Diese Woche schenkt die Schaustelle aus Halle „Bier für Frauen“ in der naTo aus. Am 11. und 12. Januar spielt das Theaterensemble das absurde Stück der gefeierten Autorin Felicia Zeller: Mit fragmentarischen Trialogen und verqueren Regieanweisungen feiert die Inszenierung die Möglichkeiten des freien Theaters. Basierend auf jahrelangen „Trinkrecherchen“ entwickelte Zeller ein dekonstruktives Stück, in dem Syntax und Gefühl gemäß dem Alkoholpegel der Erzählerinnen aus dem Ruder laufen. Unter der Regie von Silvio Beck entstand nun ein darauf basierendes, mit Slapstick gespicktes „Post-Musical“ von und mit Künstlern der freien Theaterszene Halle.
Zwei Frauen und eine alternde Drag-Queen teilen ihre Zeit mit dem guten alten Hopfentee. Die Gespräche schweifen über die biografischen Lande der drei Figuren und streifen die großen Fragen des Lebens, wobei ihre im Stück immer wiederkehrenden Bedürfnisse nach Klarheit mit größenwahnsinnigem Rausch-Gebrabbel und noch mehr Bier gelöscht werden. Das minimalistische Bühnenbild – eine Blackbox in Boxringgröße – wird zum Austragungsort für „Verbalattacken, Ich-Befragungen, Zeitgeist-Monologe und melodramatische Verwandlungen“. Linguisten dürfen sich beim Zuschauen über eine detaillierte Analyse von Seiten der Autorin zum Sprach- und Kommunikationsverhalten Betrunkener freuen: Weder die Rede überm Bier, noch die Diskussion von Gemeinschaftstrinkerinnen oder das Sprücheklopfen kommt zu kurz. Gleich einem Humpen Bier werden Gesprächsteile abgesetzt und wieder aufgenommen.
Astrid Kohlhoff, Conny Wolter und Stefan Ebeling spielen allein, zu zweit oder zu dritt, als Monolog über dem Bier oder Gemeinschaftstrinken, mit außerordentlichem Körpereinsatz oder ohne. Regie führt Silvio Beck. Ellen Brix hat die Choreografien entwickelt.
Die naTo ist ein Soziokultureller Verein, der für die Ausrichtung außergewöhnlicher Live-Konzerte sowie für die Förderung von Theaterprojekten, Nachwuchskünstlern und soziokulturellen Projekten jenseits des Mainstreams bekannt ist. In den 80er Jahren begann die spannende Geschichte des Hauses auf der Karl-Liebknecht-Straße. Heute ist die naTo eine kulturelle Institution im Leipziger Süden.
„Bier für Frauen“
Schauspiel: Astrid Kohlhoff, Conny Wolter, Stefan Ebeling
Regie: Silvio Beck
Choreografie: Ellen Brix
Musikalische Leitung: Stefan Ebeling
Do, 11.01. und Fr, 12.01. | jeweils 20:00 Uhr | die naTo (Karl-Liebknecht-Str. 46, Leipzig)
Eintritt: 15,- / 10,- (VVK: 14,50 zzgl. Gebühren bei Culton Ticket und www.tixforgigs.com)
Keine Kommentare bisher