Es ging ruhig zu am Freitagnachmittag auf dem Richard-Wagner-Platz. Dort startete die Demo mehrerer Gruppen gegen einen Ausbau des Flughafens. Gemeinsam ist den Initiativen, dass sie den Klimaschutz und die Lärmbelästigung für die Bevölkerung im Blick haben. Die Vernetzung läuft weiter, rund 75 Teilnehmer fanden sich in der Ferienzeit dennoch ein und blieben bis zur Abschlusskundgebung in der Braustraße.

Denn dort im Gebäude der Landesdirektion wird entschieden, ob den Plänen von DHL, der Flughafen Leipzig Halle GmbH und dem Bau der Cargo City Nord stattgegeben wird. Als Aktion hatte das recht neue Bündnis „Für Nächte ohne Fluglärm“ aufgerufen Papierflieger mitzubringen und stellte vor Ort Papier für weitere gefaltete Flieger zur Verfügung.

Gestartet wurde wie üblich mit den Auflagen, die verlesene Route sollte eigentlich auf der Harkortstraße die rechte Fahrspur nutzen. Eine Auflage war dabei, im Bereich der St. Trinitatis-Kirche den Lärmpegel so zu begrenzen, dass im Inneren nichts zu hören wäre. Die Fahrbahnnutzung wurde wohl wegen „zu geringer Teilnehmerzahl“ anders entschieden. Polizei oder Ordnungsamt änderten die Route kurzfristig, ohne dies allerdings durchzusagen.

Papierflieger auf ihrem kurzen Flug Richtung Eingang der Landesdirektion Foto: Sebastian Beyer
Papierflieger auf ihrem kurzen Flug Richtung Eingang der Landesdirektion Foto: Sebastian Beyer

Dadurch kam es im Bereich Floßplatz zu einer Querung der Straße durch den hinteren Teil des Zuges. Bis dahin hatten begleitende Polizeibeamte und die Polizeibehörde (früher Ordnungsamt) die Menge auf dem linken Fußweg geführt. Eine kurze Diskussion zwischen Behördenvertretern und Anmelderin folgte, dann konnte es die letzten 300 Meter weitergehen.

Dabei fiel auch eher unprofessionell die Bezeichnung „60 Hanseln“ gegenüber den Demonstranten. Bessere Kommunikation sowohl des Teils der Demonstranten als auch über die Routenänderung wäre aus Beobachtersicht wünschenswert gewesen.

In den Redebeiträgen standen die klima- und gesundheitschädlichen Auswirkungen der geplanten Erweiterung von Flugzeugstellplätzen, und dem mehr an Lärm im Mittelpunkt (siehe Video). Grünen-Stadträtin Anna Kaleri erwähnte in ihrer Rede: „Betroffen sind nicht die Bürger mit zentrumsnaher Wohnung, sondern die der Außenbezirke in beispielsweise Lützschena, Stahmeln, Schkeuditz und Nordsachsen. Wäre das anders, würden auch Tausende Leipziger demonstrieren.“

Schon im Aufruf hatten die vereinten Initiativen deutlich gemacht: Ein Ausbau des nach pro Start und Landung „dreckigsten deutschen Flughafens“ käme für sie nicht in Frage. Peter Richter von der IG Nachtflugverbot versuchte das Argument zusätzlicher Arbeitskräfte zu kontern: „Ich bin selbst Unternehmer, viele meiner Beschäftigten sind jetzt schon Betroffene. Wer zahlt Behandlungen wegen zu schlechten Schlafs und gesundheitlichen Folgen? Die Krankenkassen. Somit werden Gewinne privatisiert, und die Kosten der Allgemeinheit aufgebürdet“.

Wobei er ausließ, dass mit dem Land Sachsen als Mitbetreiber Gelder an den Staat zurückfließen, dies bisher allerdings noch nicht in Höhe der geleisteten Zuschüsse aus Steuermitteln.

So gilt es auch zu verfolgen, ob die auf der Seite des Flughafens blumig verkündete Refinanzierung der Investitionen von 500 Millionen Euro „durch langfristige Vermietung der zusätzlichen Vorfeldfläche an DHL“ gelingt. Zumindest 300 Millionen für die Vorfelderweiterung und einen neuen Frachthangar möchte die Flughafengesellschaft so wieder ins eigene Säckel bekommen.

Auch die militärische Nutzung des Flughafens und Abschiebungen waren Kritikpunkt zweier Vertreter des „Service Civile International“ (SCI). Marcus und Nora kritisierten, dass die Betreiber keine Beobachtungen von Abschiebungen von neutraler Seite zuließen, es habe sich schon mehrfach im Nachhinein die Rechtswidrigkeit herausgestellt. Abgesehen von der zwischenzeitlichen Diskussion verlief die Demo erwartungsgemäß friedlich.

Impressionen der Demonstration

Video-Impressionen und Redebeiträge der Demonstration

Video: L-IZ.de

Der Stadtrat tagte: Leipzigs Stadtrat sagt drei Mal Nein zum „europäischen Frachtdrehkreuz“ + Video

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Ich dachte dieses Jahr bleiben viele in den Ferien zu Hause. Laut diversen Umfragen. Wird wohl doch nicht so viele interessieren.

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