Während die Leipziger Politik noch debattiert über neue Mobilitätsangebote wie etwa das Carsharing, verändert sich die Welt. Die Entscheidungsprozesse sind zu lang. Über neue Carsharing-Plätze wird jahrelang gefeilscht. Aber die jungen Autofahrer in Leipzig haben längst begriffen, dass alles geteilt werden muss, sonst bewegt sich gar nichts mehr.
Und dabei geht es nicht nur um Carsharing-Modelle wie Teilauto, wo ein stehender Wagenpark durch die Beiträge und Nutzungsentgelte der vielen Teilnehmer finanziert wird. Da geht es auch um Mamas, Papas und Omas Auto. Das eigene sowieso. Oft braucht man es wirklich nur zu größeren Fahrten, mal zum Wochenendeinkauf oder zur Spritztour. Und den Rest der Zeit steht es da, beansprucht Parkraum.
Eine Idee, die 2010 in Aachen von vier Studenten aus der Taufe gehoben wurde, hat auch längst den Leipziger Raum erreicht. tamyca heißt das Projekt – “take my car”. Die vielen Gedanken, die die Gründer dieser mittlerweile vierten Variante des Carsharings 2010 animierte, kann man alle auf der Website des jungen Unternehmens nachlesen. Die explodierenden Spritpreise, die vielen Autohaltern Probleme machen, sind ein Teil der Geschichte. Und da in Deutschland gerade bei den Strukturen des Öffentlichen Verkehrs in den letzten Jahren massiv gekürzt und zusammengestrichen wurde, können und wollen viele Besitzer gar nicht auf das Auto verzichten – es wird ja dringend gebraucht, wenn Not am Mann ist.
Wirklich weniger Autos werden auf deutschen Straßen erst dann unterwegs sein, wenn der ÖPNV wieder sinnvoll und nachhaltig finanziert wird.
Aber warum des einen Kummer nicht mit den Wünschen der anderen zusammenbringen, fragten sich die vier Aachener. – Die einen haben ein Auto, das sie gar nicht rund um die Uhr nutzen. Und die anderen brauchen ab und zu eines, wollen sich aber keins anschaffen, weil sich das nicht lohnt.Fehlte nur noch die Plattform, die beide Gruppen zusammen bringt, wo man einfach seine Region ansteuern kann und dort sieht, wer welchen Autotyp in nächster Zeit zum Kurzzeit-Mieten anbietet. Und wer ein Auto hat, das er teilen will, stellt da sein Auto ein.
Mittlerweile sind schon rund 25.000 Nutzer auf tamyca.de registriert und es stehen knapp 2.800 Fahrzeuge zur Verfügung, meldet das kleine Unternehmen. In Leipzig hat sich das Ganze auch schon ein bisschen herumgesprochen. 23 Autohalter aus Leipzig haben ihr Mobil schon als Angebot eingestellt – vernünftige und unvernünftige. Ob man unbedingt einen Hummer mieten muss, um mal “Fahrspaß” zu haben, ist wirklich eine Frage. Ein VW Polo für eine schnelle Besorgung oder ein VW-Bus T4 für einen Transport machen da schon mehr Sinn.
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Das Einstellen des eigenen Fahrzeugs ist kostenlos. Auch den Preis und die mögliche Dauer der Vermietung legt der Anbieter selbst fest. Der Interessent zahlt die Miete und einen Beitrag zur Versicherung an tamyca. Denn das Vermittlungsunternehmen behält nach eigener Auskunft keine Provision ein, sondern betätigt sich quasi als Versicherer: Für die Zeit, in der das Auto verliehen ist, übernimmt danach tamyca die Autoversicherung, die eben der Mieter zahlt. Der Vermieter des Autos kann auch noch extra eine Versicherung auf Unterschlagungsschutz eingehen, erhält dann etwas weniger Geld aus dem Mietpreis überwiesen.
Gezahlt wird nur online, betont tamyca, das in Sachen Versicherung mit der Württembergischen kooperiert.
Mancher Kritiker sieht andere Anbieter – wie auch Autovermietungsfirmen – preiswerter dastehen. Aber der Reiz der Idee ist natürlich, dass keine zusätzlichen Autos bereit gestellt werden, sondern vorhandene Autos, die häufig ungenutzt herumstehen, gemietet werden können. Der Vermieter hat was davon – und der Mieter kann auf einen Autokauf verzichten. Und wenn er nicht zu ungünstig wohnt, kann er sogar langfristig auf so einen Kauf verzichten.
Weitere Plattformen dieser Art, die sich mittlerweile tabliert haben, sind autonetzer.de, nachbarschaftsauto.de und rent-n-roll.de.
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