Die Berechnung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) beschreibt zwar nur höchst unzureichend, welche Wirtschaftssparte sich eigentlich wie stark und belastbar entwickelt. Aber wenn Sachsens Statistiker ins Detail schauen, sehen sie durchaus, wie sehr Wirtschaftsentwicklung mit lebendigen Menschen zusammenhängt. Und wie sich die wirtschaftlichen Gewichte in Sachsen immer weiter verschieben. Hin nach Leipzig, hin zur Dienstleistung.

So schwankte das BIP-Wachstum 2017 in Sachsen nominal von 4,3 Prozent in der Stadt Leipzig bis 1,5 Prozent im Kreis Mittelsachsen.

Reichlich 122 Milliarden Euro Bruttoinlandsprodukt (BIP) wurden 2017 in Sachsen erwirtschaftet, 3,2 Prozent mehr als 2016 (in jeweiligen Preisen). Über 28 Prozent mehr als noch 2010, dem ersten Nachkrisenjahr. Da erwirtschaftete Sachsen nur 95 Milliarden Euro BIP.

Innerhalb des Freistaates lagen die Resultate zwischen einem Wachstum um 4,3 Prozent in der Stadt Leipzig und 1,5 Prozent im Landkreis Mittelsachsen. Überdurchschnittlich war der Anstieg des BIP mit 4,1 Prozent auch im Landkreis Bautzen bzw. mit vier Prozent in den Landkreisen Zwickau sowie Sächsische Schweiz-Osterzgebirge.

Wesentlich verhaltener stieg das BIP mit 1,7 Prozent im Landkreis Görlitz.

Zu den maßgeblichen Ursachen für ein hohes BIP-Wachstum, so das Landesamt für Statistik, gehörten überdurchschnittliche Zuwächse der Bruttowertschöpfung im Verarbeitenden Gewerbe. Allerdings verringerte sich die Wertschöpfung in diesem Wirtschaftsbereich sowohl in Mittelsachsen als auch in Görlitz im Vergleich zu 2016.

Innerhalb des Dienstleistungssektors kamen deutliche Impulse sowohl aus dem Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation als auch vom Grundstücks- und Wohnungswesen sowie von den Finanz- und Unternehmensdienstleistern.

2017 wurde in Sachsen ein BIP in Höhe von 29.960 Euro je Einwohner erreicht. Mit 39.134 Euro je Einwohner lag die Stadt Dresden an der Spitze der Städte und Kreise und erreicht damit fast den Deutschlandwert von 39.650 Euro. Das geringste Pro-Kopf-BIP verzeichnete der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge mit 23.040 Euro, wobei zu beachten ist, dass nicht nur die Einwohner der jeweiligen Region, sondern auch die Einpendler an der Erwirtschaftung des BIP beteiligt sind. Wird das BIP auf die Erwerbstätigen am Arbeitsort bezogen, so reichte die Spanne vom Landkreis Leipzig mit 65.048 Euro bis zum Erzgebirgskreis mit 51.833 Euro.

Selbst in diesen BIP-Zahlen zeichnet sich also die zunehmende Konzentration von Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätzen in den Großstädten Leipzig und Dresden ab. Hinter der demografischen Entwicklung, die für die zunehmende Entleerung der abgelegeneren Regionen sorgt, steckt also ein spürbarer wirtschaftlicher Sog. Irgendeine Idee, wie das wirklich einmal gedreht werden könnte, ist nicht in Sicht.

Und während das sächsische BIP seit 2010 um 28,6 Prozent wuchs, blieb der Zuwachs in Südsachsen (Chemnitz, NUTS 2-Region) mit 23 Prozent deutlich unterdurchschnittlich.

Die Wachstumsimpulse kommen eindeutig aus den dienstleistungsgetriebenen Großstädten Leipzig und Dresden. Wobei die Leipziger Region (Leipzig, NUTS 2-Region) mit 36,1 Prozent Zuwachs auch noch deutlich vor Ostsachsen (Dresden, NUTS 2-Region) mit 28,9 Prozent lag.

Wenn man außerdem die individuelle Arbeitszeit der Erwerbstätigen berücksichtigt und das BIP auf das Arbeitsvolumen bezieht, ergibt sich das Maximum mit 46,18 Euro je Erwerbstätigenstunde in der Stadt Dresden und das Minimum mit rund zehn Euro weniger im Erzgebirgskreis, so das Landesamt für Statistik. Damit repräsentierte Dresden knapp 85 Prozent des gesamtdeutschen Wertes, der Erzgebirgskreis kam auf rund 67 Prozent.

Leipzig steigerte dieses BIP pro Arbeitsstunde übrigens von 33,65 Euro im Jahr 2010 auf 44,09 Euro im Jahr 2017. Was vor dem Hintergrund, dass nur 22 Prozent der Leipziger Bruttowertschöpfung im Produzierenden Gewerbe passieren, ein erstaunlich hoher Wert ist.

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