Nach mehr als 25 Jahren nach dem Ende der SED-Diktatur sehen sich noch immer Menschen mit der eigenen Vergangenheitsbewältigung konfrontiert. Oftmals werfen einfache Schlüsselsituationen im Alltag, wie der Eintritt ins Rentenalter, grundlegende Fragen auf. Erinnerungen an erlebtes Unrecht drängen wieder in die Gegenwart. Mit wachsendem zeitlichen Abstand zu den Ereignissen wird der emotionale Abstand jedoch nicht immer gleichsam größer.
Nicht selten entwickeln sich ungeklärte Fragen sogar zu seelischen Erschütterungen, die in ihren Auswirkungen das gegenwärtige Leben stark beeinflussen.
Zum 100. Deutschen Katholikentag lädt das Bürgerkomitee Leipzig e.V. gemeinsam mit dem Institut für Diktatur-Folgen-Beratung am Freitag, den 27. Mai 2016, um 15.00 Uhr zu einem Podiumsgespräch ins Museum in der Runden Ecke (Dittrichring 24, 04109 Leipzig) ein.
Die Veranstaltung geht der Frage nach, was genau einen angemessenen Umgang mit den Lasten der Vergangenheit ausmacht. Welche Aufgaben stellen sich im Prozess der Aufarbeitung gegenwärtig?
Der Sächsische Landesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Lutz Rathenow, weiß aus mehrjähriger Tätigkeit, wie wichtig Beratung und Gespräch sind: “Es geht eben nicht nur um rechtliche Anspruchsvoraussetzungen für Entschädigungen, sondern auch um die Linderung erlittenen Unrechts. Und die beginnt mit Anteilnahme und Zuwendung. Die politischen Schikanen aus der DDR-Zeit wirken sonst in die Gegenwart nach, manchmal mit zunehmender Intensität. Unsere Beratung und Betreuung wirken in vielfältiger Art auch einer Gegenwartsverbitterung entgegen, denn die Begleitung biografischer Recherchen und öffentliche Würdigungsanlässe werden neben der traditionellen Rechtsberatung immer wichtiger.”
Auf dem Podium kommen Annette Buschmann (Beraterin für psychosoziale Fragen), Norbert Peikert (Pastoralpsychologe), Curt Stauss (Beauftragter der EKD für Seelsorge und Beratung von Opfern der SED-Kirchenpolitik) und Lutz Rathenow (Sächsischer Landesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen) ins Gespräch. Es moderiert Dr. Jacqueline Boysen.
Es ist keine Anmeldung erforderlich. Der Eintritt ist frei.
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