Es wird zwar eine Menge über Gleichstellung, Gleichberechtigung und Feminismus in deutschen Medien berichtet. Aber das ändert nichts daran, dass Frauen auf dem Arbeitsmarkt nicht nur benachteiligt werden. Sie werden auch mit falschen Rollenbildern abgespeist und in „softe“ Ausbildungswege abgedrängt. Da ist seit 1990 mächtig was schiefgelaufen, stellt jetzt auch der Verband der ostdeutschen Maschinenbauer fest.
Eigentlich könnte man ja Positives melden: Der Anteil der Ingenieure an den Belegschaften ist im ostdeutschen Maschinen- und Anlagenbau nach wie vor wesentlich höher als im gesamtdeutschen Maschinenbau. Auch die Quote der Ingenieurinnen liegt weiterhin über dem gesamtdeutschen Wert. Zudem konnte der Trend der Überalterung teilweise gestoppt werden. Das ergab die jüngste Ingenieurerhebung des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA).
In ostdeutschen Maschinenbau-Unternehmen beträgt die Ingenieurquote 27,8 Prozent – in der gesamten Branche 16,7 Prozent. Die Unterschiede lassen sich auch 25 Jahre nach der deutschen Einheit noch immer mit der Unternehmensstruktur begründen.
Die hohe Quote hat ihre Gründe.
„In Ostdeutschland gibt es relativ gesehen viel mehr kleine Betriebe als in anderen Regionen. Je kleiner aber ein Unternehmen, desto größer der Anteil der Ingenieure unter den Mitarbeitern“, erklärt Reinhard Pätz, Geschäftsführer des VDMA Ost. Ein zusätzlicher Effekt, der noch historisch nachwirkt, sei der hohe technische Ausbildungsgrad älterer Generationen.
Und dann profitiert der ostdeutsche Maschinenbau bis jetzt auch noch von gut ausgebildeten Frauen.
Zwischen Ostsee und Erzgebirge liegt der Frauenanteil bei den Ingenieuren bei 12,6 Prozent – im gesamtdeutschen Maschinenbau wurden 8,5 Prozent ermittelt.
Und dann kommt das Aber: Allerdings setzte sich in Ostdeutschland die leicht rückläufige Tendenz der Vorjahre fort. 2013 waren noch 15 Prozent der Ingenieure weiblich, 2010 waren es 17 Prozent. In der Gesamtindustrie hingegen stieg der Anteil der im Maschinenbau tätigen weiblichen Ingenieure um 1 Prozent.
„Diese Entwicklung war leider absehbar. Die Betriebe haben in der Vergangenheit davon profitiert, dass in der ehemaligen DDR deutlich mehr Frauen eine technische Ausbildung durchlaufen und anschließend in diesen Berufen gearbeitet haben als im ehemaligen Bundesgebiet“, sagt Pätz. „Aufgrund des demografischen Wandels ändern sich nun jedoch die Alters- und Beschäftigtenstrukturen in den Unternehmen. Immer mehr Ingenieurinnen gehen in den Ruhestand, gleichzeitig entscheiden sich aber nach wie vor zu wenige Mädchen für Ingenieurberufe.“
Doch gerade jetzt werden technisch qualifizierte Frauen wieder enorm wichtig. Denn gerade technisch versierte Fachkräfte werden im Osten knapp.
Es sei wichtig, so Pätz, generell noch mehr junge Menschen für Technik, Technologien und Naturwissenschaften zu begeistern. Das verdeutliche auch der hohe Anteil älterer Ingenieure. In Ostdeutschland wird in den kommenden zehn Jahren ein Fünftel der Ingenieure altersbedingt aus dem Berufsleben ausscheiden.
Bereits heute älter als 60 Jahre sind in Ostdeutschland 9,4 Prozent der Ingenieure – im gesamten Maschinen- und Anlagenbau liegt ihr Anteil bei 4 Prozent. „Zahlreiche Unternehmen haben diese Problematik frühzeitig erkannt und mit vielfältigen Werbemaßnahmen immerhin einen Teilerfolg erzielt“, freut sich der VDMA-Geschäftsführer. So ist der Anteil der Ingenieure, die zwischen 56 und 60 Jahre alt sind, im Vergleich zur Vorerhebung um fast 7 Prozent auf 10,5 Prozent zurückgegangen. Die Zahl der Ingenieure zwischen 31 und 45 Jahren erhöhte sich hingegen um reichlich 7 Prozent.
In den kommenden Jahren werde der Bedarf an technisch orientierten Nachwuchskräften weiter steigen. Der VDMA-Erhebung zufolge gehen 40 Prozent der ostdeutschen Unternehmen davon aus, dass in den nächsten fünf Jahren die Zahl der Ingenieure im ostdeutschen Maschinenbau zunehmen werde. Einstellungsbedarf bestehe dabei vor allem in den Bereichen Forschung/Entwicklung/Konstruktion sowie im Vertrieb.
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