Dort, wo Robert Capa sein Foto von einem getöteten amerikanischen Soldaten schoss, wird nun saniert. Im Capa-Haus, wie es der Volksmund kennt, an der Jahnallee 61 hat die sogenannte Notsicherung begonnen. "Das heißt wir lagern Stuck, Treppengeländer, Türen, alte Fliesen und so weiter ein, um Muster zu haben, nach denen wir später originalgetreu alles wieder nachbauen können", erklärt Innenarchitekt Ulrich Maldinger.

Der Komplex, welcher auch die Hausnummer 26 in der Luppenstraße hat und zu dem auch das nebenliegende Gebäude in der 28 gehört, ist stark angegriffen. “Das Dach war sieben Monate lang offen, daher sind manche Decken eingestürzt oder so stark durchnässt, dass sie gefährdet sind”, erklärt LS Immobiliengruppen-Geschäftsführer Horst Langner. Die Baugenehmigung war Anfang Mai dieses Jahres ergangen, nach 13 Monaten Planung, und die Notsicherung wird bis Mitte September dauern. “Im November wird die Ausschreibung für den Bau erfolgen, Baubeginn ist für das Frühjahr kommenden Jahres geplant und die Fertigstellung für Herbst 2015”, umreißt Langner den Zeithorizont.

Die LS Immobiliengruppe hat das Gebäude jetzt schon umgetauft. In Palmengarten Palais. “Der Begriff Capa-Haus hatte sich zwar eingebürgert, doch er greift eigentlich zu kurz”, so Langner. Gebaut 1911 war es früher schon mit dem Palmengarten verbunden. Dieser entstand, weil es in Frankfurt am Main einen Palmengarten gab und die Leipziger an der Frankfurter Allee – denn so hieß damals die Jahnallee – auch so einen haben wollten. Es handelte sich um einen Gesellschaftsgarten, in den nur Begüterte Zutritt hatten und in dessen Zentrum ein großes Gesellschaftshaus stand, welches 1937 abgerissen und wegen der Kriegswirren nicht wieder aufgebaut wurde. Und das Capa-Haus war zu seiner Bauzeit bereits mit dem Palmengarten verbunden, denn dieser reichte bis an das Gebäude heran. Die Lützner Straße gab es noch nicht, diese wurde erst in den 1970er Jahren angelegt.
Nun besinnen sich die Bauherren wieder auf die altherrschaftlichen Zeiten und wollen das Gebäude zum Großteil wieder so herrichten wie früher. “Es ist ein prachtvolles Haus, das bis unters Dach mit großartigen Jugendstil-Stuckarbeiten dekoriert ist”, so Innenarchitekt Maldinger. Üblicherweise waren solche Decken nur im Erdgeschoss und dem ersten Stock verarbeitet. Nicht so im Palmengarten-Palais. Es sei zudem eines der wenigen Häuser, wo Barock und Jugendstil verschmolzen wurden.

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Das Capa-Erbe will die Immobilenfirma jedoch nicht ganz unter den Tisch fallen lassen: Geplant ist ein Café mit Ausstellungsraum, im dann wieder aufgebauten Wintergarten an der Seite zur Lützner Straße hin, wo über die Capa-Vergangenheit informiert werden soll. Bereits mit drei potentiellen Café-Betreibern sei man im Gespräch. Auch die Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss werden originalgetreu wieder hergerichtet. Insgesamt geht es um 44 Einheiten für Wohnungen und Geschäfte. Die Wohnungen werden um die 50 bis 220 Quadratmeter haben. Und sie stehen bereits zum Verkauf.

Auf der Webseite sind bereits Preise einsehbar: 52 Quadratmeter für rund 150.000 Euro. Die Investitionssumme für LS beziffert Geschäftsführer Langner auf acht bis neun Millionen. “Diese Euros sind gut investiert” sagt er. Seit 1991 ist LS auf dem Leipziger Markt aktiv. Das erste Haus sanierten sie in Wahren und arbeiteten sich dann bis in die Innenstadt vor. Für das Capa-Haus hatte es immer wieder Sanierungspläne gegeben, die LS Gruppe macht jedoch nun Ernst und bedankte sich bei der Stadt für die unkomplizierte und produktive Arbeit. Es sei auch höchste Zeit gewesen, das verfallene Gebäude zu retten. “Mit der Sanierung dieses geschichtsträchtigen Hauses wollen wir dazu beitragen, das Gesicht der Stadt zu erhalten”, so Langner.

www.palmengartenpalais.de

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