Eigentlich wäre die Erstellung eines solchen Dashboards zu Klima und erneuerbaren Energien die Aufgabe des Freistaats Sachsen gewesen. Doch der steckt noch immer in der behäbigen Berichterstattung des 20. Jahrhunderts fest. Aller zwei Jahre gibt’s mal ein paar neue Daten. Das aber zeigt nicht, wo es wirklich klemmt – und wo es vorangeht. Also programmierte der Grünen-Abgeordnete Daniel Gerber 2021 ein Dashboard, das tatsächlich die aktuelle Entwicklung zeigt.

Es ist so umfassend, dass das Dashboard jetzt einen wichtigen Unterstützer gefunden hat: Die VEE Sachsen e.V., die Vereinigung zur Förderung der Nutzung Erneuerbarer Energien.

Sie unterstützt das Klimadashboards Sachsen nicht nur, es zieht auch auf die neue Internetadresse www.klimadashboard-sachsen.de um.

Das Ziel des Klimadashboards war von Anfang an: Den Klimawandel und die Ziele der Energiewende für das Bundesland Sachsen greifbarer zu machen, indem Daten beispielsweise zum Ausbau der Erneuerbaren, zu Batteriespeichern oder E-Mobilität öffentlich zugänglich gemacht werden. Denn viele solcher Daten werden zwar auf Bundesebene gesammelt und visualisiert, allerdings nicht auf Bundesländer wie Sachsen heruntergebrochen. Als ehrenamtliches Open-Source-Projekt erhält das Klimadashboard Sachsen damit eine bessere Sichtbarkeit und ein breiteres Fundament.

Beim Ausbau der Photovoltaik geht es voran. Grafik: Klimadashboard Sachsen
Beim Ausbau der Photovoltaik geht es voran. Grafik: Klimadashboard Sachsen

Ursprünglich war das Klimadashboard Sachsen im Oktober 2021 als ehrenamtliches Hobby-Projekt des Landtagsabgeordneten und IT-Experten Dr. Daniel Gerber gestartet, der den Großteil der Website selbst erstellt hat. Die Idee kam aus dem Umfeld der Open Knowledge Foundation, deren Leipziger Ableger bereits ähnliche Dashboards etwa zur Wasserqualität erstellt hatte.

„Mein Wunsch war es, Effekte des Klimawandels und Ziele der Energiewende möglichst unmittelbar sicht- und nachvollziehbar zu machen – und eben nicht auf Berichte alle zwei Jahre warten zu müssen“, erklärt Gerber seine Motivation.

Mit der Unterstützung der VEE Sachsen und dem Umzug auf die neue Domain soll das Klimadashboard nun ein neues Kapitel auf gefestigten Beinen aufschlagen. Als Open-Source-Projekt ist der Quellcode öffentlich einsehbar. Interessierte können ihn herunterladen, dazu beitragen oder eine eigene Version entwickeln. Man kann den Quellcode beliebig nutzen und muss ihn dann erneut mit der Öffentlichkeit teilen. Somit eignet sich der Code des Klimadashboards Sachsen beispielsweise auch für andere Bundesländer – sofern man die entsprechenden Datenquellen etwa zum Erneuerbaren-Ausbau findet.

Das Ausbremsen der Windenergie in den vergangenen Jahren macht sich jetzt erst richtig bemerkbar. Grafik: Klimadashboard Sachsen
Das Ausbremsen der Windenergie in den vergangenen Jahren macht sich jetzt erst so richtig bemerkbar. Grafik: Klimadashboard Sachsen

Zudem ist das Klimadashboard Sachsen offen für weitere Kooperationspartner – insbesondere mit Blick auf weitere Datenquellen, wie etwa die Verbreitung von Wärmepumpen. Auch Programmierer, Grafiker oder finanzielle Unterstützer sind gefragt. Genauso sind Kommentare und Verbesserungsvorschläge stets willkommen. Derweil soll das Klimadashboard Sachsen weiterentwickelt werden, etwa mit Daten zu Heizungsarten und Energieträger der Heizung aus dem Zensus 2022 sowie Daten zu Emissionen von Industriebetrieben.

„Plattformen wie das Klimadashboard machen das komplexe Problem des Klimawandels hier vor Ort in Sachsen greifbar und einer breiten Masse verständlich“, sagt Falk Zeuner, Präsident der VEE Sachsen. „Es ist umso wichtiger, dass sich die VEE hier engagiert, damit dieses lobenswerte Projekt langfristig für die breite Öffentlichkeit erhalten bleibt – und vielleicht Nachahmer in anderen Bundesländern findet.“

Da Dashboard macht aber auch sichtbar, wo es wirklich vorangeht – etwa beim Ausbau der Solarenergie in Sachsen, die 2024 einen zusätzlichen Schub erlangt hat, während der Ausbau der Windenergie weitere Rückschläge hinnehmen musste. Was an den langen Planungsprozessen für solche Anlagen liegt, die von fünf Jahren bis zu zehn Jahren dauern können.

Das heißt: Jetzt erntet Sachsen die Folgen der Klimapolitik der Jahre bis 2019. Die neuen gesetzlichen Regelungen von EU und Ampelregierung werden erst in einigen Jahren Ergebnisse zeigen. Und dann werden auch die zugebauten Leistungen aus Windparks im Dashboard sichtbar werden.

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