Gegen den „Rutsch-Effekt“ beim Euro in der Lohntüte: Rund 15.700 Unternehmen gibt es nach Angaben der Arbeitsagentur in Leipzig. „Ein Großteil davon drückt sich davor, seine Beschäftigten in der Krise zu unterstützen: Extra-Geld gegen die Löcher, welche die Inflation ins Portemonnaie reißt? – Fehlanzeige. Viele Chefs in Leipzig machen um die Inflationsausgleichsprämie einen großen Bogen“, kritisiert die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG).

Und das gehe quer durch alle Branchen: von Bäckereien über Hotels bis zu Lebensmittelbetrieben, sagt Christian Ullmann von der NGG. Dabei sei die Prämie ein Instrument, das die Bundesregierung extra geschaffen habe, um die Härte der Krise abzufedern – sie dürfe daher nicht als Lohnersatz verstanden werden.

Für alle Beschäftigten in Leipzig, die bislang leer ausgegangen seien, werde es höchste Zeit, einen „Inflationspuffer“ zu bekommen. Es gehe schließlich darum, den „Schwund bei der Kaufkraft wenigstens ein Stück weit aufzufangen“, so die NGG. Immerhin habe die Inflation auch im Januar mit einer Teuerungsrate von 8,7 Prozent gegenüber dem Vergleichsmonat im Vorjahr für eine spürbare Belastung der privaten Haushaltskassen gesorgt. „Die Auswirkungen der Inflation sind enorm. Monat für Monat hält die Lohntüte weniger für die Beschäftigten bereit“, so Ullmann.

Die NGG fordert Unternehmen in Leipzig deshalb auf, sich nicht vor der Inflationsausgleichsprämie zu drücken: „Die Prämie von bis zu 3.000 Euro sollte genutzt werden. Sie kann auch in Etappen ausgezahlt werden. Wer noch keine Inflationsprämie bekommen hat, sollte beim Chef anklopfen. Ideal ist es natürlich, wenn ein Betriebsrat das erledigt“, so der Geschäftsführer der NGG-Region Leipzig-Halle-Dessau, Christian Ullmann.

Keine Steuern oder Abgaben

Es gehe dabei immerhin um effektive Einmalzahlungen, bei denen der Staat nicht mehr die Hand aufhalte: Für die Inflationsausgleichsprämie, die bis zu 3.000 Euro betragen kann, werden keine Steuern und Abgaben fällig – also keine Lohnsteuer und Abzüge für die Renten-, Kranken-, Pflege-, Unfall- und Arbeitslosenversicherung.

Wichtig sei, dass es sich bei der Inflationsausgleichsprämie nicht um einen Ersatzlohn handele.

„Für den fairen Lohn setzen sich die Gewerkschaften in Tarifrunden ein. Die Prämie ist eine Art finanzielles ‚Inflations-Pflaster‘, nicht mehr, aber auch nicht weniger“, sagt Ullmann.

Und da kommt dann auch noch ein heißer Frühling auf die Ernährungswirtschaft zu. Der Gewerkschafter kündigte Lohnforderungen von „10 plus X“ Prozent an. Azubis müssten mindestens 150 Euro mehr pro Monat bekommen. Dafür werde sich die Gewerkschaft NGG in den kommenden Wochen am Tariftisch einsetzen.

„In der Süßwaren-Industrie stehen Lohnverhandlungen bevor. Ebenso in der Brot- und Milchindustrie. Auch für die Beschäftigten in Brauereien wird es um ein kräftiges ‚Lohn-Update‘ gehen“, so Ullmann. Von Brandt und Stollwerck über Griesson, Grabower und Gutena bis Storck – die NGG Leipzig-Halle-Dessau habe „große Namen auf der Liste der Lebensmittelbetriebe“ und stelle sich auf „ein Frühjahr mit zähem Ringen am Tariftisch“ ein.

Da dürften dann auch Süßigkeiten wie die Schoko-Osterhasen in nächster Zeit spürbar teurer werden.

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