Die sächsische Wirtschaft ist, wie es aussieht, gut ins Jahr 2014 gestartet. Die sächsischen Wirtschaftskammern haben am Donnerstag, 20. Februar, die neuesten Zahlen zur Geschäftslage veröffentlicht. Und auch in Leipzig setzt sich der im Herbst schon verzeichnete konjunkturelle Aufwärtstrend fort.
Die Situation in der gewerblichen Wirtschaft hat sich in den vergangenen Monaten nochmals verbessert. Im Ergebnis erreichen die Unternehmensurteile zur aktuellen Geschäftslage im IHK-Bezirk Leipzig die beste Bewertung seit Beginn der IHK-Konjunkturbefragung. Da will was heißen.
So beurteilt fast die Hälfte der Unternehmen ihre Geschäftslage mit gut, während nur 8 Prozent unzufrieden sind. Der Saldo aus positiven und negativen Lagebeurteilungen steigt auf plus 41 Punkte und übertrifft damit die bisherige Bestmarke vom Jahresbeginn 2012 um einen Punkt. Wohlgemerkt: Das ist die aktuelle Lage. Die Geschäftsbücher sind gut gefüllt. Noch ein bisschen überraschender: Es betrifft praktisch alle Branchen. Allen voran die Industrie, die auch in Leipzig den Löwenanteil der Umsätze bringt: “Aufgrund einer steigenden Nachfrage in den vergangenen Monaten ließen die Unternehmen ihr Stimmungstief vom Frühjahr 2013 weit hinter sich. Der Lage-Saldo stieg gegenüber der Herbstumfrage nochmals um 8 auf +42 Punkte (Vorjahr: 34 Punkte). Ein deutlicher Schub ist auch hinsichtlich der Geschäftserwartungen zu erkennen. Der Saldo ist mit +28 Punkten doppelt so hoch wie zum Jahresbeginn 2013. Sowohl die aktuelle Tendenz der Auftragseingänge als auch die Umsatzerwartungen zeigen nach oben.”
Heißt auch: Man kann im Ausland wieder mehr verkaufen. Das befeuert natürlich auch eine Branche, die in den letzten Jahren immer gejammert hat: den Großhandel. “Atemberaubendes Comeback” nennt Leipzigs IHK dieses Frühlingserwachen: “Der zuletzt erkennbare Aufwärtstrend setzte sich fort und führt zu einem aktuell ausgesprochen guten Stimmungsbild in der Branche. Der Lage-Saldo von +38 Punkten liegt 24 Punkte über dem Vorjahresstand. Die Geschäftsaussichten geben ebenfalls einen positiven Ausblick für 2014. Die Unternehmen rechnen mit stabilen Auftragseingängen, insbesondere aus der Industrie und Bauwirtschaft. Der Saldo der Geschäftserwartungen hat sich mit +10 Punkten kaum verändert.”
Und wenn die Bauwirtschaft fleißig bestellt, heißt das – trotz der freistaatlichen Knickrigkeit – es wird wieder investiert im Land. “Die Bauaktivitäten gingen gegenüber dem Herbst zurück, sind aber aufgrund der milden Witterung nicht eingebrochen. So konnte die überragende Lageeinschätzung der vorherigen Umfrage zwar nicht gehalten werden, dennoch ist der Saldo mit +51 Punkten zum Jahresbeginn 2014 immer noch außergewöhnlich hoch. Auch der Trend bezüglich der Geschäftsprognosen geht weiter nach oben. Der Saldo der Geschäftserwartungen steigt gegenüber der Herbstumfrage sogar leicht um 3 auf +12 Punkte an. Dieser ungewöhnliche Anstieg zum Jahresbeginn beweist die robuste Verfassung der Branche.”
Die einzigen, die jetzt wieder ein bisschen hadern mit ihrem Schicksal, sind die Leipziger Transporteure: “Da zum Jahresende insbesondere die Order aus dem Baubereich abnehmen, sinkt der Lage-Saldo im Verkehrsgewerbe um 16 Punkte gegenüber der vorherigen Umfrage, liegt mit +20 Punkten aber noch deutlich über dem Vorjahreswert. Mehr als jedes fünfte Unternehmen rechnet 2014 mit besseren Geschäften, während 12 Prozent eher skeptisch sind. Der Saldo von +10 Punkten liegt im langjährigen Vergleich immer noch auf hohem Niveau.”
Man sieht: Ein widersprüchliches Bild. Während der Bau schon wieder fleißig ordert, gucken sich die Transportunternehmer ihre großen Kisten an und bangen um jede Fuhre.
Die eigentlichen Stimmungsmacher aber sind in Leipzig natürlich zwei andere Branchen. Allen voran die Dienstleistungsbranche. “Das Dienstleistungsgewerbe präsentiert sich auch zum Jahresbeginn 2014 in blendender Verfassung. Nach einer kleinen Stimmungseintrübung im vergangenen Frühjahr erreichen die Lageeinschätzungen mit einem Saldo von +46 Punkten einen neuen Höchststand. Die Erwartungen sind seit 2011 freundlich gestimmt und lassen auch für die Zukunft keine geschäftlichen Einbrüche erkennen. Der Saldo liegt mit +15 Punkten auf Vorjahresniveau.”
Und ein richtig breites Grinsen zeigt das Hotel- und Gastgewerbe. Nach der neuen Tourismus-Rekordzahl von 2,7 Millionen Übernachtungen in Leipzig 2013 rechnen sich alle Betten und Hotels. Die Stadt hat sich als Tourismusziel etabliert. LTM-Chef Volker Bremer sieht jetzt noch Steigerungsmöglichkeiten auf 3,5 bis 3,8 Millionen. Sonnige Aussichten, nennt man das. – “Nach einem ereignisreichen Jahr gibt das Tourismusgewerbe die beste Lagebeurteilung seit Beginn der IHK-Konjunkturbeobachtung ab. Der Saldo der Geschäftslage stieg um 14 auf 48 Punkte. Die Geschäftsaussichten der Tourismusunternehmen lassen saisonbedingt etwas nach. Der Saldo halbiert sich gegenüber der Herbstumfrage auf +4 Punkte und liegt damit fast wieder auf Vorjahresniveau. Mehrheitlich rechnen die Unternehmen mit einer gleich bleibenden Geschäftslage auf bestehendem hohem Niveau.”
Und selbst der Einzelhandel zeigt nach einem gedämpften Weihnachtsgeschäft wieder bessere Laune: “Der Saldo zur Geschäftslage verteidigt zum Jahresbeginn 2014 mit +30 Punkten seine im Herbst erzielte Bestmarke. Saisonbedingt gibt der Geschäftsausblick leicht nach, bleibt aber freundlich. Fast 70 Prozent der Firmen rechnen 2014 mit einer gleich bleibenden Geschäftslage.”
Entsprechend zufrieden fasst Wolfgang Topf, Präsident der IHK zu Leipzig, das Ganze zusammen: “Die gewerbliche Wirtschaft im IHK-Bezirk Leipzig präsentiert sich zum Jahresbeginn 2014 in herausragender Stimmung. Das Ergebnis basiert auf einer positiven Geschäftsentwicklung in durchweg allen Wirtschaftsbereichen. Der seit Mitte 2013 erkennbare konjunkturelle Aufschwung dürfte für ein stärkeres regionales Wirtschaftswachstum sorgen als zuletzt. Vor allem der in Schwung gekommene private Konsum, aber auch die sich bessernde Lage im krisengeplagten Euro-Raum stützen die guten Prognosen. Trotz der aus den Vorhaben der neuen Bundesregierung resultierenden zunehmenden konjunkturellen Risiken überwiegen derzeit noch die positiven Aspekte.”
Und so wie in Leipzig scheint die Lage in allen drei sächsischen Kammerbezirken. Mit 48 Prozent berichtet fast die Hälfte der 1.895 befragten Unternehmen aus Industrie, Baugewerbe, Einzel- und Großhandel, Dienstleistungen und Verkehr mit insgesamt rund 92.000 Beschäftigten von einer guten geschäftlichen Lage Zum Jahresbeginn 2013 waren es 44 Prozent gewesen.
Auch die Geschäftsaussichten der Unternehmen sind optimistischer als vor einem Jahr. 22 Prozent der Unternehmen erwarten eine Verbesserung ihrer Geschäftslage während der kommenden 12 Monate (Jahresbeginn 2013: 20 Prozent). Der Anteil mit ungünstigeren Erwartungen sinkt zudem deutlich von 18 auf jetzt nur noch 10 Prozent.
Was dann auch heißt: Es wird wieder mehr investiert – vor allem von der Wirtschaft. Und es werden weiter Arbeitsplätze geschaffen.
Wie vor einem Jahr planen auch für 2014 unverändert 63 Prozent der Firmen gleich bleibende bis steigende Investitionsausgaben. Mit knapp der Hälfte sind Ersatzbeschaffungen weiterhin das häufigste Investitionsmotiv. 22 Prozent der Firmen wollen in Kapazitätserweiterungen investieren. Nur knapp dahinter liegen die Anteile der Unternehmen, die Rationalisierungsmaßnahmen planen bzw. in Innovationen investieren (21 bzw. 20 Prozent). 8 Prozent der Firmen sehen Investitionen in den Umweltschutz vor.
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Sachsen wuchs zwischen November 2012 und November 2013 um mehr als 14.100 Personen bzw. um 1,0 Prozent. Diese positive Entwicklung dürfte sich auch 2014 fortsetzen, schätzen die drei Wirtschaftskammern ein. Jedes fünfte Unternehmen plant, in den kommenden 12 Monaten zusätzliche Arbeitskräfte einzustellen. Der Anteil dieser Unternehmen ist damit doppelt so hoch wie derjenigen, die beabsichtigen, Personal abzubauen. Der Saldo von +10 Punkten hat sich gegenüber dem Jahresbeginn 2013 ebenfalls verdoppelt und lässt einen weiteren Beschäftigungsaufbau in der gewerblichen Wirtschaft des Freistaats erwarten.
Und wo wittern die Unternehmen noch Gefahren für ihre Geschäfte?
Nach wie vor steht die Entwicklung der Energie- und Kraftstoffpreise für die Unternehmen unangefochten an der Spitze der wirtschaftlichen Risiken (61 Prozent der Firmen; Jahresbeginn 2013: 62 Prozent).
Aber die Rentendebatte der Bundesregierung sorgt für schwarze Wolken am Horizont: Durch die in den Koalitionsverhandlungen der Bundesregierung beschlossenen Maßnahmen zur Rente sowie zur Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns gerät die Entwicklung der Arbeitskosten verstärkt in den Blickpunkt. Dementsprechend liegt dieser Faktor mit 46 Prozent nun auf Platz 2 der meistgenannten Risikofaktoren (Jahresbeginn 2013: 37 Prozent).
Und die Risikobewertung zum Fachkräftemangel hat sich um 6 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr erhöht.
Dagegen steht die Inlandsnachfrage vor dem Hintergrund einer verbesserten konjunkturellen Entwicklung nicht mehr ganz so stark im Mittelpunkt der Risikobetrachtung (42 Prozent gegenüber 49 Prozent zum Jahresbeginn 2013).
Aktuell sorgen auch einige geplante Maßnahmen der neuen Bundesregierung zur Euro-Krise für eine steigende Verunsicherung unter den Unternehmen (plus 3 Prozentpunkte).
Deswegen kurz und knapp die wirtschaftspolitischen Schlussfolgerungen, die die IHKs in Chemnitz, Dresden und Leipzig ziehen:
– Zwar stehen die Zeichen in der sächsischen Wirtschaft für 2014 eindeutig auf Wachstum, dennoch bergen insbesondere die politischen Weichenstellungen auf Bundesebene erhebliche Risiken. Deshalb richten die Industrie- und Handelskammern des Freistaates folgende Forderungen an die Bundes- und Landespolitik:
– Die Rentenpläne der Bundesregierung müssen korrigiert werden! Das Gesetz über Leistungsverbesserungen in der gesetzlichen Rentenversicherung bewirkt zunehmende Kosten für Beitragszahler und Unternehmen und bürdet kommenden Generationen hohe zusätzliche Lasten auf. Zudem sendet die geplante abschlagsfreie Rente mit 63 vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung und dem zunehmenden Fachkräftemangel ein falsches Signal.
– Bei den Mindestlohnregelungen ist eine Schadensbegrenzung notwendig! Die vorgesehene Einführung eines flächendeckenden Mindestlohns von 8,50 Euro belastet ca. ein Drittel der sächsischen Wirtschaft in teilweise existenzbedrohender Weise. Deshalb sprechen sich die sächsischen Industrie- und Handelskammern grundsätzlich gegen einen flächendeckenden Mindestlohn aus. Ausnahmen vom einheitlichen Mindestlohn, insbesondere für Jugendliche, junge Erwachsene in der Berufseinstiegsphase und Geringqualifizierte sind zwingend notwendig.
– Die werksvertragliche Gestaltungsfreiheit muss erhalten bleiben! Bezüglich des im Koalitionsvertrag verankerten Ziels, den Missbrauch von Werkvertragsgestaltung zu verhindern, muss eine Überreaktion des Gesetzgebers unterbleiben. Eine überzogene Einschränkung der werksvertraglichen Gestaltungsfreiheit würde die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft beeinträchtigen und Arbeitsplätze gefährden.
– Der Energiekostenanstieg muss durch eine zügige und schlüssige EEG-Reform gestoppt werden! Die avisierte EEG-Novelle muss zur Rückführung staatlich induzierter Strompreisbestandteile führen, um die Bezahlbarkeit von Elektroenergie zu gewährleisten. Zur Marktintegration der Erneuerbaren Energien muss deren Direktvermarktung gestärkt werden. Überdies muss sich die Bundesregierung gegenüber der EU-Kommission dafür einsetzen, dass die EEG-Privilegien für stromintensive Unternehmen im internationalen Wettbewerb erhalten bleiben. Schließlich darf die Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien für den Eigenverbrauch nicht mit der EEG-Umlage belastet werden.
– Die Ausweitung der LKW-Maut muss verhindert werden! Statt die LKW-Maut auf sämtliche Bundesstraßen auszuweiten, muss eine stärkere Zweckbindung des Kfz-Steueraufkommens für den Erhalt und den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur erfolgen.
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