Sachsen gibt zwar jedes Jahr ein paar Millionen Euro aus, um die Elektromobilität im Land voran zu bringen, ist auch in diversen Förder- und Forschungsprojekten vertreten. Aber eine Zeitenwende ist auf Sachsens Straßen noch nicht eingetreten. Das Autoland tut sich schwer mit dem Strom.
Woran es liegt, versuchen auch einige Forscher derzeit herauszubekommen. Von den Verkaufszahlen, die die Bundesregierung dereinst verkündete, ist auch Sachsen weit entfernt. Zwei Hemmnisse hat man inzwischen schon ausgemacht. Nach denen hat dann auch Eva Jähnigen, verkehrspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Sächsischen Landtag, extra gefragt, als sie der Staatsregierung ihre Anfrage zur “Elektromobiltät im Freistaat Sachsen” präsentierte.
Das eine sind die verschiedenen Steckerformate. Die Hersteller konnten sich bis heute nicht auf einen einheitlichen Standard verständigen (und die Bundesregierung und/oder die EU haben es verpasst, einfach eins festzulegen). Und das wirkt sich natürlich sofort auch auf das Problemfeld Nr. 2 aus – die Ladestationen. 406 gibt es mittlerweile in Sachsen: 155 sind Schuko-Stationen, 36 für CEE-Stecker, 204 für Typ-2-Stecker, alles Wechselstrom, also das eher Normale. Dazu kommen noch Gleichstrom-Ladestationen – 5 für CSS-Stecker, 6 für Tesla SC-Stecker.
Da kichern sich die Betreiber herkömmlicher Tankstellen einfach ins Fäustchen, wo alle Zapfhähne in alle Tankstutzen der vorfahrenden Spritautos passen.
Hat hier irgendwer gesagt, der Markt würde alles richten?
Das Thema Ladestationen beweist die eigentlich uralte Erkenntnis, die schon bei der Einführung des metrischen Systems und bei der Festlegung der TLG-Normen offenkundig war: Wenn der Staat keine Normen festlegt, die für alle gelten, führt auch kein Anderer welche ein. Das hätten die verantwortlichen Politiker ja auch schon bei Batterien und Ladekabeln für Mobiltelefone studieren können.
Ergebnis ist: Die Elektromobilität erscheint den meisten Nutzern weiterhin als Wirrwarr – und sie nehmen lieber Abstand. Mal ganz davon zu schweigen, dass auch die alte Landesregierung nicht mit Vorbild voranfuhr. Wenn wir aus der Antworttabelle von Dr. Eva-Maria Stange, der Wissenschaftsministerin, der das Thema jetzt untersteht, richtig zusammengezählt haben, hat die Landesregierung derzeit ganze 11 Elektrofahrzeuge in Betrieb – bei insgesamt 4.500 Dienstfahrzeugen. Es könnten auch sechs mehr sein, denn die meisten E-Fahrzeuge sind in den Psychiatrischen Anstalten des Landes in Benutzung. Da gab es für 2015 noch keine Auskunft.
Das Verkehrsministerium, das das Thema Elektromobilität eigentlich vorantreiben sollte, hat tatsächlich sein E-Fahrzeug immer noch im Bestand – ein Pedelec. Die Polizei hat 2014 mal zehn E-Autos getestet – aber augenscheinlich nur zwei behalten.
Natürlich hat die Staatsregierung etliche E-Projekte gefördert. Das steht auch in der Antwort. Dazu gehören zum Beispiel auch Busse mit Batterie-Antrieb. Aber in der alltäglichen Verwendung tun sich die E-Mobile schwer. Wobei man an dieser Stelle einschränken muss: Pedelecs und andere zulassungsfreie Fahrzeuge werden natürlich vom Kraftfahrzeugbundesamt nicht gezählt, nur richtige große Mobile, die auch ein Nummernschild bekommen.
Aber von 111.126 zugelassenen Kraftfahrzeugen im Jahr 2014 waren in Sachsen trotzdem nur 212 Elektrofahrzeuge. Das waren zwar 29 mehr als im Vorjahr und 138 mehr als noch 2012. So langsam scheint das Interesse bei einem kleinen Interessentenkreis zu wachsen. Möglicherweise spielt auch das Sicherheitsdenken der Autobesitzer eine wichtige Rolle. Wer möchte schon irgendwo auf der Landstraße hängen bleiben, nur weil keine passende Ladestation in der Nähe ist?
Deswegen scheint das Thema Hybrid doch deutlich mehr Autokäufer zu interessieren. 2012 überstieg die Zahl der neu angemeldeten Hybrid-Fahrzeuge in Sachsen erstmals die 1.000er-Schwelle, 2013 waren es dann 1.294 und 2014 dann 1.326. Was trotzdem recht wenig ist im Vergleich mit den 43.489 registrierten Diesel-Kraftwagen und den 69.479 Benzin-Fahrzeugen.
Es bewegt sich also was – aber nach wie vor auf niedrigem Niveau. Und so, wie die Gemengelage ist, sieht es ganz so aus, dass die Sache mit den E-Autos erst dann richtig Schwung bekommt, wenn es mal ein flächendeckendes und vor allem standardisiertes Netz von Ladestellen gibt.
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Ein in München zugelassenes Fahrzeug hat für Leipzig keine Aussagekraft.
Leipzig trägt wohl auch bei diesem Thema die rote Laterne in Deutschland.
Und Deutschland überhaupt, ist in Europa mal wieder Schlusslicht, denn “Deutschland bestraft das Elektroauto”
http://www.zeit.de/mobilitaet/2013-10/elektroauto-subventionen-vergleich