Mit der Leipziger Stadtbau AG hat sich in Leipzig mittlerweile ein Unternehmen etabliert, das sich nachhaltig um die Sanierung und Revitalisierung historischer Bausubstanz in- und außerhalb der Leipziger City kümmert. Jedem Projekt liegt eine Nutzungsvision zu Grunde. So ist es auch bei der jüngsten Neuerwerbung: dem Jacobi-Palais. Das eigentlich nicht so heißt.

Das Büro- und Geschäftshaus an der Einmündung von Dittrichring und Otto-Schill-Straße befindet sich am westlichen Leipziger Innenstadtring zwischen Thomaskirche und Neuem Rathaus. Es ist das rechte Zwillingsgebäude am Eingang der Otto-Schill-Straße. Eine Besonderheit ist der Fußgängersteg hinterm Haus direkt am freigelegten Pleißemühlgraben, als Lurgensteins Steg bezeichnet.

Das vierflügelige denkmalgeschützte Neorenaissance-Ensemble verfügt über einen glasüberdachten Innenhof und rund 6.100 Quadratmeter Nutzfläche auf bis zu sechs Etagen. Geplant ist die Revitalisierung der Liegenschaft.

Das Jacobi-Palais entstand 1890/92 durch den Architekten Johann Paul Maximilian Jacobi als Wohnhaus mit Ladenflächen und Restaurant im Erdgeschoss. Als es von Paul Jacobi erbaut wurde, hieß die Straße noch Dorotheenstraße. Das Gebäude hieß deshalb auch Dorotheenhof. So wie der nahe Dorotheenplatz benannt nach Christiana Dorothea Heine, der Mutter des berühmten Carl Heine. Nach Otto Schill wurde die Straße – es gibt doch immer wieder Überraschungen – vor 100 Jahren benannt: 1912 bekam sie den Namen des Juristen Otto Schill (1838 – 1918).Übrigens einem der 88 Ehrenbürger der Stadt Leipzig. Eigentlich waren’s mal mehr Ehrenbürger. Aber einige wurden ja bekanntlich in den letzten Jahren wieder aus der Liste gestrichen. Schill trägt in der Ehrenbürgerliste die Nummer 65. Er bekam die Würdigung “am 27. September 1899 aus Anlass des Ausscheidens aus dem Stadtverordnetenkollegium am 1. Oktober 1899 und in Würdigung seiner Verdienste als dessen Mitglied (seit 1875) und Vorsteher (seit 1882)”, erläutert die Stadt. Seit 1883 war er auch noch nationalliberaler Landtagsabgeordneter und als solcher von 1901 bis 1909 auch 1. Vizepräsident der II. Kammer des Sächsischen Landtags. “Die Abgeordneten der II. Kammer wurden für die Dauer dreier Landtage gewählt, am Ende eines jeden Landtags trat ein Drittel aus. Der König hatte das Recht, die II. Kammer aufzulösen und Neuwahlen anzuordnen”, erklärt Wikipedia dazu. Sie bestand aus 20 Abgeordneten der Rittergutsbesitzer (deren Wahl erfolgte in den Ritterschaften der alten sächsischen Kreise und der Ritterschaft der sächsischen Oberlausitz), 25 Abgeordneten der Städte, 25 Abgeordneten des Bauernstandes und 5 Vertretern des Handels und Fabrikwesens, so ebenfalls Wikipedia.

Das Leipzig-Lexikon weiß sogar zu berichten, dass sich Schills Porträt am neuen Rathaus in lichter Höhe finden lässt – auf der Seite zur Hugo-Licht-Straße hin. Und dass er mit Oberbürgermeister Bruno Tröndlin verschwägert war, ebenfalls Rechtsanwalt von Beruf. Und im “Stadtlexikon” findet man den Hinweis auf sein Rechtsanwaltsbüro, das er in der Universitätsstraße 4 hatte.

Das Gebäude am Dittrichring 1 wurde gleich ab 1992 saniert und für die Universität Leipzig umgebaut, die es bis September 2012 von verschiedenen Fakultäten nutzen ließ. Die konnten nun so nach und nach in den neuen Uni-Campus ziehen.

Den Vertragsabschluss hat die Leipziger Niederlassung der Aengevelt Immobilien GmbH & Co. KG vermittelt, teilt die Stadtbau AG noch mit. Zum Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

www.stadtbau.com

Wikipedia zum Sächsischen Landtag: http://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%A4chsischer_Landtag_%281831%E2%80%931918%29

Leipzig-Lexikon zu Otto Schill: www.leipzig-lexikon.de/biogramm/Schill_Otto.htm

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