Die Absage der AMI-Automobilmesse 2016 kam nach Angaben der Veranstalter scheinbar wie aus heiterem Himmel. Doch ganz so überraschend scheint die Absage doch nicht zu sein, wenn man sich bei diversen Autoherstellern im Nachgang umhört. Das hat die L-IZ einmal getan. Dabei wurde auch deutlich: Die zeitliche Nähe zum Genfer Auto-Salon (3. bis 13. März) spielte für Absagen eine nicht unwichtige Rolle. Das bestätigten mehrere Sprecher von Autoproduzenten. Dies wurde außerdem mit der größeren internationalen Ausrichtung der Schweizer Ausstellung unterstrichen.
Womit wir bei einem grundsätzlichen Problem der Leipziger Autoschau wären, das sich schon in der Vergangenheit angedeutet hat: die eher nicht vorhandene Internationalität der AMI. Das bestätigt auch Suzuki-Sprecher Jörg Machalitzky: „Suzuki verfolgt seit einiger Zeit weltweit die Strategie, sich auf große internationale Messen zu konzentrieren, um dort Neuheiten zu präsentieren. In diesem Rahmen war es uns leider nicht möglich, an der AMI 2016 teilzunehmen.“
Auf die Frage, warum man sich, wie übrigens viele Autohersteller, erst vertraglich an- und dann wieder abgemeldet habe, gibt der Suzuki-Sprecher sich bedeckt: „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir zu Vertragsdetails und damit zusammenhängenden Informationen keine Auskunft geben können.“ Auch die immerhin 242.000 Besucher von der letzten AMI reichen den Autoproduzenten nicht als Teilnahmeargument aus: „Wir erkennen die regionale Bedeutung der AMI, konzentrieren uns jedoch im Rahmen unserer weltweiten Strategie seit einiger Zeit auf große, internationale Messen, um dort unsere Produktneuheiten zu präsentieren. Wir bedauern sehr, dass diese Entscheidung auch unsere Teilnahme an der AMI 2016 betrifft“, so Machalitzky.
Allerdings stünden die fremdenfeindlichen Vorkommnisse der jüngsten Zeit in Sachsen in keinerlei Zusammenhang mit der Absage. Patrick Munsch von Opel Deutschland begründet die Absage so: „Unsere Entscheidung, im Jahr 2016 nicht auf der AMI präsent zu sein, hat strategische Gründe. Wir fokussieren uns in jedem Land auf die jeweils wichtigste Automobil-Messe, um der wachsenden Bedeutung der verschiedenen europäischen Märkte für unsere Marke Rechnung zu tragen. In unserem Heimatmarkt Deutschland liegt unser Schwerpunkt vor allem auf der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt. Darüber hinaus rückt die AMI durch die erneute Vorverlegung des Termins in den Monat April sehr nahe an den wichtigen Genfer Automobilsalon, der für uns in internationaler Hinsicht eine übergeordnete Rolle spielt.“
Womit man wieder bei der mangelnden internationalen Strahlkraft der Leipziger Messe wäre.
Außerdem habe man das VDIK Präsidium (Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller e.V. ), das mit der Leipziger Messe kooperiert, bereits Mitte Juli 2015 über die Nichtteilnahme informiert, daher habe man sich auch nicht zur Ausstellung angemeldet, so Munsch abschließend.
Karin Lindel von der Produkt- und Unternehmenskommunikation Mazda Motors Deutschland meint zur Nichtteilnahme an der AMI: „Mit unserem etablierten Mazda Live Konzept, einem modularen Standkonzept, schlagen wir neue Wege in der Kommunikation ein und legen den Fokus auf Design-, Lifestyle- und Technologie-Messen wie z.B. IFA in Berlin mit insgesamt weit über 700.000 design-, lifestyle- und technikaffinen Besuchern.“ Gleichzeitig setze man auf die verstärkte Unterstützung der Mazda-Partner bei regionalen und lokalen Veranstaltungen und Messen. Dies bedeute jedoch auch, dass man sich aufgrund der limitierten Budgets entschieden habe, auf eine Teilnahme an der AMI 2016 in Leipzig zu verzichten, wie Linel betonte.
Und für Mercedes ist die IAA in Frankfurt am Main erste Wahl, so Pressereferentin Meri Todorovic: „Die Fokussierung unserer Aktivitäten wirkt sich auch auf das Engagement bei den Automobilmessen in Deutschland aus. Der Mercedes-Benz Vertrieb Deutschland wird sich künftig auf die IAA Pkw in Frankfurt als übergreifende Kernplattform für Messekommunikation in Deutschland konzentrieren. Wir haben daher von einer Messebeteiligung auf der AMI 2016 abgesehen.“
Das alles klingt ernüchternd für die Leipziger Messemacher. Christian Heinz, Kommunikationsreferent Presse der Leipziger Messe: „Das Konzept der AMI 2016 war aus unserer Sicht schlüssig und richtig. Die Messepräsenz spiegelt allerdings den tiefgreifenden Wandel der Automobilindustrie. Deutschland hat im Vergleich zu den Automobilmärkten in den USA und China an Bedeutung verloren. Hinzu kommt: Viele Pkw-Hersteller entwickeln zurzeit neue Vertriebs- und Marketingwege; sie nutzen stärker alternative Kommunikationskonzepte wie beispielsweise Partnerschaften und Lifestyle-Events.“
Über eventuelle strategische Fehler, wie die zeitliche Nähe zum Genfer Auto-Salon, war von Seiten der Leipziger Messe allerdings nichts zu vernehmen. Fest scheint zumindest zu stehen, dass es die AMI, so wie man sie bisher kannte, nicht mehr geben wird. Angesichts der annähernd 250.000 Besucher ein Verlust – nicht nur für die Messe.
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Leipzig bleibt halt Provinz. Die Stadtentscheider möchten unbedingt Leipzig zu einer starken (und langweiligen) Wirtschaftsstadt machen, während im geflissentlich übersehenen Hintergarten die Kreativwirtschaft vor sich hin blüht und einen deutlichen Grund für die Zuzüge darstellt. Allein schon DOK-Film und die Filmkunstmesse, zwei große Dinger, dann die internationalen Festivals im Tanz und im Theater…
Aber Kultur ist halt nicht sexy und bringt nicht soviel Schmiergeld ein.