Sachsen gehen die Bauern verloren. „Arbeitskräftezahl in der Landwirtschaft weiter rückläufig“, meldet das Statistische Landesamt. „Nach den Ergebnissen der Agrarstrukturerhebung 2016 arbeiteten in den 6.520 landwirtschaftlichen Betrieben Sachsens 32.400 Personen.“ Das waren über 2.000 weniger als noch 2013. Und es ist ein Grund dafür, warum sich ländliche Räume in Sachsen leeren.

Einer von vielen Gründen. Denn Ursache für diesen Rückgang ist vor allem die zunehmende Industrialisierung der Landwirtschaft: Immer weniger Arbeitskräfte werden gebraucht, um die hochtechnisierten Maschinen und Tierhaltungen zu bedienen. Die berühmten Entwickler der Big Data sind längst dabei, den vollcomputerisierten Traktor zu entwickeln, der ganz allein über den Acker fährt, Düngung und Bodenbeschaffenheit kontrolliert und vom zentralen Computer auf dem Bauernhof gesteuert wird.

Damit verschwindet natürlich auch eine Landwirtschaft, die noch Mitte des 20. Jahrhunderts  von Familienbetrieben geprägt war.

Von den Beschäftigten waren mehr als die Hälfte (55 Prozent) ständige Arbeitskräfte, knapp ein Viertel Familienarbeitskräfte (24 Prozent) und 21 Prozent Saisonarbeitskräfte. Im Vergleich zu 2013 verringerte sich die Arbeitskräftezahl um sieben Prozent (bzw. 2.400 Personen), gegenüber 2010 um zehn Prozent (bzw. 3.600 Personen), so das statistische Landesamt. Fast zwei Drittel (65 Prozent) der Beschäftigten waren Männer, 35 Prozent Frauen. Der Vollbeschäftigtenanteil lag insgesamt bei 51 Prozent. 57 Prozent der Männer, aber nur 40 Prozent der Frauen, waren vollbeschäftigt.

Und gleichzeitig verändert sich die Besitzerstruktur. Der Familienbetrieb verschwindet, große Agrarbetriebe dominieren, einige davon mittlerweile Teil weltweit agierender Konzerne, die keinerlei Bindung mehr an die Region oder das Dorf haben und nur noch auf die Rendite schauen. Das sorgt dafür, dass riesige, von störenden Naturinseln befreite Felder dominieren, die sich mit großer Technik möglichst effizient bewirtschaften lassen.

Der größte Teil der Beschäftigten (48 Prozent bzw. 15.500 Personen) arbeitete in Betrieben in der Hand juristischer Personen. Mit 65 Prozent war hier der Vollbeschäftigtenanteil überdurchschnittlich hoch. In Personengesellschaften/-gemeinschaften waren 5.100 Personen beschäftigt. Saisonarbeitskräfte hatten hier mit 37 Prozent einen sehr hohen Anteil an der Gesamtbeschäftigtenzahl.

Die großen Wirtschaftsbetriebe bewirtschaften vor allem Flächen von mehr als 100 Hektar, 200 Betriebe haben sogar mehr als 1.000 Hektar unterm Pflug.

Hingegen sinkt die Zahl der kleineren Betriebe. Nur noch ein Neuntel der sächsischen Ackerfläche wird von kleineren Betrieben bewirtschaftet, obwohl sie mit 4.800 die deutliche Mehrheit der landwirtschaftlichen Unternehmungen stellen.

Oder so formuliert: Ein Fünftel aller Agrarbetriebe bewirtschaftet 89 Prozent der Ackerfläche. Man bekommt eine Vorstellung davon, wie sehr auch die sächsische Landwirtschaftspolitik von einigen wenigen industriell arbeitenden Großbetrieben dominiert wird, die ihre Bedingungen für die Rahmensetzungen auch beim Umweltschutz durchsetzen. Gegen sie mag der sächsische Landwirtschaftsminister Thomas Schmidt (CDU) sichtlich nicht anregieren.

Logische Folge: Landwirtschaftspolitik fällt auch in Sachsen zunehmend auseinander in einer Landespolitik, die vor allem die Interessen der industrialisierten Großbetriebe berücksichtigt und sich schwertut, den kleineren und zunehmend ökologisch arbeitenden Betrieben Gehör zu geben.

Die Kleinen dominieren halt nur in der Zahl, nicht in der Fläche: Die meisten Betriebe (81 Prozent) waren Einzelunternehmen, stellen die Statistiker fest. Diese wurden zu 37 Prozent im Haupt- und zu 63 Prozent im Nebenerwerb geführt. Was ja im Klartext heißt: Die Besitzer konnten von Landwirtschaft allein nicht leben. Und Fakt ist auch, dass viele Preise – vom Mehl bis zur Milch – mittlerweile so niedrig sind, dass Hofbesitzer meist gezwungen sind, ein zweites Einkommen zu erwirtschaften. Oder eben gar ein anderes Haupteinkommen zu erzielen und den Hof im Nebenerwerb zu führen.

In den Einzelunternehmen waren insgesamt 7.800 Betriebsinhaber und Familienangehörige tätig. Weiterhin arbeiteten hier 2.200 ständige Arbeitskräfte und 1.700 Saisonarbeitskräfte. 54 Prozent der Arbeitskräfte waren in Haupterwerbs- und 46 Prozent in den Nebenerwerbsbetrieben beschäftigt.

Und da sich weder auf Landes- noch auf EU-Ebene eine andere Landwirtschaftspolitik abzeichnet, wird diese Entwicklung wohl so weitergehen. Was eben nicht nur das Verschwinden vieler kleiner Agrarbetriebe nach sich zieht, sondern auch den Verlust weiterer Arbeitsplätze im ländlichen Bereich. Schon heute machen die Beschäftigten in der Landwirtschaft nicht einmal mehr 2 Prozent aller in Sachsen Beschäftigten aus.

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