Natürlich geht es, wenn alle wollen – nachhaltig bauen und trotzdem die Mieter nicht aus dem Auge verlieren. So wie an der Ecke Bernhard-Göring- /Alfred-Kästner Straße, schräg gegenüber vom Amtsgericht. Dort soll, wie der Bauherr selber wirbt, ein „7-geschossiger Neubau von Sozialwohnungen mit hohem ökologischen Anspruch“ entstehen. Am Dienstag, dem 16. Mai, war Spatenstich.

Da kam auch Oliver Riethmüller, Inhaber der Riethmüller Immobilien GmbH & Co. KG, aus Kirchheim extra nach Leipzig. Das liegt bei Stuttgart. Aber mit dem Projekt passt er in die Leipziger Strategie, die Stadt nachhaltiger zu machen. „Das ist das, was wir uns einfach wünschen“, sagte Baubürgermeister Thomas Dienberg am Dienstag.

20 Millionen Euro wird Riethmüller in dieses Wohngebäude investieren, in dem 76 Wohnungen entstehen sollen, 74 davon mietpreisgebunden. Dazu Verkaufsflächen im Erdgeschoss und mögliche Co-Working-Spaces im sechsten Obergeschoss – mit spektakulärer Aussicht über die Südvorstadt.

Das Bild zeigt Oliver Riethmüller im Gespräch mit Baubürgermeister Thomas Dienberg. Foto: Sabine Eicker
Oliver Riethmüller im Gespräch mit Baubürgermeister Thomas Dienberg. Foto: Sabine Eicker

Aber das Nachhaltige steckt in der Bausubstanz. Denn bis auf die drei Treppenhauskerne und den Laubengang zur Alfred-Kästner-Straße hin, die aus brandschutztechnischen Gründen aus Beton errichtet werden müssen, sollen alle tragenden Wände und Decken aus Holz gebaut werden. Genauer: aus Bettschichtholz. Und das wird dann auch nicht wieder komplett versteckt, sondern soll auch erlebbar sein – an der südlichen Außenwand komplett.

Aber auch in den Wohnungen sollen möglichst alle Wandoberflächen und sämtliche Deckenunterseiten holzsichtig und naturbelassen sein. Was dann auch zur natürlichen Regulierung von Temperatur und Luftfeuchtigkeit beiträgt. Es soll Wohnungen in der ganzen Anforderungsbreite geben – von der 32-Quadratmeter-Einraumwohnung bis zur 160-Quadratmeter-Wohnung für die große Familie.

„Stets sind wir bemüht, aus Sicht der Nutzer zu denken und zu planen“, betont das Unternehmen. Und so werden das eben auch keine „abgespeckten“ Wohnungen, sondern sie haben Freibereiche wie Balkone und Terrassen. Die größeren Wohnungen verfügen über zwei Bäder.

Blick auf das Baugelände an der Alfred-Kästner-Straße. Foto: Sabine Eicker
Das Baugelände an der Alfred-Kästner-Straße. Foto: Sabine Eicker

Und nachhaltig geht es auch bei der Energieversorgung weiter, denn aufs Dach kommt eine Solaranlage, mit der Mieterstrom produziert wird, den die Hausbewohner direkt buchen können. Auf dem Flachdach über dem Erdgeschoss wäre sogar Platz für Hochbeete und Urban Gardening. Und auf die teure Tiefgarage, die das Bauen von vornherein teurer macht, wird gleich verzichtet.

Stellplätze stehen, so das Unternehmen, im benachbarten Wohnblock zur Verfügung. Und trotzdem gibt es Platz für Mobilität: Auf dem Grundstück entstehen elf Carsharing-Stellplätze, einige davon extra für E-Autos.

Die aufgestellte Bautafel zeigt schon einmal den künftigen Siebengeschosser. Foto: Sabine Eicker
Die Bautafel zeigt schon einmal den künftigen Siebengeschosser. Foto: Sabine Eicker

Und auch bei den Heizkosten soll es sich lohnen: „Der Bau wird komplett nach KfW-Klassifizierung ‚Effizienzhaus 55 Erneuerbare Energien‘ errichtet“, so das Unternehmen. Sodass auch die Heiz- und Betriebskosten gedämpft werden.

Und man will recht zügig bauen, sagt Oliver Riethmüller. Ende 2024, spätestens Anfang 2025 soll der Siebengeschosser fertig sein und die ersten Mieter können einziehen.

Und die Nahversorgung ist gesichert: Nebenan gibt es schon einen Netto-Markt. Und ins Erdgeschoss sollen ein Drogeriemarkt einziehen sowie ein Getränkemarkt, sodass auch hier eine Tradition fortgesetzt wird, denn in der ursprünglich hier stehenden Werkhalle war lange Zeit ebenfalls ein Getränkemarkt untergebracht.

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Es gibt 2 Kommentare

Das Projekt klingt insgesamt recht interessant, jedoch fallen mir einige Fragen ein, die mittelfristig viele Bürger betreffen werden.
* Welche Mietpreise sind für die Sozialwohnungen und für die ungebundenen Mietpreise angedacht?
* Wie wird das Warmwasser in den Wohnungen erwärmt?
* Wie wird generell geheizt und was wird das kosten?

Vor allem in älteren Mehrfamilienhäusern, von denen es tausende gibt in Leipzig, wird die Wärmeversorgung und Warmwasserbereitstellung nach neuem GEG / zukünftig eine Herausforderung darstellen, da in den wenigsten Häusern Platz für mehrere Wärmepumpen vorhanden sein wird und man zudem die Effizienz vergessen kann, wenn die zentrale Warmwassererzeugung ebenfalls damit geschehen soll.

In unserem Stadtteil wird nun Fernwärme ausgebaut. Eigentlich gute Sache.
Habe aber nun eine erste Kostenschätzung erhalten: Verdopplung der Kosten für die Mieter!

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