In Sachen Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) wird jetzt auch die SPD-Fraktion im Leipziger Stadtrat so langsam unruhig. Die Diskussion um die Einkürzung der Linie 9 hat irgendwie auch wieder das Thema der Linie 14 auf den Tisch gebracht, vor fünf Jahren heiß diskutiert, weil sie als kleine Rumpflinie irgendwie keinen Sinn mehr zu machen schien. Damals hatte die SPD den Antrag gestellt, eine Kulturbahn draus zu machen.
Die Linie 14 ist ja bekanntlich nicht verschwunden, endet aber auch nicht mehr an der Hauptbahnhof-Westseite, sondern umrundet den Innenstadtring und ist damit für sich eine kleine Attraktion geworden. Ganz zu schweigen davon, dass sich gerade das Gebiet um die Karl-Heine-Straße, wo sie mehrmals hält, zu einem der Wachstumspunkte im Leipziger Westen entwickelt hat – mit Ausnahme am Jahrtausendfeld, wo die Stadt mit den Verhandlungen für den geplanten Schulcampus einfach nicht vorankommt.
Aber 2010 wurde auch beschlossen, die Linie 14 zu einer richtigen Kulturbahn zu entwickeln.
“Durch die Umwandlung der Straßenbahnlinie 14 zur Kulturbahn wird ein weiterer Schritt für die Attraktivität der Linie 14 getan und die Stadtteile Lindenau und Plagwitz gestärkt”, formulierte die SPD-Fraktion damals als Begründung in ihrem Antrag, der dann – in etwas veränderter Form – auch zum Beschluss wurde. “Nach Fertigstellung der Sanierung der König-Albert-Brücke im Herbst 2010 verbindet die Straßenbahnlinie 14 ein kulturell vielfältig entwickeltes Gebiet mit seinem kulturhistorisch interessanten Orten und Plätzen zwischen Hauptbahnhof und Plagwitzer Bahnhof. Zu nennen sind hier beispielhaft das Centraltheater, Deutsches Kleingartenmuseum, Forum Thomanum, Hörspielsommer, Museum für Druckkunst, Schaubühne Lindenfels, Westflügel, Klingerhaus, Klingertreppe, Tapetenfabrik und Baumwollspinnerei. Mit der Ausgestaltung der Linie 14 verweist man punktgenau und zielgerecht für Einwohner, wie Gäste der Stadt, auf die kulturelle Fülle und Vielfalt dessen, was diese Stadt insgesamt ausmacht.”
Doch 2015 fährt die Straßenbahn genauso unauffällig durch die Stadt wie 2010.
Vielleicht hat man damals schlicht die falschen Institutionen beauftragen wollen, aus der Straßenbahn eine echte Kulturbahn zu machen: LTM und LVB.
So hieß Beschlusspunkt Nr. 1: “Der Oberbürgermeister bittet die Geschäftsführung der Leipziger Verkehrsbetriebe, das Marketing für die Linie 14 zu intensivieren. Dabei sind die Möglichkeiten zu prüfen, eine Vernetzung zwischen den Kreativen und Kulturschaffenden entlang der Linie 14, der Leipzig Touristik und Marketing GmbH sowie den Aktivitäten der verschiedenen Ämter der Verwaltung mit den Marketingaktivitäten der LVB zu erreichen.”
Und Beschlusspunkt 2 hieß: “Die Idee einer ‘Kulturbahn’, die durch eine besondere Gestaltung auf die vielfältigen Kulturakteure und -veranstaltungen im Leipziger Westen aufmerksam macht, ist gemeinsam mit den Akteuren, unterstützt durch das Quartiersmanagement Leipziger Westen zu prüfen. Die Federführung für diesen Prozess ist den Leipziger Verkehrsbetrieben zu übertragen.”
Nur scheint es bei den LVB nun einmal keinen Kulturbeauftragten zu geben – und im Marketing scheint man dort nicht wirklich die Beziehungen in die Kulturszene zu haben.
Passiert ist also nichts. Und so wiederholt die SPD-Fraktion nun eine Anfrage, die sie in ähnlicher Form schon 2011 und 2013 gestellt hat.
“Bisher wurde der Beschluss ‘Kulturbahn Linie 14’ (Eris V/A 32) von 2010 noch nicht von der Stadt Leipzig beziehungsweise der LVB umgesetzt. Vor dem Hintergrund das gerade intensiv geprüft wird, ob die Halle 7 auf dem Gelände der Baumwollspinnerei für das freie Theaterhaus Leipzig und das Naturkundemuseum genutzt werden kann, haben wir folgende Nachfragen”, heißt es nun in dem kleinem Fragenpaket, das die SPD-Fraktion am 28. Oktober in der Ratsversammlung beantwortet haben möchte.
Das sind die Fragen:
Wie ist der aktuelle Stand der Umsetzung des Beschlusses?
Wurde geprüft die Durchsage auf der Straßenbahnlinie 14 durch Hinweise auf kulturelle Einrichtungen entlang der Linie zu ergänzen? Wenn ja, mit welchem Ergebnis? Wenn nicht, ist diese Maßnahme zeitnah umsetzbar?
Wurde geprüft einen Flyer über die Linie 14 inklusive Kurzinformationen zu den kulturellen Einrichtungen entlang der Linie, welche als Printausgabe unter anderen bei der LVB und der Touristikinformation und als digitale Version auf den Webseiten von LVB, der Stadt Leipzig und LTM zu finden sind, ähnlich wie der Kulturstraßenbahnflyer der Verkehrsbetriebe Halle, zu erstellen? Wenn ja, mit welchem Ergebnis? Wenn nicht, ist diese Maßnahme zeitnah umsetzbar?
Nach unserer Kenntnis wurde auch in 2011/12 ein Workshop mit verschiedenen Vertretern zur Gestaltung der Linie 14 durchgeführt. Welche Vorschläge wurden damals erarbeitet und warum wurden diese (noch) nicht umgesetzt?
Keine Kommentare bisher
Jedenfalls ist die Auslastung der Linie 14 nach Einführung der “Ringrundfahrt” schon nach zwei-drei Wochen sprunghaft angestiegen.
Besonders am Wilhelm-Leuschner-Platz wird massiv eingestiegen, als ob die Welt auf die Direktanbindung von dort an die Karl-Heine-Straße gewartet hätte.
Zur Linie 14 gibt es im Nahverkehrsforum einen eigenen, langen Thread.
Angesicht der Gewalt, die man der südlichen 9 antut, ist es nun völlig undenkbar, die Linie 14 einzustellen, sogar ersatzlos. Das aber hatten die LVB nach dem Massaker an der (alten) Linie 13 immer noch jahrelang vor. Die LVB haben mit allen Mitteln versucht, die Nachfrage auf der Linie 14 durch unattraktive Fahrpläne, schwerere Erreichbarkeit (Abfahrt Hauptbahnhof Westseite, dann nur noch Goerdelerring) und altem Wagenmaterial (Solo-Tatras) zu drücken. Die Bahnstrecke war ja in Ordnung. Beim maroden Streckenast nach Markkleeberg war es für die LVB hingegen ein Leichtes, Vandalismus durch Nichtstun zu betreiben.
Mit der immens gestiegenen Fahrgastzahlen auf der Kulturtram 14 ist nicht zum ersten Mal gezeigt worden, wie inkompetent die Leipziger Verkehrsbetriebe sind. Dieses Verkehrsunternehmen ist mental nicht in der Lage, eine wachsende Großstadt zu versorgen.