich. Der derzeitig 15-minütige Takt muss auf 10 Minuten verkürzt werden. Die engere Taktung unterstreicht die Notwendigkeit einer neuen Linienführung über Wilhelm-Leuschner-Platz und den Neumarkt.“

Die andere kleine Revolution auf dieser Linie beginnt ja am Montag, 2. Mai: Dann beginnen die LVB ihren Test mit elektrischen Bussen auf der Linie 89.

Dazu berichten wir dann etwas ausführlicher.

In eigener Sache

Jetzt bis 13. Mai (23:59 Uhr) für 49,50 Euro im Jahr die L-IZ.de & die LEIPZIGER ZEITUNG zusammen abonnieren, Prämien, wie zB. T-Shirts von den „Hooligans Gegen Satzbau“, Schwarwels neues Karikaturenbuch & den Film „Leipzig von oben“ oder den Krimi „Trauma“ aus dem fhl Verlag abstauben. Einige Argumente, um Unterstützer von lokalem Journalismus zu werden, gibt es hier.

Überzeugt? Dann hier lang zu einem Abo …

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar