Die Uraufführung der Ouvertüre zu „Genoveva“ leitete Robert Schumann 1850 im Leipziger Gewandhaus selbst, bevor vier Monate später seine gesamte Oper im Leipziger Stadttheater erstmals gespielt wurde. Dass sich die Ouvertüre „allein einer günstigen Aufnahme erfreuen“ konnte, mutmaßte Schumann schon damals gegenüber seinem Verleger.

Bis heute hat sich daran nicht viel geändert: Sie wird sehr viel häufiger aufgeführt – die Oper (Schumanns einziger vollendeter Beitrag zu dieser Gattung) hingegen kaum, was wohl ihrer Entstehungsgeschichte geschuldet ist.

„Genoveva“ war ein beliebter literarischer Stoff dieser Zeit. Auch Mendelssohn wollte daraus eine Oper formen. Schumann, von Dezember 1844 bis August 1850 eher glücklos in Dresden beschäftigt, beauftragte den ortsansässigen Dichter, Maler und Komponisten Robert Reinick, aus dem Trauerspiel „Leben und Tod der heiligen Genoveva“ von Ludwig Tieck (1799) ein Libretto zu formen. Als 1843 „Genoveva“ von Friedrich Hebbel erschien, wollte er, dass Reinick sich daran orientiert.

Dieser tat sich ausgesprochen schwer damit, sodass Schumann schließlich selbst den Text zusammenstellte, nachdem ihm auch Hebbel nicht helfen wollte. Dass er dabei die Tragödien-Vorlagen von Tieck und Hebbel miteinander vermengte, führte zu zahlreichen Schwächen – nicht nur des Librettos, sondern der ganzen Oper. Immerhin brachte Schumann die in und um Straßburg im Jahr 730 n. Chr. spielende Tragödie zwischen Pfalzgraf Siegfried und seiner Frau Genoveva, die durch Intrigen kurz vor der Hinrichtung steht, noch zum Happy End.

Die Ouvertüre entstand vor der Fertigstellung des Librettos. Leitmotivisch werden der ritterliche Siegfried, Zuneigung und Rachsucht des durch Genoveva zurückgewiesenen Golo und schließlich durch Fanfarenklang das glückliche Ende der Handlung aufgegriffen.

Alfred Schnittke starb bereits im Alter von 64 Jahren. Er wuchs im 850 Kilometer südöstlich von Moskau gelegenen Engels auf. Diese Stadt war von 1924 bis 1941 Verwaltungssitz der damaligen autonomen Wolgadeutschen Sowjetrepublik und nach dem kommunistischen Philosophen Friedrich Engels benannt worden. (Erwähnt sei, dass Juri Gagarin 1961 mit der Landekapsel seines Raumschiffs nur 25 Kilometer von Engels entfernt in der Steppe landete.)

„Mein ganzes Dasein als Komponist ist ein Doppelleben“, sagte Schnittke einmal, denn er arbeitete etwa die Hälfte des Jahres als Filmmusikkomponist, „dann blieben noch einige Monate ‚für mich‘ übrig“. Ende der 1980er Jahre siedelte er in den Westen über und wurde 1990 deutscher Staatsbürger. Auch mit Leipzig war er verbunden: Im Gewandhaus kamen einige seiner Werke zur Aufführung. 

Das Violakonzert entstand für den Solisten Yuri Bashmet 1985. Dazu Schnittke: „In gewisser Weise hat es einen vorläufig abschließenden Charakter, denn zehn Tage nach Beendigung der Arbeit brachte mich ein Schlaganfall in eine fast ausweglose Situation, und ich konnte erst langsam in einen zweiten Lebenskreis eintreten, den ich jetzt durchschreite. Wie in einer Vorahnung entstand eine Musik mit hastigem Durchs-Leben-Jagen (im zweiten Satz) und langsamer und trauriger Lebensüberschau an der Todesschwelle (im dritten Satz).“

Die Uraufführung fand 1986 in Amsterdam statt. Doch bald erlangte das Werk große Verbreitung und wurde auch häufig auf CD eingespielt. Als ein „sehr dunkles und expressives Stück“ bezeichnete Schnittke sein Werk. Zwar habe sich nach dem umfangreichen zweiten Satz im Finale „das Intonationsfeld des Dunklen und Expressiven geändert, aber es gibt noch eine Coda mit einem ganz düsteren Schluß“, so der Komponist.

Finnland stand lange Zeit unter schwedischer, dann unter russischer Vorherrschaft. Erst nach der russischen Februarrevolution 1917 konnte sich ein eigener souveräner finnischer Staat entwickeln. Jean Sibelius ist nach wie vor der berühmteste Komponist Finnlands. Anfangs eher an mythologischen und historischen Stoffen interessiert, wandte sich Sibelius später eher davon ab. Hinsichtlich seiner Sinfonien betonte er sogar: „Ich bin kein literarischer Musiker, für mich beginnt Musik da, wo das Wort aufhört. Eine Sinfonie soll zuerst und zuletzt Musik sein.“

Die 2. Sinfonie wurde 1902 unter der Leitung des Komponisten in Helsinki uraufgeführt und ist die meistgespielte seiner insgesamt sieben Sinfonien. Schlichtheit, klassische Einfachheit und pastorale Helligkeit zu Beginn lösen den eher archaischen und dunklen Charakter der Ersten ab. Auch wenn die damalige Presse die Darstellung des finnischen Freiheitskampfes in das Werk hineindeutete, beteuerte Sibelius, das Werk habe keine politische Aussage.

Vielmehr hatte Sibelius die Sinfonie dank eines Reisestipendiums an der ligurischen Küste in Italien entworfen und sich dort mit Dantes „Göttlicher Komödie“ und dem „Don Juan“-Stoff befasst. Zuvor musste er jedoch einen schweren Schicksalsschlag verkraften: Seine Tochter Kirsti war im Alter von zwei Jahren verstorben, und seine sechsjährige Tochter Ruth erkrankte während des Italienaufenthalts an Typhus, sodass Sibelius zunächst Zuflucht in Rom suchte.

Ursprünglich wollte er vier einzelne Orchesterstücke zur „Göttlichen Komödie“ schreiben, fügte diese dann jedoch zu einer Sinfonie zusammen. Drei aufsteigende Töne, die zu Beginn des spielerischen 1. Satzes zu hören sind, bilden eine Art Leitmotiv, das sich durch alle vier Sätze zieht. Den 2. Satz bezeichnete Sibelius’ Freund Robert Kajanus als „flammenden Protest gegen all die Ungerechtigkeit“. Und trotz allem: Im üppigen, majestätischen Klangrausch findet die Sinfonie ihr Ende.

Das Konzert wird am Sonntag, 27.10.2024, 17 Uhr in der HMT, Grassistraße 8, Großer Saal wiederholt. Solist ist hier Gonzalo Martín Rodríguez (Klasse Tomoko Akasaka).

Karten für das Konzert am 26.10.2024 im Gewandhaus zu 16 € zzgl. VVK-Gebühr, Ermäßigung für Berechtigte an der Gewandhauskasse unter Tel. 0341/1270-280

Karten für das Konzert am 27.10.2024 in der HMT zu 13 €, ermäßigt 8,50 €, HMT-Studierende 3 € unter Tel. 0341/2144-615 (Mo-Fr 13-15 Uhr) und unter www.reservix.de

Samstag, 26.10.2024, 19.30 Uhr, Gewandhaus zu Leipzig, Augustusplatz 8, Großer Saal

Konzert

Sinfonieorchester der Hochschule für Musik und Theater Leipzig

Leitung: Prof. Matthias Foremny

Solist: Bennet Ortmann – Viola (Klasse Prof. Pauline Sachse)

Programm:

Robert Schumann (1810-1856): Ouvertüre zur Oper „Genoveva“ c-Moll op. 81 

Alfred Schnittke (1934-1998): Konzert für Viola und Orchester 

Jean Sibelius (1865-1957): Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 43

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