Die sächsische Landesregierung will bis 2027 mindestens 2 % der Landesfläche für die Nutzung durch Windenergieanlagen ausweisen lassen. Zur Darstellung dieses Ausbauzieles stehen jetzt im März 2025 einige wichtige Termine an. Schon am 19. Mai 2025 soll in Dresden der Branchentag Erneuerbare Energien in Mitteldeutschland stattfinden. Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer wird seine Position zur Lage und zum vorgesehenen Ausbau der Erneuerbaren Energien in Sachsen darlegen und einen Ausblick auf die nächste Legislaturperiode geben.

Diese Positionierung wird auch dringend notwendig sein, denn gerade beim Ausbau von Windenergieanlagen gibt es durch Bürgerinitiativen viel Widerspruch. Aber Strom aus erneuerbaren Energien wird zunehmend benötigt. Und nichts ist einfacher und kostengünstiger als die Energie der Sonne und des Windes anzuzapfen. Diese Energie wird uns zudem frei Erde kostenlos geliefert.

Um bei den Gegnern der Erneuerbaren Energien diese wichtige Überzeugungsarbeit zu leisten, sollte die Landesregierung und der Ministerpräsident gute Argumente vorlegen, um den weiteren Ausbau zu sichern. Die allgemeine Zustimmung zum Ausbau liegt, das zeigen Studien, auch in Sachsen bei über 60 % der Einwohner vor. Aber wenn es dann vor Ort in den Gemeinden konkreter wird, kommen nachvollziehbare Vorbehalte zur Sprache wie unschöne Aussicht, Lärmbelästigungen oder Schattenwurf.

Aber es kommen auch teilweise Vorbehalte zur Sprache, die auf Desinformationen und Falschbehauptungen beruhen: Windräder würden Dürren und Trockenheit vorantreiben, toxische Chemikalien freisetzen, gesundheitsschädigenden Infraschall erzeugen, Unmengen Vögel und Insekten würden geschreddert usw.

Bürgerinitiativen machen Stimmung

In Belgershain bei Naunhof will eine Bürgerinitiative gegen den Windenergieausbau klagen und die Gemeinde soll verpflichtet werden, alle derartigen Planungen und Baumaßnahmen zu verweigern. In Leipzig haben einige Stadtbezirksbeiräte ähnlich lautende Beschlüsse abgestimmt. In Brandis wurde Anfang 2025 der Bau eines Windparks auf dem ehemaligen Flugplatzgelände unterbunden.

Das übersehene Problem bei diesen Ausbauvorbehalten durch die Gegeninitiativen, die sich jetzt auf ihren Fluren dem Ausbau verweigern, liegt aber insbesondere darin, dass nach 2027 dann die Nutzungsflächen für Windvorranggebiete für Investoren relativ frei nutzbar sind. Dann können diese Gemeinden nicht mehr in dem Umfang wie bisher mitgestalten, haben weniger Einfluss auf die Gewinnbeteiligungen und den Ausbau im Interesse der Gemeinschaft.

Um dieser Desinformation entgegenzuwirken, sollte die Landesregierung Sachsen, in Verbindung mit den Interessenverbänden für Erneuerbare Energien (EE), der sächsische Energieagentur saena, der VEE Sachsen eV. und anderen Industrieverbänden gemeinsame Initiativen noch in 2025 starten zur Aufklärung über Vorteile und Erfordernisse der EE. Und über diese unzähligen, unfachlichen und unsachlichen Argumentationen gegen die EE, um die Bürger vom Nutzen des Ausbaus der EE insbesondere für die wirtschaftliche Weiterentwicklung zu informieren.

Windvorranggebiete in Westsachsen

Am 28. März 2025 werden in Markkleeberg die Windvoranggebiete durch den Planungsverband für Westsachsen vorgestellt.

Bezogen auf die Bundesgesetzgebung hat sich Sachsen vorgenommen, das Zwei-Prozent-Flächenziel des Bundes schon 2027, also fünf Jahre eher als vom Bund vorgesehen, vorzuziehen, was den Interessen der Bürger und der Wirtschaft entspricht. Um dieses Ziel im Planungsgebiet Westsachsen zu erreichen, müssten entsprechend fachlicher Schätzung etwa 300 neue Anlagen aufgebaut werden, zusätzlich zu den mehr als 200, die bereits existieren. Derzeit beträgt der Flächenanteil für die Windkraft in Westsachsen rund 0,3 Prozent.

Gerade hier in Sachsen und Sachsen-Anhalt haben sich einige Firmen angesiedelt, die Solarpanele (Solarwatt, Heckert-Solar, Meyer Burger) und Windräder (Bendix Höhenwindrad) der modernsten Art produzieren und die ihre Produktion auf erneuerbare Energien umgestellt haben wie das Walzwerk Riesa oder umstellen wollen wie in Leuna. Die Industrie und das hiesige Gewerbe brauchen und nutzen die erneuerbaren Energien, gerade deshalb, weil sie kostengünstig möglichst am Standort erzeugt und gleich nebenan vermarktet werden können.

Das ist ein wichtiger Standortvorteil zur Sicherung von Arbeitsplätzen, zur Technologieentwicklung und zur Kapitalmehrung vor Ort. Zudem können auch die Gemeinden und letztlich die Anwohner von den Kostenbeteiligungen von derzeitig 0,2 Cent pro eingespeister Kilowattstunde durch die Windenergieanlagen profitieren (im Jahr ca. 30.000 bis 40.000 € je nach Standort).

Denn mit den Gewinnbeteiligungen haben die Gemeinden zusätzliche Einnahmen zur Finanzierung nichthoheitlicher Ausgaben oder die Einwohner bekommen ggf. kostengünstigeren Strom geliefert.

Für viele Mitmenschen sind Windräder zugegeben nicht gerade ansehenswert. Man muss sich aber auch fragen: Sind diese riesigen Kohletagebaue ein schönerer Anblick oder Heizkraftwerke mit Schornsteinen oder Fördertürme und weithin sichtbare Abraumhalden?  n Schornsteine, Strommasten und Hochspannungsleitungen haben sich die Menschen gewöhnt, so wie an all die Annehmlichkeiten seit der Nutzung von elektrischer Energie.

Für eine allgemein akzeptable Energiewende sind die Kosten für den Netzausbau das große Problem. Was dabei zunehmend immer wichtiger wird, damit die Stromkosten eher fallen und nicht weiter ansteigen, sind Maßnahmen der Bundes- und Landesregierung zur Reduzierung der negativen Strompreise, die Minderung der Abschaltung/Abregelung von Wind- und Solaranlagen (genannt Redispach), die Neuverteilung der Netzkosten auf alle Netzteilnehmer und die Reformierung des Netzentgeltsystems.

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